Was ist Vergangenheit?


Ich höre Musik, und Sequenzen meiner Vergangenheit kommen mir ins Gedächtnis. Ich kann sie kaum festhalten. Ich denke, dass diese Erinnerungen einmal Gegenwart waren – ebenso gegenwärtig wie die Momente, in denen ich jetzt lebe. Jetzt – was ist Jetzt? Die Gegenwart ist flüchtig. Sie rinnt mir wie feiner Sand durch die Hände. Hello – Goodbye. Ich schaue in die Zukunft, und auch die Zukunft, die noch gar nicht geschehen ist, wird … Vergangenheit sein.

Es schneit schon den ganzen Tag wie verrückt. Es ist mehr Schneeregen. Nichts bleibt liegen. Die Schneeflocken schmelzen bereits in der Luft. Ich denke an dich, meine Liebe. Du fehlst mir jetzt. In meinem Herzen vermischen sich die Zeiten. Die Erinnerung ist ein Gefäß voller Nebelblumen.
Wohin lebe ich? Dieser Schwamm ist mein Leben, und er saugt sich voll mit Vergangenheit, voll mit Schatten und Gespenstern. All die Tränen darin, all das Glück, all die Träume ... sind Vergangenheit.

Mein Blick schweift über die Buchrücken im Bücherregal. Jedes Buch eine Tür in die Vergangenheit. Aus ihnen wachsen Hände, die sich mir entgegenstrecken. Ich mistete schon einige aus. Auf diesem Weg. Hinauf zu dem Schloss meiner Träume. Zu meiner Liebe.

Ist die Gegenwart eine Wachspuppe? Warum zeigt sich die Zeit nur hinter Büschen?
Wohin lebe ich?
Wie ordne ich all meine Erinnerungen?
Und wenn wie bei einem Demenzkranken die Erinnerungen erlöschen, was bleibt vom Leben?

SpeziellesKänguru (Gast) - 23. Feb. 15, 14:28

was ist jetzt

... das frage ich mich auch die ganze zeit. erinnert mich an die ewige diskussion über grammatische tempora (die übrigens jetzt schon bestimmt aus ist, denn grammatik liegt längst nicht im trend). da hatte das präsens wirklich nicht leicht, denn welches verbale geschehen kann als gegenwärtig bezeichnet werden.. zwar aus der sicht des sprechers, aber immerhin. tz.

bonanzaMARGOT - 23. Feb. 15, 14:33

dunkel habe ich in erinnerung, dass es indianische sprachen gibt, in welchen es nur das präsens gibt.
das gefüge der zeit in die sprache zu übersetzen, ist gefühlssache, und je nach kultur ergibt sich unter umständen ein anderes "zeitgefühl"...
davon abgesehen ist allerdings unser menschliches gehirn bei allen menschen ähnlich zeitpfeil-mäßig ausgerichtet.
SpeziellesKänguru (Gast) - 23. Feb. 15, 14:38

bei der flüchtigkeit

wäre es logischer, wenn es überhaupt kein präsens gäbe. denn der begriff redemoment ist eigentlich ziemlich künstlich und seeehr relativ.

bonanzaMARGOT - 23. Feb. 15, 14:40

als künstler sehe ich es anders.
eigentlich ist alles präsens. die zeiten ausserhalb sind lediglich konstrukte. oder perspektiven.
bonanzaMARGOT - 23. Feb. 15, 14:53

es stellt sich für mich die frage, inwiefern sich ein sprachlich unabhängiges zeitbewusstsein von dem durch sprache und kultur erzeugten unterscheidet ... oder auch nicht unterscheidet.
diese frage stellte ich mir z.b. oft bei der betreuung von demenzkranken, welche irgendwann auch die sprache "vergessen"...
in welcher zeit leben sie dann?
leben sie noch in unserer welt?
SpeziellesKänguru (Gast) - 23. Feb. 15, 14:49

was ich oben geschrieben habe, ist nicht meine ansicht. bezieht sich halt nur auf die grammatische kategorie tempus, die die meisten sprachen der welt absolut bzw. relativ nutzen.
aber das hat doch was an sich..

bonanzaMARGOT - 23. Feb. 15, 14:55

wie ich es sagte: im großen und ganzen ticken wir menschen alle gleich - auch in hinsicht unserer zeitempfindung.
aber mich interessiert mal wieder das dahinter. was steckt hinter all dem?

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