Sonntag, 7. August 2016

Begegnung der Dritten Art


Neulich begegnete ich dem Lieben Gott in einer Kreuzberger Bierbar. Er sah ganz schön runtergekommen aus. Als er mich sah, kam er rüber und schnorrte mich gleich an.
„Kannste mir `n Bier ausgeben?“
„Klar Alter, schon wegen der alten Zeiten!“ lachte ich.
„Danke, Gott vergelt`s.“
Ich starrte auf seinen langen Bart, der alles andere als gepflegt aussah. Gott hatte sich ziemlich gehen lassen, seit ich ihn das letzte Mal sah - aber älter war er nicht geworden. Wie auch.
„Ich bin dir doch nicht unangenehm“, fragte er, als würde er meine Gedanken lesen.
„Ach was!“ wehrte ich ab und prostete ihm verlegen zu.
„Du hast schon Recht, mit mir ging es abwärts - man kommt an seine Grenzen.“
„Na ja. Ich kann das verstehen, aber du…?“
„Quark, bloß, weil ich der Liebe Gott bin, denken die Leute, ich dürfe keine schlechte Phase haben, dabei haben sie keinen blassen Schimmer darüber, was man als Gott durchmacht!“ Er nahm sein Bier, trank es in einem Zuge leer und schaute bedauernd ins Glas.
„Noch eins?“
„Danke, ich stehe auf das Berliner Bier. Weiß der Teufel warum.“
„Jedenfalls besser als Warsteiner.“
„Tausendmal“, grinste der Liebe Gott, und wir stießen miteinander an. Die Bedienung in dem Laden war fix.
„Wir müssen nicht über die Arbeit reden, Alter.“
„Du weißt doch, ich habe nie Feierabend. Selbst jetzt arbeite ich.“
„Man sieht`s!“
Gott und ich kicherten, wir verstanden uns. Sozusagen intuitiv. Ein paar Fragen wollte ich aber noch loswerden. Schließlich treffe ich den Lieben Gott nicht täglich.
„Darf ich dich fragen, wieso…,“ ich zögerte, aber er wusste natürlich sofort, worauf ich hinauswollte.
„Mein Guter, ich will dich nicht demütigen, aber das kannst du nicht kapieren. Nur so viel: Rationalisierungsmaßnahmen machen auch vorm Himmel nicht halt. Früher hatte ich viel mehr Personal.“
„Aber du bist doch der Chef!“
„Klar“, Gott brach plötzlich in ein irres Gelächter aus. Die Bedienung und einige Kneipengäste guckten zu uns rüber.
„Ist ja gut, Alter“, versuchte ich ihn zu beruhigen, „krieg dich wieder ein…“
Gottes Lachen verwandelte sich nach und nach in ein Schluchzen.
„Entschuldige“, meinte er schließlich, „aber seitdem der Himmel an der Börse ist…“
Jetzt musste ich loslachen und stammelte: „Ist das dein Ernst? Echt wahr? Oje.“
….
„Hey Chef, alles in Ordnung?“ fragte die Bedienung.
„Absolut, es war nur…, mein Kumpel ist der Liebe Gott, und er sagte, dass...“
„Welcher Kumpel? Besser du zahlst jetzt.“
Ich schaute verwirrt um mich. Der Liebe Gott hatte sich vom Acker gemacht. Typisch!
Ich beglich die Rechnung und ging auch.

Es müsste schon mit dem Teufel zugehen




...

TV-Tipp:

"Nicht mein Tag", 20 Uhr 15, RTL

Samstag, 6. August 2016

Nicht zu viel nachdenken




... und sowas kommt dabei raus

Donnerstag, 4. August 2016

Drei Tage noch


Eigentlich zweieinhalb, weil freitags machen wir schon 13 Uhr Schluss.
Seit einigen Wochen bin ich nahe dran, mich im Büro zu Tode zu langweilen. Nicht nur, dass es keine echten Aufgaben für mich, den Praktikanten, gibt, auch die drei Hühner verquatschen die Hälfte ihrer Arbeitszeit mit für mich meist uninteressantem privaten Zeugs: die Themen: ihre Kinder, ihre Hunde, ihre Autos… Seltsam, von ihren Männern sprechen sie nicht (höchstens von den bösen Ex). Wahrscheinlich machen sie das, wenn ich nicht mithören kann. Und dann diese ständigen Zigarettenpausen, die meine PL mit den Worten ankündigt: „Wollen wir böse Sachen machen?“ Und zu mir: „Kommst du mit?“ Scheiße ja, ich gehe fast immer mit, weil es wenigstens etwas Bewegung bedeutet, die Treppen runter und wieder hoch.
Die Anfang Juli für die Tumordokumentation hinzugestoßene Kollegin (sie war ein Jahr im Mutterschaftsurlaub) guckt gern Horrorfilme. Endlich fand ich einen Anknüpfungspunkt bei den Büro-Gesprächen, obwohl ich kein Horrorfilmfan bin – muss man aber auch nicht sein…, ist jedenfalls tausendmal ungruseliger als Familie, Hunde und Autos.
Ich will gar nicht so sehr über meine Kolleginnen auf Zeit lästern. Ich gewöhnte mich an sie, und hätte ich mehr zu tun gehabt, wäre das Ganze bestimmt erträglicher gewesen.
Drei Tage. Die kriege ich auch noch rum. Wie kann ich mich bei den Hühnern zum Abschied bedanken? Mit vier Flaschen Prosecco? Oder Ferrero Küsschen? (Ich tendiere zu ersterem.)




Tumordokumentarin bei der Arbeit

Mittwoch, 3. August 2016

Mittwochs-Weisheit

Wir müssen wollen, und das macht uns alt.

