Zuhause


Die Sonne scheint auf das Kopfsteinpflaster meiner Straße. Der Verkehr scheppert langsam darüber hinweg. Bodenschwellen verhindern schnelles Fahren. Fremdländische Stimmen dringen zu mir durchs gekippte Fenster. Menschen hasten vorbei. Ich sehe auf ihre Köpfe (die Wohnung ist Hochparterre), eine Menge mit Kopftüchern. Wir nennen sie scherzhaft „Columbos“, weil die Frauen wetterunabhängig oft in ähnliche Mäntel, wie Inspektor Columbo einen trägt, eingemummelt sind. Vom nahen Spielplatz ist Kindergeschrei zu hören. Ich brüte vor mich hin, während meine Partnerin am Computer sitzt, um sich auf ihren Unterricht vorzubereiten. Ich mache mir Gedanken über den Kiez, in dem ich seit nunmehr einem guten Monat wohne. Man lebt sich langsam ein. Die Hauptschlagader bildet die Potsdamer Straße, wo alles sehr dicht aneinander gedrängt liegt: Imbisse, Supermärkte, Bäckerei, Restaurants, Cafés, Ramschläden, Friseure (alle paar Meter ein Haarschneider – unglaublich!)... Die meisten Geschäfte sind in türkischer oder asiatischer Hand. Nicht zu vergessen das Stundenhotel und der Straßenstrich. Anfangs fielen mir die Prostituierten gar nicht auf. Man sieht hier einfach zu viele Gestalten jeder Couleur, so dass man über vieles einfach hinweg schaut. Viele Menschen sind arm und schäbig gekleidet. Demgemäß ist es hier eine billige Gegend. Eine Schrippe ist beim Bäcker schon für 10 Cent zu haben. Und ein Herrenhaarschnitt beim türkischen Friseur liegt bei 10 Euro. Ich habe mich noch nicht entschieden, wo ich mir die Haare schneiden lassen soll. Es ist überfällig. Auch O. will einen Friseur für sich in der Nähe. Einen Termin beim neuen Hausarzt, der nur 100 Meter entfernt in meiner Straße liegt, machte ich vorhin aus - eine Gemeinschaftspraxis, eine Asiatin, ein Deutscher, beide Internisten. Meine Blutdrucksenker gehen langsam aus. Alles muss man an einem neuen Wohnort für sich neu finden, bis sich eine gewisse Bequemlichkeit oder Gelassenheit ergibt. Der Kiez rund um die Potsdamer Straße bietet eigentlich alles notwendige. Im Internet fand ich den "potseblog", auf dem viel Lokalkolorit zu lesen ist. Vieles ist sicher noch für uns zu erkunden. Nachher, nach O.s Seminar an der Uni, machen wir uns auf die Suche nach einem Friseur.
Wenn es nicht zu früh ist zu sagen: wir fühlen und ganz wohl hier. Es ist eine bunte und lebendige Gegend mit viel Abwechslung. Der Park am Gleisdreieck, der quasi um die Ecke liegt, bietet viele Möglichkeiten, um auch mal in der Sonne die Seele baumeln zu lassen. Zum Potsdamer Platz sind es nur 20 Minuten Fußweg. Und auf der anderen Seite, wenn man den Park quert, liegt schon Kreuzberg...
Zurück an meinen Schreibtisch: im Geiste schaue ich meine Straße rauf und runter. Eine Seite wird von Kastanienbäumen gesäumt. Die Bäume bieten Schatten, wenn wir von der U-Bahnstation oder vom Supermarkt schwitzend in der Sonne die letzten Meter nach Hause gehen. Ist es nicht seltsam? Wenn ich die Haustür öffne, blicke ich auf das Klingelschild, auf dem mein Name steht... Ich denke an O., meine Liebe, ich denke, dass alles wie ein Traum ist.

steppenhund - 10. Jun. 15, 15:21

"Ich denke an O., meine Liebe, ich denke, dass alles wie ein Traum ist." - ist das nicht der schönste Eindruck, den man vom Leben haben kann?

bonanzaMARGOT - 10. Jun. 15, 15:23

wenn man ihn hat, oder wenn man ihn sich wünscht?
KarenS - 10. Jun. 15, 16:41

so wie ich deinen text verstanden habe ...

