Like A Rolling Stone
Gestern war ich mega-müde. Ich hatte während des Tages das Gefühl, gar nicht richtig wach zu werden. Ich will kein Aufhebens darum machen – in meiner Nachtwachen-Zeit waren solche halb somnolenten Zustände völlig normal, z.B. während der Umstellung vom Nacht- zurück auf den Tagrhythmus. Außerdem lebte ich alleine und machte alles mit mir selbst aus, das heißt, ich war im Großen und Ganzen der einzig Leidtragende. Ich hatte kaum soziale Kontakte außerhalb des Altenheims. Wenn ich mir zu sehr auf den Keks ging, schaltete ich die Glotze ein und döste in den Tag hinein. Wenn mir die Glieder schwer wie Blei wurden, legte ich mich ins Bett; wenn ich eine Fressattacke hatte, überlegte ich nicht lange, und schaufelte z.B. eine Dose Ravioli in mich hinein. (Komisch, dass die Müdigkeit einen nicht vom Fressen abhält – eher im Gegenteil.)
Nun lebe ich seit einem halben Jahr mit einer vitalen jungen Frau zusammen. Das ist schon mal ein Wahnsinn – für meine Verhältnisse. Echt! In Partnerschaften tat ich mich bisher immer mit dem Zusammenleben schwer. Hinzu kommt eine gewisse Abneigung gegen alles Familiäre. Wann das seinen Anfang nahm, weiß ich nicht genau… Ein Eigenbrötler bin ich sowieso. Die mich kennen, wissen das (haha). Trotzdem, ich bin weit davon entfernt, ein Soziopath oder "Höhlenmensch" zu sein. Ich würde mein Verhältnis zu anderen Lebewesen mit dem Begriff „Reserviertheit“ beschreiben. Früher sagte man, ich sei schüchtern. Ich gehörte nie zu denen, die mit dem Mundwerk vorneweg waren. Vielleicht ist darum das Schreiben für mich die bessere Methode zu kommunizieren, vor allem wenn mir die Menschen noch fremd sind. Dabei wirke ich gar nicht so schüchtern auf andere – ich höre oft, dass ich eben ein Ruhiger sei. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie ich wirklich auf andere wirke. Ich mag darum auch keine Fotos von mir. Wer mich ärgern will, muss nur die Kamera auf mich richten; oder mir eine Stilberatung aufdrücken (wir vor ein paar Wochen in der Schule geschehen); oder mich zur Teilnahme an einer Weihnachtsfeier zwingen; oder… (es gäbe noch einiges aufzuzählen). Wie gesagt, das Zusammenleben mit mir ist nicht leicht. Dass meine Partnerin mich liebt, macht mich sehr glücklich! Sie hält mich gewissermaßen bereits eine gute Zeit lang aus. Bei Menschen, die mir nahestehen, würde ich manchmal schon wissen, wie sie mich so sehen. Sie müssen ja nicht ins Detail gehen. „Wie siehst Du mich, Schatz?“ „Ich liebe Dich…“ „Ach so.“ „Und wie findest du das, was ich in den Blogs schreibe?“ „Hirschig.“ Ehrlich gesagt hatte ich etwas Angst, als ich sie kennenlernte, ihr meine schriftlichen Zeugnisse (im Internet) zu zeigen.
Also, gestern war ich jedenfalls ungeheuer müde… Heute versuche ich die Zeit, bis sie von der Arbeit kommt (nach 21 Uhr), mit Schreiben totzuschlagen. Wir wollen gemeinsam zu Abend essen, bevor es in die Heia geht.
Unglaublich, wie sehr das stundenlange Herumsitzen in der Schule ermüdet… vielleicht auch dem Kunstlicht geschuldet… dem wenigen Tageslicht im Winter… keine Ahnung, ob ich mich so lange wachhalten kann… bin halt nicht mehr der Jüngste… Bob Dylan singt: „like a rolling stone“…
(Gute Nacht!)
bonanzaMARGOT
- 08. Dez. 15, 19:31
- Berlin