Sonntag, 31. Juli 2016

TV-Tipp:

"Lolita", 20 Uhr 15, Arte

Ein Vogel ist ausgeflogen


„Hättest du gedacht, dass du mal in Berlin sitzen würdest, in einer netten kleinen Wohnung mit einer hübschen Frau an der Seite?“ frage ich mich selbst. In den letzten drei Jahren passierte eine ganze Menge: Tod meiner Eltern, neue Liebe, Kündigung der Arbeit im Altenheim, Arbeitslosigkeit, Umzug nach Berlin, Fortbildung Medizinische Dokumentationsassistenz, Praktikum im Krankenhaus…; dann die schönen Urlaubsreisen nach Mallorca, Costa Dorada, Gran Canaria, Teneriffa, Kreta – bis vor drei Jahren war ich noch kein einziges Mal in der Luft gewesen. „Hättest du gedacht, dass du dies alles erleben würdest?“ Ich wusste damals nur, dass ich etwas ändern wollte, hauptsächlich beruflich. Wo ich aber landen würde, war völlig unklar. Das Leben zog die Strippen, und ich folgte meinem Herzen...
Es hätte auch ganz anders kommen können.
Während meines Praktikums fragte ich meine Praktikumsleiterin und anderen Kolleginnen, die als Studienschwestern oder in der Tumordokumentation arbeiten, wie sie zu ihrem Job kamen. Eigentlich meinten sie übereinstimmend: „Es ergab sich so – Vitamin B – zur richtigen Zeit am richtigen Ort – Glück gehabt.“ Angesichts des medizinischen Spezialwissens, welches man brauche – das hat man doch nicht vom ersten Tag an(?) Für mich sind die Abläufe und Begrifflichkeiten, mit denen z.B. die Studienschwestern selbstverständlich umgehen, zumeist noch böhmische Dörfer. Natürlich müsse man sich anfangs in die Materie hineinknien, sozusagen „Learning by doing“, antworteten sie mir, aber es sei zu schaffen.
Ich bin mir noch im Unklaren darüber, wohin meine Reise beruflich gehen wird. Irgendwo sollte ich landen. In einem Jahr frage ich mich dann wieder selbst: „Hättest du gedacht, dass du mal hier…?“
Tja, es bleibt spannend.





Ein Vogel ist ausgeflogen, einer bleibt zurück. Der Wohnung fehlt ein gutes Stück Leben.

Freitag, 29. Juli 2016

Prost!




Wenn man endlich mal wüsste, was lern-relevant ist!

Mittwoch, 27. Juli 2016

Mittwochs-Weisheit

Man lernt viel zu viel, bevor man es versteht; und wenn man es verstehen könnte, lernt man es nicht mehr.

Samstag, 23. Juli 2016

Lethargie oder sonstwas


Feierabend – prima! Es ist Mittag, und ich radle zum nahen Italiener für ein kühles Blondes. Schöner schattiger Biergarten, alte Kastanienbäume, italienisches Kauderwelsch der Bedienungen. Der Chef drückt mir zur Begrüßung die Hand. „Buon giorno! Das Berliner ist bereits in Arbeit.“
Ich setze mich und strecke die Beine aus. Der Chef rennt zwischen den Tischen umher. „Das ist mein Sport!“ sagt er lachend. Das schöne Wetter, und außerdem Freitag – die Menschen bevölkern die Biergärten…

Seit Tagen drücken und brennen meine Augen, und ich fühle mich schwer wie ein Sack. Anscheinend sehe ich aber nicht so schlimm aus, wie ich mich fühle, - wenn ich meiner Partnerin glauben soll.
Wir wollen den Nachmittag am Wandlitz See verbringen, und ich habe noch Zeit für ein Bier, bis wir uns treffen. Richtig entspannen kann ich nicht. Na ja, mal sehen. Ich bestelle ein zweites Bier…

Mit der Heidekrautbahn fahren wir eine halbe Stunde bis Wandlitz See. Als wir in Karow einsteigen, bereue ich es, dass ich den Vorschlag dazu gemacht hatte. Die Regionalbahn ist brechend voll. Verdammte hundert Fahrrad-Ausflügler drängen sich in den Zug. Alle sind genervt. Ich stehe, zwischen den Drahteseln eingequetscht, und versuche mich so dünn wie möglich zu machen…

Erstmal ins Fontana Restaurant. Auch ein Italiener (türkischer Inhaber). Das Restaurant hat eine schöne Seeterrasse. Außenherum das Wandlitz Seebad. Da wollen wir eigentlich hin, aber vom Bad kommt man nicht ins Restaurant. Berliner Pils gibt`s nicht. Die männliche Bedienung grinst und betatscht meine Schulter. Ich bestelle zwei Köstritzer…

Das ist er also, Berlins Speckgürtel, oder verständlicher gesagt: das Umland.
Das Schwimmen im See erfrischt und vertreibt für ein paar Momente meine miese Laune. Bewundernswert, wie mich meine Partnerin aushält. Ich schäme mich dafür. Die Luft wird zum Abend zunehmend schwül. Ich blicke auf den See und die Badegäste, doch nichts von alldem berührt mich besonders…

Zum Abschluss gehen wir im Restaurant essen. Zander und Seezunge. Gar nicht übel. Müde werde ich, - wenn ich es nicht schon den ganzen Tag über war. Die Augen brennen immer noch.
Die Heidekrautbahn zurück nach Karow ist dann entgegen meiner Befürchtung nicht voll. Gott sei Dank! In der Nachrichten App meines Handys lese ich, dass in München die Hölle los ist…

Zuhause, inzwischen dämmert es, lege ich mich vors TV und ziehe mir die Sondersendungen zum Chaos in München rein. Dazu ein Bier und ein paar Salzstängel…

ein literarisches Tagebuch

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