Herumtrampeln, lautes Telefonieren und gewisse andere Geräusche


Ich wunderte mich, als mir die Mutter bei der Schlüsselübergabe eine Packung Ohrstöpsel reichte. Die Mieter über uns würden ihren Sohn oft stören. Es gäbe da einen Pflegefall. Und gerade jetzt, wo er an seiner Examensarbeit säße, wäre er sehr empfindlich. Dass man in einem Gebäude mit vielen Mietparteien die ein oder anderen Geräusche aus den Nachbarwohnungen hört, halte ich für völlig normal. Die Ohrstöpsel benötigten wir bisher auch nicht. Stattdessen klingelte es vor wenigen Tagen an unserer Wohnungstür. „Ich wohne unter Ihnen“, sagte die alte, grauhaarige Frau, „und möchte mich über den Lärm beschweren...“ Angeblich trampelten wir in der Wohnung herum, und außerdem hörte sie auch noch gewisse andere Geräusche, „Sie müssen wissen, dass das Haus sehr hellhörig ist.“ Ich war von der Beschwerde peinlich berührt. Mir war wirklich nicht bewusst, dass wir einen solchen Krach veranstalteten – zumal wir die meiste Zeit des Tages in Berlin unterwegs waren. „Tut mir leid“, sagte ich verdattert.
Gestern saßen wir im Büro der Wohnungsgenossenschaft, das sich nur wenige Meter schräg gegenüber befindet. Meine Partnerin benötigte eine Bescheinigung fürs Rathaus, um sich anzumelden. „Da Sie schon mal da sind“, sagte die Dame von der Wohnungsgenossenschaft, „mir liegen Beschwerden über Sie wegen Ruhestörung vor. Es ist besser, wenn ich es Ihnen mündlich sagen kann...“ Sie wiederholte im Prinzip die Worte der alten Frau. Hinzu kam der Punkt angeblich lauter Telefonate. Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss.
„Hören Sie, meine Partnerin und ich machen sicher keinen Lärm. Wir sind kaum im Haus!“
Beruhigen Sie sich. Ich gebe nur die Beschwerden weiter. Es ist eben sehr hellhörig dort.“
Eigentlich hatte ich die Dame noch auf unsere Wohnungssuche ansprechen wollen, aber nach diesen unverschämten Unterstellungen und die Art und Weise ihres Vortrags, wollte ich nur noch so schnell wie möglich das Büro verlassen. Diese Anspielungen auf den Lärm bei unserem Liebesspiel war die Krönung! Meine Ohren glühten, während die unsympathische Dame von der Wohnungsgenossenschaft wiederholte: „Ich gebe nur weiter, was mir gesagt wurde. Das Haus ist eben sehr hellhörig...vielleicht können Sie die wenigen Wochen, die Sie dort wohnen, die Lautstärke reduzieren...“
„Ich will sicher niemanden verärgern!“ sagte ich im Gehen, „Tschüss!“
Der Wind blies uns kalt entgegen auf dem Weg zur Bushaltestelle. Wir konnten nicht fassen, was wir gerade erlebt hatten.

Idem (Gast) - 31. Mär. 15, 13:28

Ist nur der Neid. ;)

bonanzaMARGOT - 31. Mär. 15, 13:35

eher die große langeweile gepaart mit altersstarrsinn.
KarenS - 31. Mär. 15, 13:46

Solche Leute gibt es fast überall. Allerdings, je näher der Stadt, desto entfernter sind "sie" ...

bonanzaMARGOT - 31. Mär. 15, 13:54

ja. ich hoffe, dass wir eine wohnung ohne solche nachbarn finden, die nach jedem pups lauschen, den man lässt.
wie überleben es diese leute z.b., wenn familien mit kindern im haus sind? hier sah ich allerdings noch keine kinder. wahrscheinlich besteht für diese (hellhörigen) wohnsiedlungen der wohnungsgenossenschaft ein kinder- und sexverbot...(kein wunder, dass die deutschen aussterben.) am besten wohnt man hier nur, wenn man schon halbtot ist.
KarenS - 31. Mär. 15, 14:03

Ja, ein Haus in dem keine Kinder leben ist schon verdächtig *lach ...

Hier im Haus wohnt "alles". Studenten, Kinder, Ommas, zwei Frauen die sich lieben und "normale" Leute.

Und wenn von irgendeinem Nachbarn eine Feier angesagt ist, dann wird ein Zettel von den Feiernden unten im Hausflur angebracht. Und gut isses.