ist es kein traum, sondern die realität. aber zu denken, dass alles "nur" ein traum ist ...

besser geht es doch gar nicht :-)

bonanzaMARGOT - 10. Jun. 15, 17:51

Klar - nach ein paar Bier und ein paar Kurzen erscheint einem alles wie ein Traum.
rosenherz - 11. Jun. 15, 08:32

Irgend so ein kluger Kopf hat mal geschrieben: Zuhause ist dort, wo das Herz ist. Das scheint bei dir zuzutreffen, wenn ich diesen Beitrag lese.

bonanzaMARGOT - 11. Jun. 15, 10:12

was diese klugen köpfe so alles von sich geben...
es ist schon seltsam, dass ich so gar keine sehnsucht nach meinem "alten zuhause" verspüre. wahrscheinlich sind die neuen eindrücke in berlin einfach übermächtig.
rosenherz - 11. Jun. 15, 16:11

Für mich ist es erstaunlich, wie leicht Menschen einen Umzug in eine andere Wohnung oder an einen anderen Ort verkraften. Ich bin mein Lebtag ein einzig einmal umgezogen, und schon allein der Gedanke nochmals umzuziehen stresst mich. Ich bin wie ein alter Baum; angewurzelt an diesem (schattigen) Platz in den einsamen Hängen des Voralpengebiets.
bonanzaMARGOT - 12. Jun. 15, 10:30

es ist für mich das erste mal, dass ich so weit umzog.
vorher zog ich ein paarmal in nachbarorte - wo man sich allerdings unter umständen fremder fühlen kann, als wenn man weit weg zieht.
sonderlich heimatbezogen bin ich nicht.
bonanzaMARGOT - 12. Jun. 15, 11:39

... ich ziehe auch nicht gerne um, was aber mehr an dem ganzen damit zusammenhängenden stress liegt.
gerade beim umzug merkt man unangenehm sachen, die ansonsten ganz selbstverständlich im hintergrund laufen. es wird deutlich, an wie vielen fäden das leben hängt...
ich frage mich wirklich, wer diese welt so kompliziert gemacht hat.
david ramirer - 12. Jun. 15, 11:44

@boma

wir waren das ganz alleine.
wirklich! ;)
bonanzaMARGOT - 12. Jun. 15, 11:59

wer wir??

ich nicht!
david ramirer - 12. Jun. 15, 12:09

das wird jeder sagen, den du fragst.
was im endeffekt bedeutet, dass es stimmt.
bonanzaMARGOT - 12. Jun. 15, 12:26

nö, ich sehe es differenzierter.
es gibt menschen, die alles komplizierter machen; und es gibt menschen, die lieber in der kneipe ein bier trinken.
david ramirer - 12. Jun. 15, 12:32

es gibt menschen (...). soweit stimme ich dir zu.

daraus folgert die kompliziertheit und jeder trägt dazu bei (denn das bier löst nicht alle probleme. auch wenn es für manche manchmal zeitweise oberflächlichst betrachtet so aussieht. erzähl mir darüber nichts: ich komme aus einer familie mit vielen alkoholikern, die haben nichts einfacher gemacht).
david ramirer - 12. Jun. 15, 12:52

löschverständnis

du kannst meinen mist gerne löschen.
ich wollte nichts gegen ein bier hinargumentieren - sorry.
bonanzaMARGOT - 12. Jun. 15, 12:57

da hast du mich falsch verstanden.
ich denke, man kann sich das leben einfach oder kompliziert machen. kompliziert wird es jedenfalls nicht durch mein wirken. ich sehe in dieser hinsicht menschen wie politiker und verwaltungsbeamte wirken, welche den wust an gesetzen und bestimmungen schon gar nicht mehr selbst durchschauen.
von mir aus gäbe es auf der ganzen welt keine grenzen und frieden zwischen allen menschen. alle hätten genug zu essen und müssten nicht betteln oder stehlen.
ja, auch die echten verbrecher und betrüger machen die welt komplizierter. wobei man diese manchmal sogar in der regierung und im behördenapparat sitzen hat.
ich für meinen teil sitze vollkommen friedlich in der kneipe, trinke mein bier und will niemandem was böses.
bonanzaMARGOT - 12. Jun. 15, 13:01

quark. du musst dich nicht entschuldigen.
ein bier in ehren kann niemand verwehren, sagte irgendein kluger kopf irgendwann mal.

