Mittwoch, 19. Oktober 2016

Mittwochs-Weisheit

Man geht nur einmal diese Strecke. Das sollten alle (jungen) Menschen bedenken.

TV-Tipp:

"Oben ist es still", 22 Uhr 25, 3sat

Things Gonna Change


Ich drücke ein Taschentuch auf die Wunde. Das Muttermal am Mundwinkel blutet. Wahrscheinlich ist die Klinge stumpf. Ich schneide mich selten beim Rasieren. Tätigkeiten, die man täglich wie automatisch verrichtet – aber genau dann passiert `s. Also Vorsicht nachher beim Duschen, denke ich, während ich auf den Lebensmittel-Lieferdienst warte - praktische Sache, gerade für sperrige oder schwere Sachen wie Klopapier, Bier, Waschmittel, Konserven…
Ich fühle mich wie in einer mit schmutzig weißer Watte ausgepolsterten Blase. Das Tageslicht diffus und matt. Die Blues Musik wabert angenehm durch den Raum. Ich versinke in mir. Die Blutflecke machen sich gut auf dem Taschentuch.
Ich schalte das Licht im Flur ein und lege den Geldbeutel aufs Schuhboard. So, nun könnte er kommen… Ich höre dumpf die Autos, die über das Kopfsteinpflaster rollen. John Lee Hooker singt „Chill Out (Things Gonna Change)“. Der Tag hypnotisiert mich. Der Gleichklang ist hergestellt.

Montag, 17. Oktober 2016

TV-Tipp:

"Lebensabend", 21 Uhr 55, Arte

Wie ich mir die ideale Welt vorstelle


...
Es gäbe viel weniger Autos und Straßen, dafür mehr Radwege und ein gutes Nahverkehrsnetz.
Für alle Menschen existierte günstiger Wohnraum, und jeder bekäme ein Grundeinkommen. Behörden und Steuern wären auf ein Mindestmaß reduziert.
Politiker (und Manager) müssten für ihre Fehler geradestehen. Gehälter dürften nicht bis ins Unermessliche wachsen, und das Spekulantentum müsste eingedämmt werden.
In meiner idealen Welt gäbe es an jeder Ecke eine Kneipe… Nein – aber ich hasse diese ganzen Fastfood- und Bistroketten, die die privaten Kneipen und Gaststätten verdrängen. Ich hasse den Einheitsbrei in den Innenstädten. Es sollte genügend Aufenthaltsorte geben, die man auch unentgeltlich nutzen kann, einfach im Sinne der Zusammenkunft mit anderen. Toilettenbenutzung wäre prinzipiell gratis.
Selbstverständlich existierten in meiner idealsten aller Welten keine Waffen! Dafür gäbe es ausreichend Personal für die Polizei, um für die Sicherheit in der Öffentlichkeit zu sorgen. In den Krankenhäusern und Pflegeheimen herrschte kein Personalnotstand… Menschen sollten einfach von Menschen menschenwürdig behandelt werden – und das dürfte kein Problem darstellen, sondern müsste der Normalfall sein. Und Fremdenhass wäre nicht en vogue, sondern von Gestern. Meine ideale Welt hätte sowieso keine Grenzen mehr…

Zu meiner idealen Welt gehört der ideale Mensch. Ich wäre schon mal ein Exemplar. Will sich vielleicht jemand anschließen?

Unterwegs in Schwerin







Rund ums Schweriner Schloss







Unterwegs in Schwerin

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Mittwochs-Parodie


"Mr. President, Sie wurden ins höchste Amt der USA gewählt, können Sie uns bitte kurz Ihr Regierungsprogramm erläutern?"



(Zitat Donald Trump)

Dienstag, 11. Oktober 2016

I remember Antonin Artaud


...

