Berlin, wie es leibt und lebt
Sicher ist, dass ich noch in keiner Stadt war, in welcher ich mehr Menschen mit Bierflaschen herumlaufen sah. Von mir aus, ich habe nichts dagegen. Selbst lebenslang Biertrinker, empfinde ich eine gewisse Solidarität. Solange alles zünftig abgeht. Ohne eine gewisse Dröhnung ist das Leben schwer auszuhalten. Berlin ist sowieso eine besondere Herausforderung bei der täglichen Flut an Eindrücken, Verrücktheiten und dem ganzen Konsumschwachsinn…
Neulich in der U7 auf dem Heimweg von der Schule saß ich neben einem Türken (schätze ich), in meinem Alter oder etwas älter, uns gegenüber drei Handwerker, Verputzer, in ihren von der Arbeit verschmutzen Klamotten, die ihr Feierabendbier schon in der U-Bahn genießen wollten. Es dauerte nicht lange, dass der Türke sie in gebrochenem Deutsch ansprach, sie sollten sich schämen, derart schmutzig und Bier trinkend in der U-Bahn zu sitzen. Die Umstehenden blickten wie ich nur verwundert, denn der Türke ließ nicht locker, die Drei zu provozieren. Er sei schon lange in Deutschland, meinte er, und sie seien bestimmt keine Deutschen, denn die täten sowas nicht. Er trüge eine Hose, die tausend Euro kostete und wolle sich nicht in den Dreck setzen, den sie hinterließen… Ich spürte, wie den Dreien langsam die Galle hochkroch. Schließlich sagte der Eine, dass er sich das nach acht Stunden auf dem Baugerüst nicht länger anhören wolle, - dass er ihn aus der Bahn werfe, wenn er nicht bald seine Klappe halte! Doch der Türke motzte munter weiter: Sie hätten überhaupt keine Kultur! Mein Gott, dachte ich bei mir, ein Verrückter! Ich atmete auf, als die drei Handwerker am Mehringdamm ausstiegen.
Solcherlei Szenen sind in Berlin an der Tagesordnung. Man weiß nicht, was man davon halten soll.
Gut, dass ich nicht nationalistisch eingestellt bin - Idioten sind eben Idioten, ganz egal, wo sie herkommen. (Prost!)
bonanzaMARGOT
- 21. Dez. 15, 11:50
- Berlin