und alkoholiker ist für mich kein unwort.
iGing (Gast) - 12. Jun. 15, 15:08

Sondern? Ein Ehrentitel? Dr. alc. ;-)))
bonanzaMARGOT - 12. Jun. 15, 15:20

Ich meine, dass Alkis in erster Linie Menschen wie alle anderen sind. Darunter gibt es Nette und Idioten.
Und dann gibt es außerdem unterschiedliche Sorten des Alkoholismus und graduelle Unterschiede.
Als Dr. alc würde ich mich nicht bezeichnen. Aber ein lustiger Titel! Kann wegen mir auf meinem Grabstein stehen.
rosenherz - 14. Jun. 15, 10:21

Sich das Leben leicht machen oder das Leben schwer machen. Dazu haben die herrschenden Eliten ja auch eine Menge Gesetze und Regelwerke geschaffen, die das Volk knechten und dem arbeitenden Menschen das Leben schwer machen, damit die Eliten an der Spitze es leicht haben. Kommt also drauf an, auch welcher Seite dieser Kette man ins Leben geworfen wurde.

Keine Grenzen und Frieden zwischen allen Menschen, das bedeutet dir viel. Aus meiner Sicht bin ich sehr wohl für Grenzen. Grenzen für das Landgrabbing, bei dem Unternehmen ganze Landstriche aufkaufen und so den Ländern fruchtbaren Boden zu Billigstpreisen abluchsen. Bin für Grenzen des industriellen Raubbaus an den Natur und der Vergiftung der Böden und des Wassers. Bin für Grenzen, mit denen Einhalt geboten wird, wie weit Unternehmen ihre Arbeiter ausbeuten dürfen im Sinne des Neoliberalismus. Ich bin für Grenzen des Arbeitskolonialismus, mit dem im Namen der Flexibilität das Familienleben zerstört wird.

Und ganz besonders bin ich für Grenzen bei der Menge an Behördenauflagen, Gesetzesbeschlüssen und Amtschimmel. - Und für Grenzen staatlicher Einmischung in das Privatleben und in die Automonie von Bürgern und Bürgerinnen.

Ach ja, ich bin auch für Grenze für die Menge an Lügen und Halbwahrheiten der Politik, die uns aufgetischt werden.
bonanzaMARGOT - 14. Jun. 15, 18:21

eine welt ohne grenzen wird es nie geben. es gibt bereits ganz natürliche grenzen.
wir menschen fügten einige grenzen hinzu, die ich für unsinnig halte. nicht nur unsinnig, besonders für die "menschlichkeit", "freiheit" und "gerechtigkeit" zum nachteil. die sogenannten eliten gibt es eigentlich nicht. sie bilden sich quasi heraus und geraten wie alle gruppen und schichten in ein fahrwasser, welches ihr verhalten steuert. es ist schwerer, als man denkt, über seinen schatten zu springen. wir können geistig die sache durchschauen, aber wir verhalten uns trotzdem gemäß unserer gewohnheit oder unserer konditionierung. oder aber wir hängen unser fähnlein nach dem wind, weil unsere meinung immer die ist, die uns am meisten profit verspricht. auch das ist ganz natürlich... mich stört lediglich, dass wir menschen so klugscheisserisch tun, als würden wir über allem stehen.ich hasse nichts mehr als heuchler - und die gibt es nicht nur in der "elite". menschen sind in keiner gesellschaftsschicht schlechter oder besser.
natürlich kotzen auch mich am meisten diejenigen an, die dem kapitalismus und dem materialismus frönen und z.b. reichtum oder macht wie ein aushängeschild präsentieren. dieselben miesen charaktere gibt es in den kirchen und anderen glaubensgemeinschaften; dieselben schweine gibt es überall...
ich denke dabei gern an die fabel von george orwell "farm der tiere".

ich wünsche mir eine einfachere, entspanntere und friedlichere welt, als die, die wir menschen haben. ich weiß allerdings auch, dass diese ideale welt niemals existieren wird.
vielleicht aber wenigstens in ausschnitten...
rosenherz - 14. Jun. 15, 20:56

Ach BoMa, Schweine können gar nichts dafür, dass manche Zeitgenossen ein Zeitgenossen ein schweinisches Verhalten an den Tag legen. Schweine sind ziemlich intelligente Tiere. Sie schaffen sich sogar ihre eigenen Toilette, vorrausgesetzt sie werden artgerecht gehalten, sodass sie ihren Bedürfnissen nachgehen können. Sie trennen nämlich genau zwischen Kotplatz und dem Platz, an dem sie sich aufhalten, schlafen oder spielen.