Es gibt in der Magie
die fortwährende Einmischung Gottes,
nicht als ein Geist oder als ein Wesen,
sondern als einen noch mehr kariösen Zustand
des Herzens.
Denn was ist das Herz?
Eine Karies,
eine bohrende Fleischkaries,
deren Weichheit
diesen Organismus aus lauem und pochendem Blut
gemacht hat,
dieses fortwährende Erdbeben,
diese Ohnmacht des Lebens.
Was ist ein Herzschlag des Lebens?
Ein Leben, das plötzlich aufhört zu fließen,
dorthin zu fließen,
und wieder anfängt.
Womit angetrieben?
Das ist unbekannt.
Eine bereits düstere Notwendigkeit,
eine drohende Karies des Gehirns,
die den Kot aus rohem Fleisch wiederbelebt
und ihn antreibt, herzugeben, was er hat,
zu sagen, was er will und was er hat.



(Antonin Artaud, 1896 - 1948)

Wendepunkt


Wir sollten heutzutage jede Menge Zeit haben. Viele Tätigkeiten, die wir damals noch leisten mussten, nimmt uns heute die moderne Technik ab. Ich spare mir hier eine Aufzählung der vielen Beispiele. Seltsamerweise nahm aber der Stress zu, zumindest der subjektiv empfundene. Ich frage: Wo blieb die Zeit, die wir durch Erleichterungen im Alltag und in der Industrie einsparten? Sind wir geil auf volle Terminkalender? Kriegen wir den Hals nicht voll genug? Alles könnte doch durch den technischen Fortschritt heute viel gemächlicher ablaufen, stattdessen habe ich den Eindruck, dass eine seltsame Unruhe die Welt beherrscht… ähnlich einem Karussell, das sich immer schneller dreht.
Warum hasten wir wie die letzten Idioten durchs Leben? Stets soll man am Ball bleiben, sich fortbilden, mobil und flexibel sein… Wir befinden uns in einer Art Zentrifuge, welche nur noch Oberflächlichkeit produziert. Die eigentliche Substanz des Lebens geht verloren. So empfinde jedenfalls ich es. In meinem Leben kann ich sogar einen Wendepunkt diesbezüglich feststellen: nach den Achtzigern kam nichts mehr Gescheites… Die Welt explodierte förmlich zu Beliebigkeiten. Sicher gab es den Trend dazu schon vorher. Vielleicht schon immer. Ich weiß nicht. Ich spüre aber, dass ich mich zunehmend unwohl fühle in diesem Karussell, in welchem fast nur noch Geld, Eitelkeiten und geistige Flachheit die tragende Rolle spielen. Soll das unsere Zukunft sein?
Ich will weiß Gott keinen Rückschritt. Aber ich wünsche mir eine Welt, die ihre Werte besser sortiert und allgemeinverständlich darlegt. Vor allem wünsche ich mir eine Welt, in der wir jede Menge Zeit haben dürfen, ohne dass uns der Arsch auf Grundeis geht.
Weniger Ellenbogen und dafür mehr Mitgefühl. Und mehr Zeit für alles! Zeit dafür, dass wir erstmal erkennen, was es heißt zu atmen, zu leben, ein Mensch zu sein.

Montag, 10. Oktober 2016

Besser unangestrengt


Nun ist es richtig kühl. Ich war mit dem Fahrrad beim Frisör und Einkaufen, und mir wurde ungemütlich kalt – als wäre die Luft voller kalter Hände. Am liebsten igelte ich mich in der Wohnung ein. Ich suche Antworten für meine Zukunft, aber ich habe nicht mal die passenden Fragen dazu. Es ist wohl wieder so ein Steck-Den-Kopf-In-Den-Sand-Montag. Mir fehlen die Worte. Immerhin war ich beim Frisör. Es wurde wieder Zeit. Die Friseurin war unangestrengt nett. Wenn ich jetzt in den Spiegel schaue, ist es nicht mehr ganz so schlimm. Die Grins-Fresse ist freilich noch dieselbe.
O. unterrichtet bis halb Fünf. Wir wollen uns am Alex treffen, um für dieses Jahr noch mal einen Wochenendtrip in unserem Lieblingsreisebüro zu buchen. Es ist die letzte Gelegenheit, bevor wir beruflich für solche Geschichten zu eingespannt sind. Für O. kommt die Dozentur an der TU dazu, und bei mir beginnt dann bald die Fortbildung Tumordokumentation. Eigentlich wollten wir für ein verlängertes Wochenende in meine alte Heimat reisen, das Grab meiner Eltern besuchen. Ich hätte O. meinen Geburtsort gezeigt, und wir hätten einen Abstecher zu unseren Bekannten R & W gemacht. Aber erstens sind es Hin- und Zurück 20 Stunden Fahrt mit dem Fern-Bus, und zweitens ist mir momentan gar nicht danach. Ich möchte diese Reise irgendwann gerne zusammen mit O. unternehmen, aber nicht jetzt. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Jedenfalls brauche ich gerade alles andere als eine solche Anstrengung…, die es für mich auch seelisch wäre.
Also entschieden wir uns für einen kürzeren Trip – nach Schwerin. Zwei Tage, und die Fahrt dauert nur ein Viertel. Ich verstehe, dass O. noch mal raus will. Sie genießt solche Ausflüge, und mir schaden sie zumindest nicht. Ich stelle mir Schwerin schön im Herbst vor…

