Samstag, 4. März 2017

TV-Tipp

"Before Midnight", 20 Uhr 15, Servus TV

Aller Anfang ist schwer (2)


Ein bisschen wie selbstauferlegter Frondienst. Schon immer empfand ich die Erwerbsarbeit als notwenige Mühsal. Menschen, die sich nicht auf den Feierabend freuen oder gar die Arbeit zu ihrem einzigen Lebensinhalt machen, sind mir suspekt. Oftmals ist das Verhältnis zur Beschäftigung auch ambivalent. Man sagt, dass man seine Arbeit liebt, aber sie einem durch Umstände wie Personalmangel, intrigante Kollegen, herrische Chefs, Überforderung und schlechte Bezahlung vermiest wird. Ich kann von mir sagen, dass ich noch nie einen bezahlten Job hatte, den ich liebte. Zwischenzeitlich war die Arbeitssituation wenigstens angenehm, so dass ich (fast) gern zur Arbeit ging. Aber ich erlebte auch Zeiten, in denen ich mich mit Magengrummeln auf den Weg machte, und mir sagte „was soll schon passieren? – einfach durchhalten“. In der Altenpflege halfen mir zuletzt die Routine und meine jahrelange Erfahrung. Man gewöhnt sich einfach dran und zieht seinen Stiefel durch. Als Resultat fühlt man sich als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft – man hat was vorzuweisen, gehört zur arbeitenden Bevölkerung. Damit ergibt sich eine persönliche Aufwertung. Der süße Feierabend winkt – man kann auf ein Tagewerk zurückblicken, welches allgemein geachtet wird und bewegt sich unter seinen Mitmenschen selbstbewusster. Außerdem hat man die Agentur für Arbeit vom Hals…
Die ersten drei Tage im neuen Job als Tumordokumentar. Zehn Kolleginnen, ein IT-Fachmann. Alle zeigen sich bisher ganz nett und hilfsbereit. Es lässt sich nach so kurzer Zeit noch nicht viel über die einzelnen Charaktere und Kompetenzen sagen. Die Umstellung ist groß. Einen Achtstundentag hatte ich schon ewig nicht mehr. (Eine Teilzeitstelle (75%) wäre mir lieber gewesen). Nun muss ich erstmal in meine Arbeit hineinfinden. Vier Wochen Einarbeitungszeit sind vorgesehen. „Wer nicht fragt, macht sich verdächtig“, sagte die Registerstellenleiterin. Ich glaube, ich fragte die letzten Tage eine ganze Menge nach. Die Oberdokumentarin wirkte zwischendurch leicht genervt. Sie hat viel an der Backe. Alles ist erst im Aufbau, und es bestehen viele Unklarheiten. So richtig blicke ich an meinem Arbeitsplatz noch nicht durch – fühle mich in der „Krabbelphase“. Ich fiebere jedem Schritt entgegen, den ich (hoffentlich) bald selbstständig gehen kann.
Mein aktuelles Erfolgserlebnis beschränkt sich darauf, den Anfang gemeistert zu haben…, und das ist schon mal ganz gut.

Montag, 27. Februar 2017

Was gehört zum Menschsein?

...frage ich mich. Mir gehen die vielen Zugehörigkeiten durch den Kopf, die wir quasi von Geburt an innehaben, oder die uns im Laufe unseres Lebens (mehr oder weniger) aufgenötigt werden. Da kommt einiges zusammen: Staatsangehörigkeit, Geschlecht, Alter, Ethnie, soziale Klasse, Rasse, Religion, Mitgliedschaft in Verein, Gewerkschaft, politischer Partei..., Berufsstand, verheiratet oder ledig, dick oder dünn…
Wo bleibt bei alledem eigentlich der Mensch, der ich wirklich bin? Ich sehe uns als Marionetten, die an den Fäden unserer Zugehörigkeiten baumeln und geführt werden. Uns ist das wahrscheinlich gar nicht bewusst. Im besten Fall identifizieren wir uns selbstverständlich damit. Einige wesentliche Dinge stehen sowieso außerhalb unserer Einflusssphäre.
Verwundert nehme ich zur Kenntnis, was daran alles hängt, wie verflochten alles ist, und wie sehr wir durch unsere Zugehörigkeiten in unserem Denken beeinflusst sind.
Was gehört wirklich zu mir? Wie viel davon brauche ich in meinem Leben, um ich selbst zu sein?