Aber das nur am Rande freundlich bemerkt. In deinem Kommentar bemerke ich ein Sehnen nach Einfachheit, Freiheit und Frieden in dieser Welt. Große Ziele. Mächtige Ziele, bei denen ich mich ohnmächtig zu fühlen beginne. So global besehen, zu vielen "Baustellen" in dieser Gesellschaft, zu viele auf diesem Planeten. - So große Schritte kann kein Mensch gehen.

Dein Kommentar erinnert mich an mein Empfinden vor etlichen Jahren. Damals litt ich am Weltschmerz, am furchtbaren Zustand auf dieser Erde; soviele Kriege, soviel Leid, soviel Zerstörung und Unfrieden, wie die Nachrichten rund um die Uhr berichten. Vieles hat mich gestört, ja beängstigt, hoffnungslos gemacht, vor allem, als meine Kinder noch klein waren. "In was für eine Welt haben wir sie da hineingeboren", habe ich mich selbst angeklagt.

Ich meinte, die Politker sollten dies tun, die Nachbar das bleiben lassen, die Umweltaktivisten dies, die Lehrer das usw. und war frustiert über soviel Ignoranz und litt unter Weltschmerz: Die Welt so wie ich sie sah, war eine Katastrophe. Und mein persönliches Leben dazu. Ziemlich viel Scheisse, die sich da angehäuft hatte. Ein Leben voller Probleme und Schwierigkeiten und Schmerzen in meinen Beinen (eine Folge eines brutalen Autounfalls).

Eines Tages, ich weiß noch wie ich ein paar Jahre später mit dem Auto unterwegs war, kam mir in all meiner Verzweiflung in den Sinn: "Wenn die da nichts machen, dann fange wenigstens ich an, einen winzigen Schritt zu setzen!"
Ich fing an, dort wo mich etwas störte, danach zu suchen, was ich persönlich tun könnte. In in meinem Lebensraum, in meiner Welt vor den Füßen.

Als ich beispielsweise von den Machenschaften der saatgutindustrie erfuhr, und welche erschreckenden Auswirkungen die Züchtung von Hybridsaatgut der Saatgutmultis hat, habe ich mir ebenfalls diese Frage gestellt. Was könnte ich tun? Was könnte ich in meinem Garten tun? Beginnen, hybridfreies, so genanntes samenfestes Saatgut säen. Solches Saatgut als Gärnterin erhalten, und auch weiter vermehren. Dazu habe ich mir die nötigen Kenntnisse über die jeweiligen Sorten aneingenen müssen, Kennntnisse über die Technik der Saatguterhaltung und der Vermehrung. Und in meinem Garten die Vorrausetzungen dafür schaffen. Nichts, das sich schnell mal im Vorbeigehen erledigen lässt. Ein Projekt über Jahre.
Doch mein Tun hat mich herausgholt aus dem Empfinden der Ohnmacht, den großen Saatgutmultis und deren hinterfotzigen Machenschaften ausgeliefert zu sein. - Ein Beispiel nur, wie ich mich immer wieder frage, was kann ich tun? Was will ich ändern? Was kann ich tatsächlich ändern? Heuer ist dazugekommen, dass ich mich der Züchtung von trockenrestisten Sorten widme. Der Klimawandel beschert uns alljährlich Hitze- und Trockenperioden, denen die bisherigen Sorten nicht gewachsen sind, so wie sie von den Züchtereien unter Laborbedingungen hochgepäppelt werden.

Ja, die ideale Welt existiert nicht. Aber jeder von uns kann seinen Weg in die Richtung gehen, die unserem eigenen Ideal entspricht. Und wir sind viele auf diesem Planeten. Was für ein Potential!

