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Der Ort meiner Geburt, wo ich aufwuchs, in den Gassen spielte, zur Schule ging, meine erste Liebe fand, als junger Mann in den Kneipen abhing…, wo meine Eltern beerdigt sind, liegt 15 Kilometer südlich an der Bergstraße, eingebettet in die sanften Hügel des Kraichgaus. Ich nahm ein Taxi. Alles um mich herum wurde von Kilometer zu Kilometer vertrauter. Ich dirigierte den Taxifahrer zum Friedhof. Es war früher Mittag. Außer mir gab es nur wenige Besucher. Schnurstracks nahm ich den Weg zum Grab meiner Eltern. Gleich hinter der Kapelle links musste es sein. Ich fand es nicht gleich. Hatte ich mich geirrt? Nein, da war es, ein paar Meter weiter, als ich es in Erinnerung hatte. Ein Grab unter Gräbern. Ich kniete vor der Granitplatte nieder, auf der ihre Namen eingemeißelt standen. Der Himmel über mir wolkenverhangen. Friedhofswetter – wie man es sich vorstellt. Immerhin wurde ich nicht von Regen in meiner Andacht gestört.
Als ich mich erhob und abwendete, erfasste mich eine Welle Wehmut, als würde ich in der Brandung stehen und nun den Sog des zurückfließenden Wassers hinaus aufs Meer spüren. Schweren Schrittes ging ich zum Ausgang. Ein paar Sonnenstrahlen schafften es hin und wieder durch die Wolkendecke. Mein Weg führte mich hinunter in die kleine Stadt. Ich kam mir vor wie ein Riese - meiner Heimat längst entwachsen. Im Zentrum begrüßte mich eine menschenleere Fußgängerzone. Diese ganze Stadt ist ein Grab, dachte ich unwillkürlich, aber es war schließlich Ostersonntag und das Wetter beschissen.
Vorbei an einigen Stätten meiner Kindheit und Jugend. Vorbei am Leimbach, der nach wie vor dahinplätscherte. Vorbei am Wohnhaus, das in neuer Fassade aufwartete. Vorbei am alten Amtsgericht. Vorbei am Jugendkeller, wo ich mein erstes Bier trank… Vorbei am ersten Kaufhaus der Stadt. Vorbei an Marktplatz und Kirche. Vorbei an vielerlei Erinnerungen. Vorbei an den Kneipen… Alles erschien im Lichte dieses Tages reichlich armselig. Wie konnte man in dieser Enge leben?
Wo ich einst im Billard-Café echte Glanzzeiten erlebt hatte, residierte jetzt eine Shisha-Bar. Die Bierbörse daneben gab es noch, und sie hatte sogar geöffnet. Vielleicht sehe ich dort einen alten Bekannten, dachte ich, um mit ihm über die glorreichen Zeiten zu plaudern. Meine Emotionen hämmerten in mir und drängten heraus, aber es gab niemanden, mit dem ich sie teilen konnte. An der Bar spielten die Bedienung und ein Stammgast Karten. Ich trank mein Bier und betrachtete die Öde vor mir. Fast hätte ich die Bedienung angesprochen: Wie lange arbeiten Sie schon hier? Wissen Sie, ich bin hier zu Besuch in meinem Geburtsort, das Grab meiner Eltern besuchen. In den Achtziger/Neunzigern trank ich in der Bierbörse oft mein Bier. Kennen Sie vielleicht noch den Micha? Der war damals Wirt. Eine gute Zeit. Die Kneipen immer voll…
Stumm beendete ich meine Thekensitzung und bezahlte.
Am Taxistand stand kein Taxi, und es begann zu schiffen. Ich schimpfte vor mich hin und flüchtete in ein Café, einstmals Traditions-Kaffeehaus des Ortes, heute von Ausländern geführt. Alles machte mich plötzlich wütend. Wer waren diese Leute? Woher kamen sie? Was war passiert? Was für ein totes Kaff! Ich fühlte mich bestohlen und gekränkt. Ich wurde hier geboren, meine Eltern liegen hier begraben – hört ihr! hätte ich am liebsten in den Raum gerufen. Ich trank noch ein Bier und orderte über den Barkeeper das Taxi für die Rückfahrt.
bonanzaMARGOT
- 07. Apr. 18, 09:57
- 2018 - Reisen
es war wichtig für mich nach den jahren in berlin, an ihr grab zurückzukehren...
