Der älteste Mensch der Welt starb in einem Altenheim in Brooklyn. Susannah Mushat Jones wurde 116 Jahre alt. Ich denke, da war der Bär geschält. Muss es nicht irre sein, als Hundertjähriger an eine Kindheit zurückzudenken, als es viel weniger Menschen und Autos gab, als es noch keine Atombomben und Kernkraftwerke gab, als Hitler noch jung und unbedeutend war, an den Zweiten Weltkrieg noch niemand dachte, noch keine Raketen zum Mond flogen, es weder Fernsehen, Handys noch Computer gab… Wahrscheinlich war die Welt schon damals reichlich verrückt, vor allem in einer Stadt wie New York. Jede Generation glaubt an der Spitze zu stehen wie ein Box-Champion. Manche halten sich erstaunlich lange oben. Doch der Tag des Rücktritts kommt unweigerlich. Die Frage ist: hat man sich darauf vorbereitet, zum alten Eisen zu gehören? Wir alle müssen Platz für die Nachrückenden machen – nicht immer freiwillig. Die Einen kämpfen ums Vorankommen und die Anderen um den Erhalt ihrer Sache. Der Generationenkonflikt spiegelt dies wider. Der Lauf der Zeit schlägt uns allen ein Schnippchen.
Der älteste Mensch der Welt ist tot, es lebe der (neue) älteste Mensch der Welt!
Nelly-Sachs-Park
"Ich nannte das Fahrrad meinen einzigen Freund. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich vermutlich mit ihm geschlafen."
Henry Miller
mit dem Faltrad in der S-Bahn auf dem Weg zur Arbeit
bonanzaMARGOT
- 11. Mai. 16, 19:06
Rügen - Sassnitz - Kreidefelsen
Kein Leid, kein Groll darf allzeit dauern,
Es kommt der Tag, da alles grünt,
Da Kränkung, Schuld und herbes Trauern
In gold'ner Sonne Strahl sich sühnt.
(Joseph Victor von Scheffel, 1826 - 1886)
bonanzaMARGOT
- 04. Mai. 16, 16:42
"Lunch Box", 20 Uhr 15, Arte
bonanzaMARGOT
- 04. Mai. 16, 06:52
"Elf Uhr nachts", 20 Uhr 15, Arte
bonanzaMARGOT
- 02. Mai. 16, 06:54
Sonntagsfrühstück am 1. Mai. Die Morgensonne hält Maulaffen feil. Vor meinem Bewusstsein hängt ein Schleier. Ich komme nicht richtig zu mir. Wir unterhalten uns über die Brötchen und Allgemeines. Mein Inneres ist gereizt, ohne dass ich den Grund weiß. Vielleicht will ich es einfach nicht reflektieren. Alles scheint weit weg von mir. Ich höre mich reden – und bin gewissermaßen darüber erstaunt, als läge zwischen meinem Innern und dem, was ich von mir gebe, eine lange Straße.
Und während ich an meinem Brötchen kaue, denke ich, wie wahnsinnig das Weltgefüge ist, der Kosmos und seine Gesetzmäßigkeiten, der Planet Erde, auf dessen Oberfläche ich lebe. Wer oder was bestimmt, dass ich hier bin? Wozu? Fast kommt mir mein Hinterfragen des Daseins unanständig vor, als hätte ich eine verbotene Tür geöffnet. Ich frage mich, ob andere Menschen dieses seltsame „Fremdheitsgefühl“ auch manchmal überkommt (und in welcher Stärke), denn ich habe es in aller Regelmäßigkeit.
Die Brötchen sind gut. Wir genießen das gemeinsame Frühstück am Wochenende. Unter der Woche ist es dazu zu früh. Ich denke daran, dass ich morgen zurück an meinen Praktikumsplatz im Krankenhaus muss. Besonders wohl ist mir nicht dabei. Ich bin dort noch ziemlich unbeholfen und unbedarft. Ob sich das in den nächsten Wochen ändern wird?
Meine Partnerin trägt mir einen Musikwunsch an: Bob Dylan. Ich sitze inzwischen am Computer, sinniere vor mich hin, während sie sich auf ihre Seminare an der TU vorbereitet. Auch so was, wovon ich nichts verstehe. Zurzeit ist mir reichlich viel unverständlich. Müssen wir Menschen unsere Köpfe derart vollstopfen? Mein Tagträumer-Naturell begehrt auf. Am liebsten würde ich mich tagein- tagaus der Muße hingeben – von der Muse geküsst…
Bob Dylan singt in seiner einzigartigen schnoddrigen Weise. Ich weiß nicht, ob ich ihn mag, aber ich kann ihn hören.
VIII
"Der Traum"
Der Papst saß in einem riesigen Spaghetti-Topf, völlig nackt, nur mit der Papstkrone auf seinem Haupt. Das kleine Männchen tanzte um den Topf herum, verrenkte sich dabei wie wild und sang „Satisfaction“ von den Rolling Stones. Schließlich stand der Papst auf und urinierte über den Rand des Topfes. Er lachte teuflisch und schmiss mit den Nudeln um sich. Die Nudeln schwebten durch den Raum und wurden zu Schneeflocken. Es schneite immer dichter, bis von der verrückten Szenerie nichts mehr zu sehen war, nur noch eine weiße Wand. Es stand dort etwas geschrieben, aber ich konnte es nicht lesen, so sehr ich mich auch anstrengte. Plötzlich tauchte Kaiman Fallalas Gesicht wie aus dem Nichts auf. Es rückte immer dichter heran, bis ich bemerkte, dass sein Gesicht eigentlich eine Stadt war. Ich tauchte in eines der Häuser ein, ich sah durch den Flur, hinein in ein Zimmer, woraus Regina mich mit ausdruckslosen Augen anschaute. Kaiman Fallala nahm sie von hinten. Ihre Brüste schaukelten…
„Willst du hier übernachten?!“ Die kalten Finger Reginas an meinem Nacken ließen mich hochfahren. „N-nein!“ stotterte ich wie aus der Pistole geschossen, „fertig?“
„Ja, fertig“, Regina grinste, „Komm.“
Ich erhob mich schwerfällig von meinem Platz an der Tafel. Das Feuer im Kamin war längst erloschen. Erst jetzt erfasste mich die Kälte, und ich verschränkte zitternd die Arme vorm Körper.
„War`s noch interessant?“
„Das erzähle ich dir morgen.“