Sonntag, 26. Februar 2017

Matschbirne und Muffensausen


Soll es also in Kürze wahr werden: seit nunmehr zweieinhalb Jahren Arbeitslosigkeit wieder in Lohn und Brot: Öffentlicher Dienst, unbefristeter Arbeitsvertrag… Heute Morgen las ich in Ruhe die Papiere durch und füllte den Personalbogen aus. Der Verdienst könnte freilich besser sein, aber ich will nicht meckern. Wichtiger ist mir, dass ich mich im Arbeitsumfeld wohlfühle und den an mich gestellten Aufgaben gerecht werde. Mit einer guten Portion Muffensausen sehe ich meinem Beschäftigungsbeginn entgegen… Aschermittwoch – ob das als ein gutes Omen zu sehen ist? Die negativen Erfahrungen an meinem letzten Praktikumsplatz sind mir noch gut im Gedächtnis. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich ziemlich blöd anstellte und zweifelte daran, ob der eingeschlagene Weg mit der Tumordokumentation der richtige sei… Also auf ein Neues! Ich bin dem Himmel dankbar für diese Chance!

Verregneter Sonntag. Unruhig geschlafen. Ich fühle mich zum Wegschmeißen. Wenn ich mal erkältet bin, dann meist richtig. Zwei Tage noch zum Ausruhen. O. unternimmt ihre sonntägliche Museumstour. Sie hat ein Abo. Ich weiß nicht, ob ich heute noch aus dem Haus will. Um die Ecke am Gleisdreieck ist Weinmesse, kostet allerdings 17 € Eintritt. Eine andere Option wäre das Brwhouse, welches in der Nähe vor kurzem eröffnete, eine Craft Beer Brauerei mit Restaurant. Bier versus Wein… Ich weiß nicht, nach was mir ist. O. freut sich sicher, wenn ich mich heute noch zu was aufraffe.

Samstag, 25. Februar 2017

Zwischenstaging

Heute kam endlich der Arbeitsvertrag!

TV-Tipp

"Die Verurteilten", 20 Uhr 15, VOX

Na ja


In den letzten Tagen ging ich früh zu Bett, noch früher als sonst wegen einer beschissenen Verkühlung. Ich positionierte die ganzen Erkältungsmittelchen auf dem Nachtschrank mitsamt den Büchern, die ich gerade lese: ein Gedichtband von Bukowski „Alle reden zu viel“ und Carl Weissner „Stories, bei denen man auf die Knie geht und vor Glück in die Fußmatte beißt“. Na ja.
Jedenfalls war Carl Weissner der beste Bukowski-Übersetzer ins Deutsche*, drum dachte ich: mal gucken, was der selbst so schrieb - ist aber mehr was für Leute, die gern in Eingeweiden wühlen.

Statt zu lesen, ließ ich mich von Dokus der Mediathek eines Fernsehsenders berieseln, die ich als App auf dem Handy hatte. Na ja.
Ich kuschelte mich ins Kopfkissen und hörte zu: über die Anfänge des Universums die Menschwerdung und die ganzen Rätsel drum herum.
Langsam dämmerte ich weg inmitten der Galaxien, eingebettet in die Dunkle Materie, dem Geheimnis des Daseins - gleichermaßen nah und entfernt. Ich übergab mich der Nacht in meinem Kopf, dem ganz eigenen Universum in mir, welches mich um den Verstand bringt, sowie meinen Verstand erst ausmacht.

