Freni (Gast) - 06. Jan. 13, 09:58

Sehnsucht ist eines der großartigsten und schönsten Gefühle. Sie hält die Leidenschaft am Leben.

Thea Dorn beschreibt die Sehnsucht auch sehr treffend, finde ich.

“Nie würde es die Sehnsucht ertragen, mit ansehen zu müssen, wie das Ersehnte, so innigst Ausgemalte in den Waschgängen des Alltags ausbleicht, fadenscheinig wird, zerfällt. Deshalb ist der Sehnsüchtige immer auf dem Sprung. Oder er setzt an zum letzten Finale. ............"

bonanzaMARGOT - 06. Jan. 13, 16:24

hallo freni.
ohne die sehnsucht wäre ich nur eine denkmaschine. und: - wäre das denken ohne sehnsucht überhaupt noch sinnig?
das eigenständige denken begreife ich als das größte geschenk meines lebens. denken ist eben nicht gleich denken. selbst nachdenken dürfen und nicht nach konventionellen mustern denken. lebendiges denken und sehnsucht bedingen sich gegenseitig. die öde des alltagstrotts ist dagegen eine bremse für diese freiheit. er macht die menschen durchsichtig. es macht die menschen zu marionetten und zu opportunisten. aber vielleicht machen auch die marionetten und opportunisten den alltagstrott aus ...
(sehnsucht kann ganz schön einsam machen.)
Freni (Gast) - 07. Jan. 13, 08:33

Es gibt ja noch andere Gefühle als die Sehnsucht. Aber die Sehnsucht ist und bleibt das stärkste Gefühl. Die meisten Menschen können das Gefühl der Sehnsucht nicht aushalten. Entweder oder, lautet das Motto. Danach soll/muss man funktionieren, was natürlich ziemlich absurd ist, weil in dem Augenblick wo man sich gegen die Sehnsucht entscheidet, ein Gefühl vernichtet wird. Natürlich könnte man jetzt behaupten, die Sehnsucht wird nicht vernichtet sondern durch ein neu entstandenes Gefühl ersetzt, zum Beispiel durch die Liebe. Womit sich aber die Frage stellt: Wieviel Alltag verträgt die Liebe?

Ohne das Gefühl der Sehnsucht macht das Leben für mich keinen Sinn. Sehnsucht wonach auch immer. Vll nach dem Wunderland, so wie es Friedrich Schiller in seinem Gedicht "Sehnsucht" beschreibt.

Ach, aus dieses Thales Gründen,
Die der Kalte Nebel drückt,
Könnt' ich doch den Ausgang finden,
Ach, wie fühlt' ich mich beglückt!

Dort erblick' ich schön Hügel,
Ewig jung und ewig grün!
Hätt' ich Schwingen hätt ich Flügel,
Nach den Hügeln zög' ich hin.

Harmonien hör' ich klingen,
Töne süssliger Himmelsruh',
Und die leichten Winde bringen
Mir der Düfte Balsam zu,

Gold'ne Früchte seh' ich glühen,
Winkend zwischen dunkelm Laub,
Und die Blumen, die dort blühen,
Werden keines Winters Raub.

Ach wie schöne muß sich's ergehen
Dort im ew'gen Sonnenschein,
Und die Luft auf jenen Höhen,
O wie labend muß sie sein!

Doch mir wehrt des Stromes Toben,
Der ergrimmt dazwischen braust,
Seine Wellen sind gehoben,
Daß die Seele mir ergraust.

Einen Nachen seh ich schwanken,
Aber ach! der Fährmann fehlt.
Frisch hinein und ohne Wanken,
Seine Segel sind beseelt.

Du mußt glauben, du mußt wagen,
Denn die Götter leih'n kein Pfand,
Nur ein Wunder kann dich tragen
In das schöne Wunderland.

Ein schönes Gedicht, findest du nicht auch?

Selbstständigkeit, Unabhängigkeit, Freiheit und Sehnsucht sind Gift für den Alltag. Ich tu' mein Bestes, du anscheinend auch ;)
Wenn man das Gefühl der Sehnsucht als neagtiv empfindet, kann es vermutlich einsamen machen.
bonanzaMARGOT - 08. Jan. 13, 12:03

schiller halt

die sehnsucht nach einem arkadien. für mich ist arkadien oder wunderland überall, wo freiheit herrscht.
ich versuche die freiheit wenigstens teilweise in meinem kopf, in meinem denken zu verwirklichen. ein land der freiheit wird wohl fiktion bleiben.
dann ist da auch die sehnsucht nach liebe - die leider ebenso schwer zu erfüllen ist. jedenfalls dauerhaft. kompromisse und alltag höhlen freiheit und liebe aus.
die einsamkeit des sehnsüchtigen ergibt sich aus der unlebbarkeit seiner sehnsüchte mit anderen.
Freni (Gast) - 08. Jan. 13, 12:46