Und ich glaube, in dir steckt eine Menge an Potential, zum einfacheren, entspannteren, friedlicheren Leben. Jetzt, und hier, an dem Platz, an dem du bist. Ich denke, du hast die wunderbare Fähigkeit zwischen Konfliktparteien zu vermitteln. Das heißt, ich glaube, darin steckt dein einzigartiges Talent. Bring es noch mehr ins Leben - und dein großes Ideal der friedvollen Welt wird nicht länger eine unverwirklichtes Ideal sein, sondern ein Stück gelebte Realtiät. Dank dir! Dank deiner schritte, die du zu gehen vermagst.

Einen schönen Sonntagabend wünscht dir
Rosenherz
bonanzaMARGOT - 15. Jun. 15, 10:11

nein, die armen tiere können nichts dafür, dass wir menschen uns "saumäßig" verhalten. ich erwähnte es in bezug auf orwells fabel, wo erst der farmer der bösewicht ist, und nach der revolution die schweine... orwell wollte damit sagen, dass sich leider immer wieder die "schweine" den weg an die macht bahnen, und danach leben wir wieder in einem unrechtssystem - dasselbe spiel beginnt von neuem...
natürlich kann man für sich selbst eine nische finden und etwas gutes bewirken. es nützt nichts, wenn man tagein tagaus das unrecht auf der welt beklagt. ich wollte nicht so larmoyant klingen - entschuldige. schön, dass du für dich in der landwirtschaft eine aufgabe gefunden hast, die dich positiv ausfüllt, und wo du außerdem deinen lebensunterhalt verdienen kannst.
ich kann mir für mich leider kein (berufliches) gebiet vorstellen, in welchem ich völlig aufgehe. die altenpflege war zumindest etwas sinnvolles, aber sie überforderte mich auf die dauer menschlich und nervlich. früher oder später werde ich aber wohl wieder in der tretmühle altenpflege landen. auch dort ist es sehr schwer, etwas am system zu ändern - zu viel hängt von der "geldmaschine" ab, und leider gibt es auch im sozialen bereich "schweine".

nun, ich will mich nicht beklagen. ich hatte trotz allem mist, den ich erlebte, auch eine menge glück im leben.
mal sehen, wo hier in berlin die reise hingeht... bisher klappte alles nach den vorstellungen meiner partnerin und mir. schwierigkeiten bleiben freilich nicht aus. vor allem der ärger mit den behörden ist nervig.

ich wünsche dir einen guten start in die woche!
bonanzaMARGOT - 15. Jun. 15, 10:14

...

rosenherz, wie kommst du darauf, ich könne zwischen konfliktparteien gut vermitteln?
rosenherz - 15. Jun. 15, 12:10

Als larmoyant hatte ich das gar nicht empfunden, vielmehr sehe ich: Wir erörtern ein Thema.

Ich finde es schon spannend, dass wir üblicherweise Menschen mit einem auffälligen oder unliebsamen Verhalten, mit dem Namen von Tieren bezeichnen. Ob nun Esel, Papagei, Ochs oder eben das Schwein. Und wir bekommen beim Erzählten recht bald ein klares Bild davon, wie jemand erscheint, wenn wir zB sagen, der kommt wie ein Papagei daher oder der hat sich zum Affen gemacht.

Was Orwells Fabel betrifft, ich gebe es zu, ich kannte sie bisher nicht. Aber was du kurz schilderst gewährt mir genügend Einblick, um zu verstehen, was du meinst.

Aufgabe in der Landwirtschaft, die mich erfüllt, ja. Lebensunterhalt verdienen, weniger, denn die kleinstrukturierte Landwirtschaft (mit wenig Hektarfläche in Ungunstlagen) ist mit dem Strukturwandel arg unter Druck geraten. Was uns als Bauern erfüllt und freut, und womit wir eine hohe Lebensmittelqualität erzeugen (wie das Gerhard Hovorka im Forschungsbericht der Bundesanstalt für Bergbauernfragen so deutlich ans Licht bringt), bedeutet nicht gleichzeitig, dass wir damit unseren Lebensunterhalt einbringen können. Aber dieses Thema will ich hier nicht weiter ausführen.
rosenherz - 15. Jun. 15, 12:34

Du schreibst, die Altenpflege habe dich menschlich und nervlich überfordert. Möglicherwiese betrachtetst du das als persönliches Versagen. Do zugleich gilt es zu bedenken, die Altenbetreuung in den Anstalten ist ein System der Verwahrung alter Menschen, das weder dem alterdenden Menschen mit seinen individuellen Bedürfnissen gerecht wird, noch den Bedürfnissen der Männern und Frauen, die dort ihre Arbeit verrichten. Arbeit bedeutet ja viel mehr, als nur das Verrichten von Tätigkeiten.

