Gedankengespenster, Alteschuhesommer und Blog-Flaute
Mir hängen die Gedankengespenster der Nacht nach. Manche Nacht ist elend lang wie ein Höllentrip: Lange Wachphasen, unmögliche Gedanken, unruhiger Schlaf, wirre Träume. Am Morgen drücken die Augen und schmerzen die Glieder. Während vor der Tür schon der normale wochentägliche Stadtverkehr brummt, muss ich noch meinen Kopf sortieren und zu mir kommen. Mir fällt ein, dass der Kaffee leer ist. Mist! Immerhin sieht es erneut nach einem schönen Spätsommertag aus. Altweibersommer. Auf was man alles kommt. Warum nicht „Alteschuhesommer“?
Ich schalte den Computer an und überfliege die eingegangenen Mails. Sehr gut, die Sache mit dem Schlafplatz nächste Woche in Rostock klappt! Die Wetter-App sagt, dass das Wetter sommerlich bleibt. Ansonsten nichts Besonderes. Ich schaue kurz auf die Schlagzeilen der Nachrichten aus aller Welt. Auf meinen Blogs wieder nichts Neues. Das heißt: einen Kommentar erhielt ich auf eines meiner neuen Gedichte. Ich lese ihn und antworte. Fertig. Wie sehen denn die Besucherzahlen aus? Gestern 38. Mein Hauptblog erlebte schon bessere Zeiten. Viele Blogger wanderten ab zu anderen Blogbetreibern. Das ist in etwa so, als ob man in eine andere Stadt zieht. Man verliert sich aus den Augen, auch wenn man sich regelmäßige Besuche zusicherte. Andere sind wahrscheinlich einfach blog-müde.
Um meine Glieder zu strecken, wandere ich ziellos durch die Zweieinhalbzimmerwohnung. Ich streiche eine Falte aus dem frisch gemachten Bett, in der Küche sortiere ich abgewaschenes Geschirr ins Regal, ich überprüfe das Bad, ein kurzer Blick in den Spiegel, - kehre zurück ins Wohnzimmer und bleibe vorm Bücherregal stehen – darauf steht sozusagen das Konzentrat von über dreißig Jahren Lektüre. Beim Umzug nach Berlin sortierte ich nochmals aus. Übrig blieben wirklich nur meine Lieblings-Lieblingsbücher. Sehr schön, sie alle beieinander zu sehen.
Ein Knopfdruck am Soundsystem, und ich werde von Blues-Musik aus dem Internetradio beschallt. Die Polen haben einen ausgezeichneten Blues-Sender. Zeit, mich langsam für den fucking Tag frisch zu machen.
bonanzaMARGOT
- 08. Sep. 16, 09:50
- Arbeitslos
positiv für mich ist, dass ich muße zum schreiben habe. ich faulenze außerdem nicht ungern.