Zurück in Berlin, warmes Bier und Urlaubsbilder


Wie lange braucht man für ein neues Leben? – schafft man es, sein altes einfach abzuschütteln?
Ich hatte mich nach dem Frühstück mit O. nochmal hingelegt und in „Mr. Aufziehvogel“ gelesen. O. brach früh auf. Irgendwo am Rosa Luxemburg Platz sitzt sie den ganzen Tag in einer Privatwohnung des Bruders einer Arbeitskollegin und beaufsichtigt* irgendwelche Video-Dreharbeiten oder Fotoshootings für ein bekanntes Modelabel – die Wohnung soll von diesen Leuten wieder in ordentlichem Zustand übergeben werden; und da der Bruder irgendwo in der Türkei unterwegs ist, bat er seine Schwester um diesen Job, und die wiederum fragte O., ob sie einen Tag für eine immerhin dreistellige Summe einspringen könne. Ich denke an O., wie sie im Hinterzimmer sitzt und die Zeit totschlägt, während nebenan das Aufnahmeteam (ein Dutzend Leute) herumwerkeln…; demnächst wird sie mich anrufen und berichten, was da läuft.
Vorgestern kehrten wir von Kreta zurück. Alles lief glatt. Der Flughafen von Heraklion war überfüllt, ein einziges Menschengewühl - der ganz normale Wahnsinn, nicht mehr und nicht weniger. Es gab keine nennenswerten Zwischenfälle. Ich wundere mich oft, dass unter solchen Umständen nicht mehr schiefgeht. Andersherum passiert ein Unglück oft dann, wenn man es gar nicht erwartet, weil alles furchtbar normal und geordnet aussieht.
Die Waschmaschine läuft mit dem Rest der Urlaubswäsche. Bald gibt es von dem Urlaub nur noch Spuren im Kopf, einige schöne Bilder und Mitbringsel. Die Tage in Matala erscheinen wie ein schöner Traum. Zuerst fiel mir bei der Ankunft in Tegel freilich der Temperaturunterschied auf. Auf Kreta war es bis 35°C heiß, während uns in Berlin eine beinahe herbstliche Witterung empfing. Und dann das warme deutsche Bier – an das muss ich mich auch erst wieder gewöhnen. An unserem Urlaubsort wurden die Gläser gekühlt und das Bier eiskalt serviert. Daran denken die deutschen Gastronomen nicht mal, wenn hier die Hundstage sind. Na ja, Geschmäcker sind verschieden – ich jedenfalls mag`s gern kalt… Die Biermarken „Fix“ und „Mythos“ fand ich recht süffig.
Vom griechischen Bier abgesehen waren auch das Essen und der Raki lecker. O. aß jeden Mittag Fisch. Wir saßen auf einer Terrasse unter einem Dach, gedeckt mit Palmenwedeln, direkt am Wasser. Ventilatoren sorgten für etwas Kühlung. Nachmittags war die Hitze so groß, dass man es nicht lange in der Sonne aushielt. Eine Pause im Schatten tat gut. Danach gingen wir wieder an den Strand und ins Wasser. Ich genoss das Schwimmen im Meer wie schon lange nicht mehr. In der kleinen Bucht von Matala war nur wenig Wellengang und das Wasser wunderbar klar.
Die Bilder von unserem Urlaub treiben vor meinem geistigen Auge, durcheinander und verschwommen. Es gibt noch viel zu erzählen – wenn ich es schaffe, die Bilder zum Sprechen zu bringen. Da waren unsere Ausflüge in die Umgebung zum „Red Beach“ und zum „Comos Beach“... Jeder Tag brachte eine Vielzahl neuer Eindrücke.
Ist es nicht Wahnsinn, wie viele Erinnerungen im Verlaufe eines Menschenlebens zusammenkommen? Ist für all die Erinnerungen überhaupt Platz? Gibt es da eine Ordnung in unseren Köpfen? – und wer ordnet es? Irgendwann sieht man den Grund nicht mehr (selbst wenn das Wasser klar ist), die Dinge versinken einfach in der Dunkelheit, wo sie in Strömungen, die uns nicht bewusst sind, fortgetragen werden oder aber aus dem Dunkeln wieder auftauchen – willkürlich in Nacht- und Tagträumen.


(* d.h. sie soll einfach nur da sein, wenn Fragen betr. der Wohnung auftreten)












Bucht und Strand von Matala

lovehunter - 31. Jul. 15, 12:28

Welcome back!