Ärgert euch nicht, die Zeit geht auch vorbei ...

bonanzaMARGOT - 31. Mär. 15, 14:10

da hast du recht - sich ärgern ist in diesem fall energieverschwendung. es machte uns allerdings einigermaßen fassungslos..., da wir uns wirklich nach unserem empfinden ziemlich gesittet bzw. "normal" verhalten.
ich erlebte so was auch noch nie bei meinen bisherigen mietverhältnissen.
Lange-Weile - 31. Mär. 15, 15:14

falsche Schlangen geben keine Ruhe bis...

Hallo Bo.,

diese Geschichte, die du beschreibst, hat sich haargenau so bei meiner Schwester abgespielt -man kann fast sagen 1:1., als sie mit ihrem Mann ein eine Wohnung in einem alten Haus bezog. Entschuldigungen und in der Wohnung schleichen machte es auch nicht besser. Es hagelte Beschwerden.

Manche Menschen können neue Personen in ihrem Umfeld nur akzeptieren, wenn sie ein Schuss vorm Bug bekommen.Das war meine Erkenntnis, als mich jemand mit einer wiederholten Attacke auf mich bis zur Weißglut trieb. Vor Wut kochend machte ich die Person auf der Stelle verbal nackig. Und siehe da, die Person wandelte sich auf der Stelle und war seid dem scheißfreundlich und arschkriecherisch.

Meinem Schwager riet ich damals auch dazu. Als die Beschwerdeperson wieder mit angeschwollener Halskrause und aufgeplustert vor der Tür stand, sich wie immer beschweren wollte,weil es zu laut wäre und überhaupt würde man auch das Gestöhne während des Sex hören, nahm er die Person maß und siehe da, von Stund an scheißfreundlich und arschkriecherisch.
Besonders wirksam ist die Abwehr, wenn es noch Zuschauer gibt.

Deine innere Aufregung, die noch lange in dir präsent war, ist die Wirkung vom "gift der falschen Schlangen" - sie speit Gift in alle Richtungen. Also hau einmal verbal kräftig drauf und die Schlange verkriecht sich wieder ins Unterholz. Warte auf den richtigen Moment..erst muss sie ihr Gift verschleudert haben. d.h. erst mal in Ruhe alles anhören und dann verbale Punktlandung ;-))

LG La We


bonanzaMARGOT - 31. Mär. 15, 20:19

ich bin ja froh, dass denunziationen heute nicht mehr unbedingt zu hexenverbrennungen führen. die menschen änderten sich aber offensichtlich seit dem mittelalter wenig bis gar nicht.
lawe, was du in deinem kommentar beschreibst, passierte mir ab und zu auch schon. als altenpfleger hatte ich z.b. solche konfrontationen, die erst mal den sogenannten schuss vor den bug brauchten. danach waren die fronten geklärt. man kennt das auch aus dem tierreich...

mal sehen, ob noch mal beschwerden hinsichtlich des lärms, den wir angeblich machen, eintreffen. bei der nächsten konfrontation deswegen werde ich sicherlich deutlicher!
KarenS - 31. Mär. 15, 15:14

Außerdem ist es gut, wenn anfangs ein paar Stolpersteine im Weg sind ...

geht anfangs alles glatt, endet es meistens platt.

Die Berliner "lieben" übrigens eine "große Schnauze", die ich so mag. Und als Hamburgerin habe ich früh gelernt, sie auch zu nutzen. Die sind nämlich ähnlich ...

bonanzaMARGOT - 31. Mär. 15, 20:21

mit der "berliner schnauze" habe ich keine probleme. sowieso muss man auf die zwischentöne achten... ich sehe dahinter immer den menschen.
gleichziehen kann ich aber nicht. vielleicht nach einigen bier.
Spießer (Gast) - 01. Apr. 15, 13:55

warum geniert sich jemand, der keine probleme hat, für hunderte übers ficken zu schreiben, wenn ihm einige wenige dabei zuhören?

bonanzaMARGOT - 01. Apr. 15, 18:09

ich bitte sie, herr (oder frau) spießer. ich gebrauche diese vulgären ausdrücke nur ab und zu als künstler - z.b. in meinen gedichten.
ansonsten geniere ich mich vor allem für meine mitmenschen, wenn sie z.b. solche (anonymen) kommentare wie sie auf meinen blogs hinterlassen.
in meinem beitrag schrieb ich nicht davon, dass ich mich wegen dem sex, den ich habe, geniere - vielmehr ärgere ich mich über die verklemmten reaktionen der nachbarin und dieser dame im wohnungsgenossenschaftsbüro. diese reaktionen fand ich peinlich...

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