Die Nacht heilt


Heirat, Heimat, Heißa! Ich lag im Bett und fragte mich nach der Etymologie von Heirat. Das Licht war bereits ausgeknipst. Es gibt so viele Wörter, die man alltäglich in den Mund nimmt und so gar nichts von ihnen weiß. Mir wird klar, dass wir alle nur auf einer Oberfläche herumkratzen. Mehr ist für den Alltag auch gar nicht nötig. Unsere Begabungen sind speziell, aber sie heben sich objektiv nicht allzu sehr von denen anderer Lebewesen ab. Das Einbildungsvermögen des Menschen halte ich für außerordentlich. Hinzu kommen Sprache und beschränkt die Fähigkeit logischen Denkens. Der Mensch ist ein wundersames Tier, welches nicht nur der Erde, sondern vor allem sich selbst Probleme macht.
Ich lag im Bett, die Augen geschlossen und dachte so herum, angelte nach Träumen. Hinter dem Vorhang lag die Nacht, ohne Mond und Sterne. Ein dickes Wolkenpaket versperrte die Sicht. Ich musste dazu nicht hinausschauen. Ich forschte im Halbschlaf nach Wörtern mit der Vorsilbe „Hei“.
Heilen, Heide, Haifisch… Ich schmunzelte ins Kopfkissen. Neben mir der Atem meiner Partnerin. Wir leben seit zwei Jahren zusammen. Wahnsinn. In der Dunkelheit schmolz alles zusammen zu Ahnungen und Schatten. Mein bester Rückzugsort bin ich selbst. Ich liebe den Schlaf und die Ruhe. Wahrscheinlich erinnere ich mich dabei an den Zustand vor meiner Geburt in der Placenta meiner Mutter. Wozu aufwachen, wenn man endlos träumen kann?
Die Nacht machte mir nie Angst. Darum hielt ich es auch gut im Nachtdienst aus, selbst als ich schließlich alleine war. Alleine mit fünfzig alten, pflegebedürftigen und dementen Säcken. Tausendmal besser als der Tag mit seinen Idiotien, wenn die Maschinerie der Klotzköpfe die Regie übernimmt.
Seit zwei Jahren schlafe ich wieder nachts und wache am Tage. Ich ticke wieder normal, aber was ist schon normal?

Ich war nicht mehr auf Wörtersuche. Ich war im Niemandsland angekommen. Alle Gesetze nichtig, die von Menschen erhobenen wie die physikalischen. Mein Gehirn kotzte sich unkontrolliert aus. Nein, es war kein Kotzen, eher ein Würgen. Ich schaute mir selbst dabei zu…

Jedes Aufwachen eine langsame Geburt hinein in die Wirklichkeit der Klotzköpfe.
Muss man wissen, wofür das alles gut ist?

SpeziellesKänguru - 08. Okt. 16, 23:11

so schön, Deinen atem neben mir zu spüren. ich zähle auch die unmöglichsten sachen, bevor ich einschlafe. man muss nicht wissen, wofür das alles gut ist. für uns bestimmt. für morgen. ich freue mich darauf!

bonanzaMARGOT - 09. Okt. 16, 11:33

sieht nach einem gemütlichen tag zuhause aus.
SpeziellesKänguru - 09. Okt. 16, 12:38

jaja - muss auch mal sein.

bonanzaMARGOT - 09. Okt. 16, 14:21

tz tz - seeeeeeeeeeehr gemütlich.

ein literarisches Tagebuch

Kontakt



User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

alien-lösung? da ging...
alien-lösung? da ging was an mir vorbei. ist aber eh...
bonanzaMARGOT - 17. Nov, 13:08
richtig. ich dachte nur,...
richtig. ich dachte nur, dass ich es meinen lesern...
bonanzaMARGOT - 17. Nov, 13:05
Wo ist denn das Problem?...
Wo ist denn das Problem? Durch die „Alien-Lösung” von...
C. Araxe - 7. Nov, 22:06
Wenn du ohnehin eine...
Wenn du ohnehin eine neue Blogheimat gefunden hast...kann...
rosenherz - 2. Nov, 13:51
Liebe Leser(innen)
Dieser Blog ruht fortan. Leider ist die Resonanz hier...
bonanzaMARGOT - 02. Nov. 19, 13:39
Zu den Rubriken (3)
28.10.2016 - ... 2019 - Reisen Back from Greifswald Aufgefangen Let zter...
bonanzaMARGOT - 14. Sep. 19, 08:36

Archiv

Oktober 2016
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 1 
 9 
13
14
15
16
29
30
 
 
 
 
 
 
 

Neues in boMAs prosaGEDICHTE-Blog

Suche

 

Extras



prosaGEDICHTE (... die Nacht ist gut für die Tinte, der Tag druckt die Seiten ...)

↑ Grab this Headline Animator


Von Nachtwachen und dicken Titten

↑ Grab this Headline Animator



Status

Online seit 6063 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09