Lost
Inzwischen kann er nur noch über die Bewegung seiner Augen kommunizieren. Der Sprachcomputer generiert zwei bis drei Wörter pro Minute. Eine mühsame Angelegenheit und nichts für ungeduldige Gesprächspartner. "Manchmal bin ich sehr einsam, weil die Leute Angst haben, mit mir zu sprechen, oder nicht abwarten können, bis ich eine Antwort geschrieben habe", sagte er 2015 in einem BBC-Interview. Unwillkürlich denke ich dabei an das beeindruckende Buch „Schmetterling und Taucherglocke“, das von dem nach einem Schlaganfall am Locked-In-Syndrom leidenden Jean-Dominique Bauby nur durch Augenzwinkern diktiert wurde…
Unser Geburtstagskind wird heute 75 und schrieb eine Menge Bücher. Er gilt als der größte Astrophysiker unserer Zeit. Ich zolle ihm meine Hochachtung. Alles Gute, Stephen Hawking!
In Berlin fällt der erste Schnee des Winters und generiert eine ungewöhnliche Stille. Hinzu gesellt sich die Sonntagsruhe. Feine Flocken wirbeln durch die Luft und bedecken die parkenden Autos mit Schneehauben. Ich versinke in dem selten weißen Anstrich des Tages, im Kopf ein einziges Kuddelmuddel. Wie bekommen manche Menschen da nur Ordnung rein? frage ich mich.
Die Praktikumsleiterin meinte „Du denkst zu kompliziert“, worauf ich erwiderte „Das war schon immer so – ich wundere mich, wie ich überhaupt so weit kommen konnte…“ und verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. Ich quälte mich wieder einmal durch die Mahnliste der Tumordokumentation und brachte offenbar die einfachsten Dinge nicht auf die Reihe. Sie muss mich für einen kompletten Idioten halten, dachte ich bei mir. Wieso tue ich mir das an?
Ich bin fasziniert von Menschen wie Stephen Hawking, die allein durch ihre Vorstellungskraft und Intelligenz neue Erkenntnisse zum Universum entwerfen und sich in dem komplexen Allerlei von Mikro- und Makrokosmos zurechtfinden. Meine Stärke liegt eher auf der abstrakten Ebene. Von der schieren Menge der unterschiedlichen Elementarteilchen fühle ich mich erschlagen – ähnlich ergeht es mir momentan mit der Tumordokumentation: ich scheitere an der Vielfalt der mir unbekannten medizinischen Vokabeln und dem richtigen Herauslesen.
Ich frage mich: Befinden wir uns mit dieser fachlichen „Zerstückelung der Welt“ auf dem richtigen Dampfer? Wer soll da eigentlich noch durchblicken? Ich jedenfalls fühle mich sehr oft überfordert. Ich bin schon froh, wenn ich die richtige Himmelsrichtung finde und rechts und links unterscheiden kann. Kompliziertere Sachverhalte bereiten mir schnell Kopfschmerzen.
Ich würde mich als 1. begriffsstutzig und 2. ungeduldig charakterisieren – keine guten Vorrausetzungen für das Erlernen eines neuen und umfangreichen Fachgebietes. Zudem bin ich ein Sensibelchen, was den Lehrer und seine Art und Weise angeht. Der Lehrer hat sehr viel Einfluss auf meine Motivation. Es muss passen…
Denke ich wirklich zu kompliziert? Nein. Ich sehe überhaupt kein Denken, nur eine diffuse Stille, abertausende Puzzleteile. Worte verbergen sich im geistigen Schneegestöber, ich jage Bedeutungen wie Schmetterlingen hinterher. Das Gesicht der Praktikumsleiterin verzerrt sich zur Horrorfratze. Erstaunen und Entsetzen tanzen mit mir Ringelreih. Die Uhr über der Bürotür zeigt an: Noch eine Stunde. Was ist eine Stunde? „Du bist hier, um zu fragen“, sagt die Praktikumsleiterin. Ich nicke stumm. In mir werden ganze Heerschlachten ausgeführt. Alle kämpfen gegen alle.
Nun gut, dann also zum nächsten Fall auf der Mahnliste: ein Hirntumor…
Wie verloren ist die Menschheit im Universum? Und wie verloren ist ein Mensch in der Welt?
Wie verloren kann ich in mir selbst sein?
bonanzaMARGOT
- 08. Jan. 17, 12:31
- boMAs Gedichte und Texte
Gestern las ich zuerst den englischen und dann den deutschen Eintrag in Wikipedia. Ok, diese Eintraege sind ganz unterschiedlich. Aber dann las ich in der deutschen Version, dass Konstruktivismus einerseits als A verstanden wird, andererseits als nicht-A. Was fuer eine Scheisse ist denn das? Ein Philosophiestudent darf sich dann aussuchen, was er glaubt und spaeter kann er dann wilde Diskussionen fuehren. Nein, Geisteswissenschaften haben nicht etwas mit Geist zu tun. Sie sind das Betaetigungsfeld von eingebildeten, selbst-erklaerten Denkern, die vermutlich nicht einmal eine quadratische Gleichung loesen koennten. Auf den Scheiterhaufen mit allen. Allenfalls lasse ich mir noch Konfucius gefallen und ein paar aus der Geschichte. Aber was sich heute in Philosophie abspielt, ist schlimmer als Onanie. Nein, das ist eine Beleidigung fuers Onanieren. Das dient wenigsten einem Zweck. - Und was hat das jetzt mit den vielen Begriffen in der Tumorforschung zu tun? Da bin ich toleranter. Es wird wenigstens versucht, Unterschiedliches zu unterscheiden. Sonst waere es ja zu einfach. Diagnose Krebs? - Todesspritze, und dann verbrennen. Klare Behandlung. spart viel Geld. Viel Spass noch beim Studium!
geistig onaniert wird aber nicht nur in den geisteswissenschaften.
es ist ein maskenspiel, das überall stattfindet. alle sitzen auf ihrem vermeintlichen wissen wie stolze pfauen, und nur wenige reden klartext. wer nämlich das morsche gebälk anspricht (auf dem alles steht), wird von den klugscheißern der welt verschmäht - denn ihre heile welt besteht aus floskeln und nicht aus dem bestreben nach erkenntnis. nein, ihr kunststück ist die verschleierung. es geht nur noch darum, wer sich am besten darstellen, - wer die menschen am besten an der nase herumführen kann.
ich komme mir (nicht erst seit heute) so vor, als müsste ich mir den kopf mit scheiße vollstopfen, um in dieser gesellschaft etwas zu werden.