Frevel
Es gibt Tage, an denen mir nichts einfallen will. Alles wurde gesagt. Die Erde dreht sich um ihre Achse. Tag für Tag. Menschen werden geboren, Menschen sterben. Die Nachrichtensprecher reden in Endlosschleifen. Die Welt ist ein Wartesaal. Ich warte auf den Frühling, auf Wärme, auf bessere Zeiten. Die Bewohner des Altenheims warten auf das Essen, auf das Ende der Nacht, auf ihren nächsten Stuhlgang … Wir warten auf den Feierabend. Vielleicht warten wir auf Sex oder auf einen TV-Film am Abend. Oder wir warten auf den Pizza-Service. Derweil geht alles seinen Gang. Es wird geredet und geschwiegen, umarmt und weggestoßen. Menschen warten auf Nachrichten. Menschen warten vergeblich. Die Worte und Gesten wiederholen sich. Doch die Sehnsucht bleibt. Die Sehnsucht lässt mich immer weitermachen.
Der Verstand kotzt auf Worte wie Sehnsucht. Und Liebe. Der Verstand spielt in einer anderen Liga. Dieser Ballast Leben macht ihn mürbe. Die Leidenschaft versiegt. Wozu das alles?
Ich durchsuche meine Erinnerungen nach glücklichen Tagen. Es gab sie. Nur scheinen sie unendlich weit weg. Wie unwirklich. Aber es muss sie gegeben haben.
Treppe zum Altenheim