An das griechische Mythos-Bier habe ich auch gute Erinnerungen. Trinkt sich wirklich sehr gut.

bonanzaMARGOT - 31. Jul. 15, 12:41

danke - solch ein urlaub geht leider viel zu schnell rum...
Lange-Weile - 31. Jul. 15, 12:39

warte nur ein Weilchen...

...dann kommen die 35 ° auch wieder zu dir und dafür musst du nicht wieder nach Kreta fliegen.
Wir werden wieder braten und mit der Hitze kämpfen.

Ein Bild deiner Urlaubsbilder macht deutlich, wie heiß es dort war. Die Menschen, die im Schatten eines Baumes Schutz vor der Sonne suchen.
Die Bäume sind immer noch die bestes Klimaanlage.

In einer Bucht heizt es sich das Sommerwetter bestimmt noch ein Level höher auf.

Angeblich tragen wir nicht nur unsere eigenen Erinnerungen mit herum, sondern auch die unserer Ahnen, die wir über unsere Gene mitbekommen und man hat besonders als junger Mensch ein Gefühl empfunden, dass man bestimmt Plätze schon einmal gesehen hat, das Déjà vu kennen die meisten aus der Jungendzeit.

Willkommen wieder zu Hause ;-)

LG La We


bonanzaMARGOT - 31. Jul. 15, 12:53

hallo lawe, ich habe nichts gegen den sommer. freilich, eine zu große hitze schlaucht - in matala war es einigermaßen auszuhalten durch die abkühlung im meer, die schattigen plätze und das eiskalte bier...
ich hielt mich viel im schatten auf - jeder muss wissen, wie viel sonne (und hitze) er verträgt, kreislaufmäßig und wegen der haut. einen leichten sonnenbrand bekam ich trotz sonnencreme und schatten. ich hatte mich gerade halbwegs akklimatisiert, als wir wieder zurück flogen. nun, der sommer kann ruhig auch hier wieder einkehren, die häßlichen und kalten tage haben wir (finde ich) in unseren breiten zur genüge.

ich kriege noch nicht mal alle meine erinnerungen gebacken, da brauch ich nicht noch die erinnerungen meiner ahnen...
iGing - 31. Jul. 15, 13:05

Déjà-vus aus der Jugendzeit?? Ich kenne Déjà-vus erst seit ein paar Jahren und denke, dass es vom Älterwerden (Alt- will ich ja noch nicht sagen ;-) ) kommt. Aber was weiß ich schon ...
bonanzaMARGOT - 31. Jul. 15, 13:28

das gefühl, irgendwo schon mal gewesen zu sein, hatte ich einige mal, soweit ich mich erinnern kann in jedem lebensalter, mehr oder weniger deutlich... solch ein deja vu kann meiner meinung nach auch durch ähnlichkeiten hervorgerufen werden. unser gedächtnis kann uns allerhand streiche spielen - da muss man nicht gleich "überirdisches" ins spiel bringen. jeder mag solche "zeichen" auf seine weise deuten...
sicher ist das dasein an sich ein mysterium.
bonanzaMARGOT - 31. Jul. 15, 13:31

iging, welchen zusammenhang siehst du zwischen dem älterwerden und deja vus?
iGing - 31. Jul. 15, 22:55

Ich sehe keinen generellen Zusammenhang, sondern nur bei mir selbst habe ich festgestellt, dass ich, je älter ich werde, öfter das Gefühl habe, ich hätte etwas erlebt oder gesehen, was aber (nachprüfbarerweise) nicht so ist. Überirdisch würde ich das nicht nennen, es verunsichert mich eher, weil ich Angst davor habe, dass ich Dinge nicht (mehr) mit Sicherheit sagen kann.
bonanzaMARGOT - 01. Aug. 15, 09:28

das ist mir zwar noch nicht passiert, aber ich kann mir gut vorstellen, dass einfach im kopf die in vielen jahrzehnten gespeicherten bilder, informationen und erinnerungen durcheinander geraten können. hinzu kommen noch psychologische effekte...
unter einem deja vu verstehe ich, dass ich eine begebenheit erlebe oder irgendwo bin, und es beschleicht mich das seltsame gefühl, das schon mal erlebt zu haben, bzw. den ort zu kennen, obwohl ich dort noch nie war.
bonanzaMARGOT - 01. Aug. 15, 09:33

apropos

viele erinnerungen sind so undeutlich oder verschwommen, dass man schon nach relativ kurzer zeit, die dinge, die passierten, nicht mehr genau nacherzählen und einordnen kann. mit sicherheit kann man also (meiner meinung nach) sowieso kaum etwas sagen.
KarenS - 31. Jul. 15, 16:07