Ich kam zwischendurch zu mir, griff mir das Nasenspray oder rieb mir die Schläfen mit Minzöl ein. Währenddessen hörte O. Musik im Wohnzimmer. Schräge Töne erreichten mein Ohr, Klezmer Musik. Na ja, nicht unbedingt mein Ding.
Ich schloss wieder die Augen, auf eine Erkenntnis wartend wie auf Stuhlgang, der bereits im Kommen ist - man glaubt zu spüren, dass jeden Moment der Zug abgeht und die Erleichterung eintritt…

Aber ich reichte den Staffelstab an die Dunkelheit weiter und verabschiedete mich mit einem knallenden Furz von der Realität.


*was entscheidend zur Bekanntheit Bukowskis in Deutschland beitrug

Freitag, 24. Februar 2017

TV-Tipp

"Pulp Fiction", 22 Uhr 35, 3sat

Donnerstag, 23. Februar 2017

Niemand hat gesagt, dass es einfach wird


Samenzelle dringt in Eizelle ein und verschmilzt mit ihr. Bei jedem, egal, ob er Adolf, Donald oder Angela heißt, fing es damit an. Ziemlich harmlos aus Petrischalen Sicht. In der Folge nistet sich die Eizelle in der Gebärmutter ein, teilt sich zig Millionen Mal, und ans Licht kommt nach neun Monaten (o Wunder!) ein winziger Mensch.
Eine Geburt ist oft sehr qualvoll für Mutter und Kind, aber nur die Mutter kann sich dran erinnern. Vielleicht auch gut so. Wahrscheinlich ist es für das Kind noch viel schlimmer, weil es überhaupt nicht weiß, wie ihm passiert.

Spaßeshalber ersinne ich ein Interview mit einem Neugeborenen:

„Willkommen auf der Welt, Mister Trump! Wie fühlen Sie sich?“
„Wie neugeboren, würde ich sagen, haha!“
„Freut uns sehr, dass Sie alles gut überstanden haben.“
„Danke! Ich kann`s kaum abwarten, endlich loszulegen. Schließlich will ich nichts Geringeres als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden.“
„Sind Sie da nicht etwas… äh… voreilig?“
„Keine Bohne! Ich kann`s Ihnen gleich beweisen – you are fired!!!!!“

Wie Baby-Trump es sagte: nach der Geburt geht`s erst richtig los: wir wachsen und gewinnen ziemlich an Gewicht. Ob Charakter und Intelligenz bereits vorgegeben sind, oder sich erst formen, darüber lässt sich streiten. Ich bin der Meinung, dass alles in gewisser Weise schon bei Zeugung und Geburt vorhanden war, auch wenn man sich`s nicht vorstellen kann. Wie beim Urknall. Peu à peu differenziert und organisiert sich alles. Je nach den Einflüssen und der Umgebung fällt das Ergebnis zwar unterschiedlich aus, aber die Grundanlagen sind naturgesetzmäßig bei jedem Menschen vorgegeben. Nicht nur bei jedem einzelnen Menschen, sondern im Grunde bei der gesamten Menschheit. Drum glaube ich auch nicht, dass die Erde noch zu retten ist.
Inzwischen versammeln sich Siebeneinhalbmilliarden Menschen auf dem Erdball. Die Menschheit wächst ins Uferlose. Neue Machtmenschen werden geboren – neue Ausbeuter, Schlächter, Kriegsherren und Fanatiker. Alles entfernt sich im Universum immer weiter voneinander, aber hier auf der Erde wird`s immer enger.

Ganz ehrlich: Wenn ich gewusst hätte, was mich auf der Welt erwartet, dann hätte ich auf dem Absatz Kehrt gemacht. Vielleicht ahnte ich etwas, denn eine leichte Geburt war ich nach den Erzählungen meiner Mutter nicht.

