Der Foto-Fix Automat am Nollendorfplatz verriet mir die bittere Wahrheit. Schon immer hasste ich Fotos von mir, auch wenn mir meine Partnerin immer wieder beteuert, dass sie mich „hirschig“ findet. Eine Mutter mit drei Töchtern war vor mir dran. Ich brauchte die Fotos für den neuen Ausweis und Reisepass. Die Mädchen stellten die Mutter und mich als Wartenden vor eine harte Geduldsprobe. Es war heiß, sehr heiß. Endlich räumten sie das Feld, und ich begab mich in die enge Foto-Kabine und zog den Vorhang zu. Die Prozedur dauerte viel zu lange. Nach ein paar Anläufen – noch dämlicher als sowieso drein zu blicken – gab ich es schließlich auf und ließ die Bilder ausdrucken. Eilig steckte ich sie weg. Die Kinder standen mit ihrer Mutter noch vorm Automaten und diskutierten heftig. Offensichtlich waren sie ganz und gar nicht mit ihren Bildern zufrieden und wollten noch mal ran.
Gestern Morgen war ich beim Bürgeramt Heiligensee, wo ich auch schon meinen Berliner Wohnsitz angemeldet hatte. Die große Hitze war inzwischen verflogen. In der Nacht weckte mich Gewitterdonner. Ich brauchte eine Stunde mit U- und S-Bahn bis zum Bürgeramt am Rande von Berlin. Sechs Wochen musste ich auf den Termin warten.
Meine Nummer erschien auf dem Display im Warteraum, und ich eilte zu Platz Eins. Die Frau vom Amt verlangte meinen alten Personalausweis und zwei Passbilder. Wegen unserer baldigen Urlaubsreise musste ich einen Express-Pass beantragen. Der war freilich teurer. Insgesamt löhnte ich runde 120 Euro für Ausweis und Pass. „Darf ich Dir noch einen Express-Pass dazu geben?“ fragte die Frau vom Amt ihre Kollegin am Nebentisch, die aufstöhnte: „Wenn`s sein muss.“ Ich lächelte bedauernd. „Ab Montag können sie ihren Pass abholen“, sagte die Frau vom Amt freundlich an mich gewandt.
(
Ich schrieb zum Thema Ausweis ein Gedicht.)
Es war erst kurz nach Neun, als ich zurück zur S-Bahnstation ging. Der Wind frischte auf. Ich trug kurze Hosen und ein Kurzarmhemd. Von einem Tag auf den anderen fielen die Temperaturen drastisch. Nicht, dass ich fror – die Lufttemperatur lag noch bei angenehmen 20 Grad Celsius.
Am Wochenende schwitzte man sich noch die Seele aus dem Leib. Samstag unternahmen wir mit dem IC einen Tagesausflug zum Ostseebad Binz. Gut drei Stunden Fahrzeit für eine Strecke. Und Sonntag waren wir auf dem Kladower Hafenfest. In der Sonne hielt man es kaum aus. Wieder staunte ich über
O.s Durchhaltevermögen (nicht nur was das Bier angeht) – sie verweilte in der Sonne, während ich immer öfter den Schatten aufsuchte. Jedenfalls war ich nach dem heißen und anstrengenden Wochenende ganz schön groggy.
Herrlich der Tag an der Ostsee! Wir fanden bequem Platz am Strand und gingen im Meer Baden. Zwischendurch schlenderten wir über die Strandpromenade und in den Ort.
Das Kladower Hafenfest am Wannsee umschreibe ich am Besten mit den Worten „klein aber fein“. Vielleicht war es aufgrund der Wahnsinns-Hitze nur mäßig besucht. Auf einer Bühne wurde Jazzmusik gespielt – nichts besonderes aber auch nicht schlecht.
O. ließ es sich nicht nehmen, ein erfrischendes Bad im Wannsee zu nehmen.
Verträumt saß ich auf der Rückfahrt vom Bürgeramt in der S-Bahn und schaute gedankenverloren auf die vorbeihuschenden Häuserlandschaften Berlins - von Haltestelle zu Haltestelle. Alles wirkte bereits einigermaßen vertraut. Friedrichstraße stieg ich aus - was machen mit dem angebrochenen Tag?
Binz
Kladower Hafenfest