Samstag, 8. Oktober 2016

Die Nacht heilt


Heirat, Heimat, Heißa! Ich lag im Bett und fragte mich nach der Etymologie von Heirat. Das Licht war bereits ausgeknipst. Es gibt so viele Wörter, die man alltäglich in den Mund nimmt und so gar nichts von ihnen weiß. Mir wird klar, dass wir alle nur auf einer Oberfläche herumkratzen. Mehr ist für den Alltag auch gar nicht nötig. Unsere Begabungen sind speziell, aber sie heben sich objektiv nicht allzu sehr von denen anderer Lebewesen ab. Das Einbildungsvermögen des Menschen halte ich für außerordentlich. Hinzu kommen Sprache und beschränkt die Fähigkeit logischen Denkens. Der Mensch ist ein wundersames Tier, welches nicht nur der Erde, sondern vor allem sich selbst Probleme macht.
Ich lag im Bett, die Augen geschlossen und dachte so herum, angelte nach Träumen. Hinter dem Vorhang lag die Nacht, ohne Mond und Sterne. Ein dickes Wolkenpaket versperrte die Sicht. Ich musste dazu nicht hinausschauen. Ich forschte im Halbschlaf nach Wörtern mit der Vorsilbe „Hei“.
Heilen, Heide, Haifisch… Ich schmunzelte ins Kopfkissen. Neben mir der Atem meiner Partnerin. Wir leben seit zwei Jahren zusammen. Wahnsinn. In der Dunkelheit schmolz alles zusammen zu Ahnungen und Schatten. Mein bester Rückzugsort bin ich selbst. Ich liebe den Schlaf und die Ruhe. Wahrscheinlich erinnere ich mich dabei an den Zustand vor meiner Geburt in der Placenta meiner Mutter. Wozu aufwachen, wenn man endlos träumen kann?
Die Nacht machte mir nie Angst. Darum hielt ich es auch gut im Nachtdienst aus, selbst als ich schließlich alleine war. Alleine mit fünfzig alten, pflegebedürftigen und dementen Säcken. Tausendmal besser als der Tag mit seinen Idiotien, wenn die Maschinerie der Klotzköpfe die Regie übernimmt.
Seit zwei Jahren schlafe ich wieder nachts und wache am Tage. Ich ticke wieder normal, aber was ist schon normal?

Ich war nicht mehr auf Wörtersuche. Ich war im Niemandsland angekommen. Alle Gesetze nichtig, die von Menschen erhobenen wie die physikalischen. Mein Gehirn kotzte sich unkontrolliert aus. Nein, es war kein Kotzen, eher ein Würgen. Ich schaute mir selbst dabei zu…

Jedes Aufwachen eine langsame Geburt hinein in die Wirklichkeit der Klotzköpfe.
Muss man wissen, wofür das alles gut ist?

Freitag, 7. Oktober 2016

TV-Tipp:

"Spiel mir das Lied vom Tod", 23 Uhr 30, BAYERN

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Shot




Es gibt Schlimmeres

Kurz und bündig


Wie kann man nur so gescheit sein?

Weiß nicht. Vielleicht einfach Eins und Eins zusammenzählen.

Für manche Gehirne sollte man einen Waffenschein fordern.

Denke ich auch.

ein literarisches Tagebuch

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