Ich stelle mir ein Interview mit mir nach der Entbindung vor:

„Willkommen auf der Welt, Herr Boma! Wie fühlen Sie sich?“
„Wie Sau, würde ich sagen.“
„Das klingt aber gar nicht gut.“
„Fuck! Genauso ist es! Wo ist denn hier der Zapfhahn?“
„Herr Boma, was lief denn schief, dass Sie derart… äh… miesgelaunt sind?“
„Sie fragen, was schieflief!?! Schauen Sie sich doch mal um, Sie Laffe! Sehen Sie hier irgendwas Erfreuliches?“
„Warten Sie`s doch erstmal ab…“
„Bullshit! Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock, was hier los ist!“
„Was meinen Sie?“
„Na, diesen Saftladen!“

Im Großen und Ganzen änderte sich meine Ansicht über die Welt bis heute nicht. Gegen seine Natur kommt keiner an. Weder Trump noch ich. Jeder macht sein Ding... Der Blues des Lebens: Vom Planschbecken zum Ozean… Wer hätte das gedacht.

Mittwoch, 22. Februar 2017

Infekt


Ich wartete auf sie seit letztem Spätjahr. Als O. vor ein paar Tagen damit anfing, wusste ich, dass meine Zeit gekommen war. Nun husten und niesen wir im Duett. O. sollte das Gröbste bereits hinter sich haben, wenn sie nicht in die Verlängerung geht; und ich steuere auf den Zenit zu.
Als männliches Wesen leide ich selbstverständlich sehr ausgeprägt – schon deswegen, weil ich niemanden in seinem stereotypen Denken enttäuschen will. Ich fühle mich wie ein leibhaftiges Schleimmonster. Der Papierkorb ist gefüllt mit Tempotaschentüchern. Zur Linderung stehen die üblichen Mittelchen griffbereit. Die ersten Tage, bis sich der Infekt manifestiert hat, finde ich persönlich am schlimmsten. Da ich keine Mandeln mehr habe, kriege ich meist das ganze Paket: es beginnt mit Schnupfen und befällt dann Rachen und Bronchien. Ich feuere mein Immunsystem an, als wäre ich ein Trainer: „Jungs, wir liegen zurück, aber das Wort Niederlage kennen wir nicht! Ich weiß, dass ihr euren Job gut macht! Weiter so! Nicht nachlassen!“
Fresszellen, Killerzellen und T-Zellen antworten unisono: „Jawohl Trainer, mache dir keine Sorgen. Ist bloß `ne beschissene Erkältung. Die hat null Chance. Nimm dir einen prima Lesestoff vom Bücherregal und lege dich lang. In zwei-drei Tagen ist der Bär geschält.“
Die Jungs haben recht. Aber ich will mich nicht den ganzen Tag im Bett rumfläzen und Bukowski lesen. Bin jetzt schon den dritten Tag zuhause. Langsam fällt mir die Decke auf den Kopf. Gut, dass sich mein Arbeitsbeginn verzögerte. Ich kann mich in Ruhe auskurieren. Mit Mitte Fünfzig geht man besser kein Risiko mehr ein. Vor zwei Jahren verschleppte ich eine Erkältung, die ich aus Gran Canaria mitgebracht hatte. Wochenlang ärgerte ich mich mit einer Bronchitis herum. Man wird eben nicht jünger. Wenn die Dinge älter werden, benötigen sie ein Mehr an Pflege. Ich fühle mich ziemlich pflegebedürftig… mit meiner Matschbirne. Sollte mal Fieber messen. Immerhin bin ich solange von meinen depressiven Verstimmungen geheilt. Die physische Erkrankung hat der seelischen kurzfristig den Rang abgelaufen. Husten Sie sich die Depression von der Seele! Rotzen Sie sich ihr Unglücklich Sein aus dem Leib! Haaaaatschiiiiiii!!!
Ich lege mich besser hin.

Montag, 20. Februar 2017

TV-Tipp

"Weites Land", 20 Uhr 15, Arte

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