Ich weiß dass deine Eltern schon länger tot sind, aber Trauer braucht ein paar Jahre, ich habe jetzt fast 10 Jahre gebraucht um wieder ohne Trauma Neukölln betreten zu können.
berlin reicht mir auch erstmal. woanders hin will ich in nächster zukunft nicht. weder zurück in die heimat noch zu einem anderen ort deutscher verstaubtheit und spießigkeit...
ja, es wäre mal interessant, die metropolen der welt zu bereisen. letztlich hängt es an den menschen (und am job), wo man bleibt.
nun ist meine heimat eigentlich lange nicht mehr meine heimat - sie wurde längst von den neuen generationen und den ausländern besetzt. ja, ich sage das bewusst, weil es mich stört!
so ähnlich müssen sich die ureinwohner nordamerikas gefühlt haben, als die siedler kamen. am anfang macht man noch geschäfte miteinander... aber irgendwann wurde es unerträglich, und es begann der krieg um land und macht.
ich will nicht kämpfen. aber ich spüre diesen großen unmut in mir - wo blieb meine heimat? die neuen menschen stahlen sie mir. können sie das nicht machen, wenn ich auch schon unter der erde liege? warum verschmutzen sie das land meiner väter? hätten sie sich dasselbe in ihrer ursprünglichen heimat gefallen lassen?
die amerikanischen siedler überrollten damals einfach die ureinwohner. sie nahmen wenig rücksicht. ein paar waren sicher drunter (auf beiden seiten), die fried- und respektvoll nebeneinander leben wollten. aber letzltlich waren die kulturellen unterschiede zu groß, und die ureinwohner zogen den kürzeren gegenüber der großen flut der einwanderer. sie wurden in reservate verbannt...
es gibt berliner stadteile, wo du fast niemanden mehr deutsch reden hörst und wo ich mich als außenseiter fühle.
ich mag, wie gesagt, keinen krieg mit diesen menschen, die mir fremd sind. aber ich fühle mich zunehmend ungut...
also, es ist so, dass man nationen wie wohnungen ansehen kann, in die man nicht jeden reinlässt bzw. nur die, die sich zu benehmen wissen. ich meine damit nicht nur die kriminellen auffälligkeiten, sondern auch eine gewisse zurückhaltung im benehmen, wie es eigentlich als gast schicklich wäre. ja, ich weiß, wie wir deutschen uns z.b. auf mallorca gebärden, und ich kann den frust und die wut der einheimischen bevölkerung dort sehr gut nachvollziehen - auch die diesbezüglich unternommenen restriktiven maßnahmen.
gestern war da z.b. fast neben meiner haustüre eine ausländische hochzeitgesellschaft, die den ganzen verkehr blockierte und zudem irre laut herumtrommelte. dazu ein auto-pulk - und frage mich, was für nobelkarossen die fahren (woher haben die die kohle dazu, selbst wenn sie die nur mieten??).
was soll das hier!?! dachte ich, und verkrümelte mich in meine wohnung, wo ich sogleich den rollladen herunterließ.
ich reise doch auch nicht nach pakistan oder indien, schreie auf deren plätzen herum und singe ohrenbetäubend laut deutsche volkslieder.
freilich sind da nicht nur türken, sondern auch eine menge araber, spanier, russen, polen etc., die sich unmöglich aufführen. (zuhause würden sie sich das wahrscheinlich nicht trauen.) ich will gar nicht rätselraten, woher die alle kommen.
okay. wie gesagt, es gibt auch nicht unwenige, die sich zu benehmen wissen, doch diese hottentotten auf den straßen (oder nenne sie zigeuner, zuhälter und verbrecher) stören erheblich das bild des guten zusammenlebens.