Das du da in diesem Berufsfeld mit Symptomen der Überforderung reagierst, bemerke ich als normale Reaktion auf ein krankmachendes System. Dein Organismus ist hellwach und sagt quasi: "Stopp, das ist ja nicht auszuhalten!"

Bedauerlicherweise doktert unsere Gesellschaft lieber an einzelnen Menschen herum, schiebt es einer persönlichen Schwäche oder Überforderung zu, anstatt zu sehen, "ja hallo, danke, dass Sie so aufmerksam sind, wir müssen etwas in dem System ändern, damit es allen beteiligten Menschen darin besser gehen kann bzw für alle Betroffenen lebensfreundlicher sind ist." - Ja, ich bin zur Ansicht gelangt, Systeme können sich ändern. Sie sind von Menschenhand geschaffen, so können sie auch von Menschenhand geändert werden. Oder wie es die amerikanische Schriftstellerin Brenda Ueland formuliert: Jeder Mensch hat etwas Wichtiges zu sagen.
bonanzaMARGOT - 15. Jun. 15, 12:39

auch in orwells fabel wird auf die charaktere von z.b. schwein, dogge oder esel abgehoben. aber natürlich will er damit nicht die tiere verunglimpfen.
es dient einfach der veranschaulichung, wenn wir uns nach tieren und deren vermeintlicher eigenschaften benennen.
leider haben wir in der alltagswelt immer weniger mit den tieren zu tun.

ich kann mir vorstellen, dass man es als kleinbauer nicht einfach hat. da bleiben wohl nur die idealisten übrig.
KarenS - 15. Jun. 15, 12:03

"Farm der Tiere" habe ich auch gelesen. Wunderbar, wie der Orson auf die Ungerechtigkeiten der Welt "hinweist".

Es wird sich NIE etwas ändern. Die "Schweine" bleiben oben ... und ...

na ja, du verstehst schon.

Schönen Tag noch.

bonanzaMARGOT - 15. Jun. 15, 12:27

ja, es sind nicht nur die "schweine", die dies ermöglichen - sie haben viele erfüllungsgehilfen... manche treudumm, andere als trittbrettfahrer und nutznieser.
alle stürzen sie früher oder später, und die nächsten nutzen die gelegenheit.
rosenherz - 15. Jun. 15, 12:35

BoMa, du bringst das so klar auf den Punkt.
rosenherz - 15. Jun. 15, 12:47

Magst du in die Tierwelt schauen, wie sie dort Probleme lösen? Wir hatte einmal ein Jungtier zu unserer Rinderherde bekommen, das alles und jeden in der Herde angriff, egal ob klein oder groß. Wir waren ein wenig ratlos, sowas hatten wir noch nie gesehen. Nach dem ersten Tag herrschte noch immer Unruhe in der Herde.
Wir hatten aber das Glück, die Herde dabei zu beobachten, wie sie das Problem selbst lösten. Zwei der älteren Kühe trieben den besagten Neuankömmling auf einem Wegstück übers Feld zunehmend in die Enge. Am Ende des Weges angelangt, trieben sie das Tier soweit in die Enge, das es nur noch über den steilen dornenbewachsenen Abhang ausweichen konnte. Dort stand das Jungtier dann zitternd drei Stunden lang im dornigen Gebüsch und wagte keinen Schritt zu tun. - Von diesem Tag an kehrte wieder Frieden ein in der Rinderherde.
bonanzaMARGOT - 15. Jun. 15, 14:58

Die feine englische Art ist das freilich nicht. Womöglich schauten es die Kühe von uns ab.
LadylikeKandis - 15. Jun. 15, 22:09

ich

glaub ich hätte nicht getauscht. es hört sich für mich zu bunt an....du mutiger du!

bonanzaMARGOT - 16. Jun. 15, 08:33

berlin ist freilich ziemlich bunt und voller menschen. die potsdamer straße ist sehr betriebsam. wir wohnen etwas abseits, wo es schon bedeutend ruhiger ist.
mit der s-bahn ist man ausserdem schnell draußen, z.b. 15 minuten nach grunewald.

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