Der Begriff „Privatsphäre“ rückte im Zuge der Diskussion über den NSA-Abhörskandal in den Fokus des öffentlichen Interesses. Ich frage mich, ob überhaupt alle wissen, was Privatsphäre ist. Ich googelte also mal nach der Definition und las bei Wikipedia folgendes: „Privatsphäre bezeichnet den nichtöffentlichen Bereich, in dem ein Mensch unbehelligt von äußeren Einflüssen sein Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit wahrnimmt."
Das klingt gut. So was wünscht sich doch jeder für sich. Eigentlich etwas Selbstverständliches. Oder?
Ohne dass ich für mich genau definiere, was Privatsphäre ist, habe ich ein Gefühl dafür, wo ich sie haben will. Meine Wohnung ist unbedingt Privatsphäre. Noch unbedingter sind es mein Körper und mein Geist. Mein Eigentum ist Privatsphäre. Ich kann mein Eigentum mit anderen teilen, aber dann mache ich das aus freien Stücken. Wenn ich zum Arzt gehe, lasse ich es zu, dass er mir auf den Arsch schaut. Wenn ich zuhause Besuch empfange, gewähre ich diesem Einblick in mein persönliches Refugium. Den Freunden, denen ich vertraue, erzähle ich von meinen geheimsten Gedanken. Einer Frau, die ich liebe, gebe ich mich leidenschaftlich hin. In all diesen Fällen lasse ich den Eingriff in meine Privatsphäre zu. Es ist oft gewollt oder gar notwendig, dass wir uns gegenüber unseren Mitmenschen öffnen.
Unsere Privatsphäre ist immer so groß, wie wir es zulassen. Dumm nur, wenn Eingriffe in unsere Privatsphäre ohne unser Wissen stattfinden. Das wäre z.B. der Fall, wenn jemand in meiner Abwesenheit meine Wohnung durchforscht. Durch die inflationär wachsenden technischen Möglichkeiten sowie durch die Vernetzung jedes Einzelnen durch Internet und Telekommunikation entstanden in den letzten Jahren Graubereiche, welche die bisherige Definition von Privatsphäre ad absurdum führen. Ein sicherer Raum im Sinne des nichtöffentlichen Bereichs (lt. Definition der Privatsphäre) kann das Internet per se nicht sein.
Wir müssen überlegen: Eine Privatsphäre kann ich mir nicht einfach nehmen. Sie ist abhängig von dem Respekt des gesellschaftlichen Umfelds, in dem ich lebe. In einer Diktatur gibt es dementsprechend weniger Privatsphäre als in einer Demokratie. Außerdem verlieren wir an Privatsphäre, wenn wir in irgendeiner Weise abhängig von anderen Menschen und Mächten werden. Solche Abhängigkeiten können sich am Arbeitsplatz ergeben, in der Familie, in Geldsachen … Immer wieder müssen wir Angriffe auf unsere Privatsphäre zulassen, die demütigend sind. Wir empören uns, aber können nichts dagegen machen, weil wir uns in einem Abhängigkeitsverhältnis zu denen befinden, die uns gängeln.
Man kann ein Menschenrecht nur wirksam einfordern, wenn man …
Ach scheiße - ich wäre fast geneigt wie
Zuckerberg zu sagen: „The Age of Privacy is Over“.
Zuckerberg kann sich solche Sprüche leisten. Er hat das Geld, meterhohe Mauern um seinen Besitz zu ziehen. Ist das nicht pervers?
(siehe hier)