Entschuldige, aber ich lebe in einem Land der Freiheit. Was du über die Freiheit denkst und fühlst können nur Menschen schreiben, die niemals in einem anderen Land gelebt haben. Ich fühle in Deutschland geistige und körperliche Freiheit. Und das ist ein sehr wunderbares Gefühl. Ich nutze jede Möglichkeit um diese Freiheit nicht nur zu fühlen, sondern auch zu leben. Das macht mich glücklich. Sehr sogar.
Liebe braucht Zeit, das solltest du nicht vergessen. Kompromisse und der Alltag sind Bewährungensproben für die Liebe. Um so länger die Phase des Verliebtseins anhält und damit meine ich jetzt nicht Wochen oder Monate, sondern Jahre, um so größer ist die Chance auf die Liebe des Lebens. Daran glaub' ich zumindest.
bonanzaMARGOT - 08. Jan. 13, 13:24

ich streite nicht ab, dass es in deutschland (noch) viele freiheiten für die bürger gibt. also relativ zu diktatorischen staaten.
auch leben wir (noch) relativ wohlhabend in diesem land.
die freiheit, die ich mir ersehne, ist mehr eine freiheit von traditionen und konventionen. sie bedeutet eine friedliche form der anarchie.
die größte konvention weltumspannend ist die des geldes. sie unterminiert fast unser ganzes leben. der materialismus hat auch die religionen längst unterhöhlt. eigentlich schon immer. das ist keine neuzeitliche sache.
ein arkadien meiner vorstellung wäre unbedingt ein land ohne geld. es wäre ein land ohne konventionelle zwänge.
leben und leben lassen.
natürlich ist das eine illusion. eine gesellschaft braucht ein gewisses ordnungssystem. drum kann ich froh sein, dass ich in einem staat mit einer sehr fortschrittlichen verfassung lebe.
aber auch in diesem wunderland deutschland passieren viele ungerechtigkeiten. die politiker lügen das blaue vom himmel herunter. die geistigen heucheln, was das zeug hält. und otto normalbürger macht es nach. ich bin mit der kapitalistischen welt, die mich umgibt, nicht glücklich.
schön für dich, dass du die neugewonnene "freiheit" aufgrund deiner ddr-vergangenheit noch genießen kannst. irgendwann kriegst du vielleicht auch ihren mief in die nase ...

über die liebe mag ich keine altklugen statements abgeben.
da kann ich nur jedem viel glück wünschen.
Freni (Gast) - 08. Jan. 13, 14:31

Du lebst doch ein Leben ohne materielle Werte und Zwänge. Ich kenne nur wenige Menschen die diese bescheidene, ehrliche und offene Lebensweise so konsequent umsetzen wie du. Du machst einen tollen Job, betrügst keine Menschen sondern hilfst ihnen. Du verdienst dein Geld mit ehrlicher Arbeit. Mit einer Arbeit die gebraucht wird. Und nur das zählt.
Unehrlichen, geldgierigen und spießigen Menschen kannst du deine Lebensweise nicht aufdrücken. Deshalb wird deine Vorstellung von der Welt immer Wunschdenken bleiben.

Freiheit hat keinen Mief.
bonanzaMARGOT - 08. Jan. 13, 15:02

freiheit ist nicht gleich freiheit, freni.
es gibt viele formen der trügerischen freiheit - dazu zähle ich die freiheit in einer kapitalistischen gesellschaft.
auch der sozialismus schrieb sich die freiheit auf seine fahne. und auch diese freiheit war trügerisch. sie war worthülse.
und bei den religionen ist es nicht anders.
sie versprechen freiheit, aber letztlich führen sie zu unterdrückungssystemen.
viele revolutionen, die die freiheit als ziel hatten, endeten in einem neuen totalitarismus.
man muss schon genau erschnuppern, ob es um die "wahre" freiheit geht, oder um ein alibi für machtbesessene egomanen.

schade, dass du nicht verstehst, um welche freiheit es mir geht.

in meinem leben suchte ich eine nische, wo ich beruflich einigermaßen sinnvolles machen kann. die fand ich in der tat. allerdings unter teilweise sehr harten bedingungen. (und wieder liegt es am geld.)
die spießer und geldgierigen gibt es auch im sozialsystem.
Freni (Gast) - 08. Jan. 13, 15:15

Vll verstehe ich dich besser, als es dir lieb ist ;)
Bis dann!
bonanzaMARGOT - 08. Jan. 13, 15:17

typisch dahingeworfener frauen-brocken.
nein, das glaube ich nicht.

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