Tolle Aufnahmen! Ja, die besten Zeiten vergehen immer wie im Fluge. Die herbstlichen Tage hier werden - ich glaube schon am Wochenende – ein Ende haben. Hoffentlich nicht wieder so eine elende Schwüle …

nein, ein „altes leben“ kann man nicht abschütteln. wozu auch? in jedem leben tauchen hochs und tiefs auf. wir leben auf der erde und nicht im paradies *gg

bonanzaMARGOT - 31. Jul. 15, 16:28

ich meine, dass mir manchmal das leben zu lange erscheint, um ein einziges zu sein.
sicher kann man kein ganz neues leben beginnen - obwohl es fälle von amnesien gab, wo dies offenbar der fall war, dass die betroffenen quasi neu "durchstarteten"...
wenigstens gibt es lebensabschnitte, die bewältigt, bzw. abgeschlossen werden sollten.

ja, ich konnte einige wunderschöne fotos machen, von denen ich in den nächsten tagen auf dem blog noch mehr zeigen werde.
KarenS - 31. Jul. 15, 16:50

»wenigstens gibt es lebensabschnitte, die bewältigt, bzw. abgeschlossen werden sollten« ...

ja!

bonanzaMARGOT - 31. Jul. 15, 16:55

das leben erscheint mir wie ein roman, in dem ich schreiber und zugleich protagonist bin. ich kann nicht unbedingt bestimmen, wann ein kapitel zuende geht und ein neues anfängt. manche kapitel schreiben sich (irgendwie) von selbst. ich bin zuschauer und zugleich akteur auf der bühne dieses skurrilen theaters "leben". ich beklatsche mich selbst (oder auch nicht). hier schreibe ich von der absurdität, welches unser menschliches bewusstsein darstellt.
KarenS - 01. Aug. 15, 11:20

Meine Déjà-vu-Erlebnisse hatte ich in jungen Jahren. Je älter ich wurde, desto mehr nahmen sie ab. Leider, denn ich mochte diese seltsamen Gefühle, die ja nur Bruchteile eine Sekunde dauern.

So richtig konnte dieses Phänomen noch nicht erklärt werden.

Schönes Wochenende bei strahlend blauem Himmel und angenehmen Temperaturen ;o)

bonanzaMARGOT - 01. Aug. 15, 11:32

hi karens

ja, ich hatte auch schon lange kein deja vu mehr... warum auch immer. aber ich habe oft (noch) ein anderes "seltsames gefühl" - nämlich dass mir alles vollkommen absurd oder unmöglich erscheint, wie die welt ist, und wie sich das leben abspielt. es ist so, als würde ich nur auf eine oberfläche blicken..., und für den bruchteil einer sekunde habe ich das gefühl, durch sie hindurch zu brechen - aber nicht lange genug, um daraus eine erkenntnis zu gewinnen.

danke, dir auch ein schönes, sonniges weekend!
fata morgana - 01. Aug. 15, 16:58

...zu jedem wegfahren- oder fliegen gehört ein zurückkommen (im idealfall).

das positive bei dir sehe ich darin, dass du nicht gleich wieder in die arbeitswelt zurück musst. du kannst dir zeit zum ankommen nehmen, zum verarbeiten und genießen der eindrücke auch noch im nachhinein...es ist kein 'schnitt' sonderen ein langsames zurückgleiten in den alltag.

bonanzaMARGOT - 02. Aug. 15, 10:25

langsames zurückgleiten würde ich nicht sagen - ein schnitt bedeutet bei einem solchen urlaub das ankommen am weit entfernten urlaubsort wie das zurückkommen in den alltag, auch in einen alltag ohne erwerbsarbeit.
aber sicher hast du recht, dass ich das verdauen der urlaubseindrücke durch meine derzeitige arbeitslosigkeit mit mehr muße vollziehen kann. es kommt ja auch darauf an, ob man den job, in den man zurück muss, gerne oder eher weniger gerne macht...
als ich arbeitete, versuchte ich es immer so einzurichten, dass ich nach der urlaubsreise noch ein paar tage hatte, bevor ich zurück an den arbeitsplatz sollte.

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