Fragment (2)
Die Zeit breitet ihre großen Schwingen über dir aus. Sie hebt dich sanft empor gleich einer Raubtiermutter, die ihr Junges in Sicherheit bringt. Du hast keine Angst, dabei trägt sie dich in scheinbar atemberaubendem Tempo fort. Wenn du nach oben blickst, siehst du nur einen Ausschnitt ihrer riesigen Umrisse. Die Reise geht in schwindelerregende Höhen: Städte und Landschaften verwandeln sich in Gemälde. Seltsam ist, dass du keinen Luftzug wahrnimmst, und du hörst keinen Ton außer einem beruhigenden Rauschen. Du assoziierst damit das Flüstern der Bäume, vielleicht in einer lauen Sommernacht, wenn der Wind auffrischt.
Seit dich die Zeit davontrug, kannst du nicht mehr sagen, wie viel Zeit eigentlich verging. Viele schöne Momente aus deinem Leben kommen dir in den Sinn, Zeiten von Liebe und Glück. Du fühlst dich unsagbar geborgen in den Fängen der Zeit. Himmel und Erde, Tag und Nacht lösen sich auf. Offenbar gibt es eine Dimension abseits von allem Irdischen. Inzwischen schrumpfte die Welt zu einer Ahnung. Du bemerktest gar nicht, dass die Zeit dich hier absetzte - am sorgenlosesten Ort, den du dir vorstellen kannst.
bonanzaMARGOT
- 27. Feb. 16, 12:21
- boMAs Gedichte und Texte