Oberflockenbach verschoben
Klaus wollte mich nach Oberflockenbach zum Essen einladen, damit ich ihm sein neues Iphone erkläre, doch dann kam das Iphone nicht, auf das er mittlerweile schon seit vier Monaten wartet. Er bot mir an, trotzdem nach Oberflockenbach zu fahren. Am Abend vorher hatten wir uns im Kaffeehaus ein Wenig über den Dioxin-Skandal in die Wolle gekriegt. Er war der Meinung, dass der Verbraucher durch sein naives Kaufverhalten selbst Schuld sei. Und ich verteidigte den Konsumenten. Nach dem vierten dunklen Hefeweizen vielleicht etwas zu eifrig in Lautstärke und Gestik. Ich merkte gar nicht, wie sehr ich mich aufregte.
Bei jedem Skandal, an welchem das System eine wesentliche Mitschuld trägt, wird die Verantwortung am Liebsten an das schwächste Glied weiter gereicht. Im Falle von Lebensmittelskandalen sind es die naiven Konsumenten, die dem Slogan „Geiz ist geil“ folgend durch den Einkauf von Billigprodukten erst die Lawine ins Rollen bringen, welche dann zu den verbrecherischen Mißständen fast zwangsläufig führt; und im Falle von politischem Unvermögen, wird der Wähler vorgeschoben, der die Deppen schließlich an die Macht brachte. Erst benutzt man die Basis, um an die Macht zu kommen; wenn der Karren dann im Dreck steckt, ziehen die hohen Herren den Kopf ein. Sie sondern Sprüche ab wie: „Der mündige Bürger wollte es doch nicht anders“, oder: „Wie kann man nur so dumm sein, zu glauben, was auf der Verpackung steht“. Genausogut könnte ich, nachdem ich ein Auto schuldhaft in den Graben setzte, monieren: „Scheiße, das Auto machte einfach, was es wollte!“
Solche Mogeleien regen mich immer wieder auf, und so stritt ich mit Klaus, obwohl wir wahrscheinlich gar nicht sehr unterschiedlicher Meinung sind, was das fehlerhafte System als Ganzes angeht.
Ich sagte das Unternehmen Oberflockenbach per SMS ab. Ich hatte einfach nicht den Nerv. Schon gar nicht auf weitere Diskussionen. Meist wird‘s politisch, wenn Klaus und ich zusammen sitzen.
Ich fuhr in die Stadt und holte meine Armbanduhr ab, die ich im alten Jahr in Reparatur gegeben hatte. Welle und Krone waren ersetzt worden. Der Uhrenverkäufer grüßte unerwartet freundlich, und ich trat mit meiner Uhr am Handgelenk beschwingt aus seinem Laden auf die Straße.
Im "Bierkrug" kniete der Koch in einer Ecke und bohrte. Renate sagte: „Willkommen auf der Baustelle.“ Ich setzte mich erst gar nicht und ging weiter zum „Coyote Café“.
bonanzaMARGOT
- 12. Jan. 11, 13:34
- Die Arschwischmaschine hat frei
Zankapfel
ja..darüber kann man sich wirklich streiten. Der Streitpunkt bei euch war die Mündigkeit des Verbrauchers. Das ist ja auch nicht ganz von Tisch zu wischen. Ware findet nur Absatz, wenn sie einen Käufer hat. Das trifft sich auch für Nahrungsmittel zu.
Nachdem die Verbraucher schon kritischer geworden sind und mit dicker Brille alles nachlesen, was drin ist. Aber die Nahrungsmittelinstustrie findet immer wieder neue Wege, den Verbraucher zu täuschen. Leider ..
"Ausweichen auf Bio" sagen einige. Doch wer hat die Geldbörse dafür ? Doch nur der, der sich auch schon Feinkostwaren leisten konnte. Der kleine Mann mit kleinem Gehalt hält das finanziell nicht lange durch. Schon gar nicht, wenn er seine paar Kröten nicht nur durch den Magen schieben will.
Zu DDR-Zeiten kamen sie auch schon auf allerhand Dreh. Die hochqualifizierten machten viel Versuche an Nahrungsmittel. So fand man eines Tages gelbd Fettkleckse auf der Milich, wenn man sie erwärmte. Ich fand das sehr merkwürdig, doch noch voller Vetrauen in die Molkereien, die diese Milch auf den Markt brachten. Später erfuhr ich, dass man Schweinefett in die Milch tat. Ihhgiit.
Auf diese glorreiche Idee kam man weil man alles Milchfett für Butter und Sahne verwenden wollte. So wurde aus der Magermilch wieder eine 2,2 % fetthaltige Milch gemacht.
Diese Schweineprister.
Die Menschen versuchen immer wieder ins Natursysteme einzugreifen. Jedoch beherrschen sie diesen Prozeß selten oder gar nicht. Und wenn dann die Profitgier dazu kommt, ist alles im Eimer.
Gruß LaWe
wie du es sagst, lawe: den menschen mit wenig geld in der börse, ist es absolut nicht zu verdenken, wenn sie die billigangebote wahrnehmen. auch sind wir konsumenten längst schon abgestumpft. in den schulen müßte "ernährungs- und gesundheitslehre" ein wichtiges fach sein. stattdessen trichtert man heute wie gestern den schülern ein haufen zeugs ein, welches sie sowieso gleich wieder vergessen und im leben nicht brauchen.
es wäre so einfach ..., aber scheinbar sind änderungen in diesem sinne nicht gewollt.
und von wegen bio; hab die erfahrung mit karotten gemacht, die herkömmlichen verderben selbst im kühlschrank bald, da mußte ich immer einen teil entsorgen, während die biologischen zwar etwas teurer, aber länger halten, dasselbe mit zwiebel oder kartoffel.
da lohnt sich das investement schon wieder, und besser schmecken tuns auch.
die generationen, die mit fastfood und den supermärkten aufwachsen, werden nicht genügend über die hintergründe und die produkte aufgeklärt ...
es ist doch klar, dass der nahrungsmittelüberfluss sowie die niedrigpreise kein geschenk des himmels sind, sondern nur auf kosten der ökologie, der produktqualität und durch aubeutung von mensch und natur in den dritteweltländern möglich sind.
leider wurden und werden wir nicht zu kritischen und mündigen bürgern erzogen - sondern zu abgestumpften, bequemen wohlstandsbürgern. die infiltration durch den materialismus und kapitalismus ist zu machtvoll. das system darf sich nicht in frage stellen, und wir sind fast alle tief darin verstrickt.
eine veränderung ist nur möglich, wenn man vermehrt über werte diskutiert und die offensichtlichen erkenntnisse in ein konsequentes handeln überführt. es ist im prinzip ein ähnlicher prozeß, wie das rauchen aufzugeben. momentan befinden wir uns noch ganz am anfang. die eine hälfte von uns ahnt bereits, dass unser konsumverhalten schädlich ist, während die andere hälfte lieber wegschaut oder gar starrsinnig dagegen argumentiert - etwa wie manche raucher meinen: "ich kenne einen, der rauchte, und der wurde achtzig; und es gibt nichtraucher, die an lungenkrebs sterben ..."
wir sind konsumsüchtig ...
und unser hirn steht im bann des suchtmittels. oder anders gesagt: wir belügen uns lieber selbst, als unserere konsumgewohnheiten aufzugeben.