Samstag, 4. Januar 2014

TV-Tipp:

"Die Piefke-Saga (1)+(2)+(3)", 20 Uhr 15, 22 Uhr, 23 Uhr 35, BR

Samstagnachmittagsloch


Mir ist gerade, als wäre mir alles gleichgültig. Das Problem ist, ich lebe. Die Gleichgültigkeit ist eine Wüste aus Gummibärchen oder aus allem anderen – da es völlig gleichgültig ist. Die Gleichgültigkeit ist gepaart mit Lustlosigkeit und Langeweile. Ein hervorragendes Trio. Sie sind topfit und machen ihren Job heute besonders gut. Eigentlich sollte ich darüber glücklich sein. Aber ich weiß, dass dieser Zustand lediglich ein Loch im Gewebe des Lebens ist – etwa wie ein Loch, das einem die Motten in den Lieblingspulli fressen. Glücklich könnte ich sein, wenn um das Loch herum auch nichts mehr wäre. Das wäre dann das Nirwana. Aber ich sitze lediglich in diesem scheiß Loch oder in dieser Wüste der Gleichgültigkeit an einem scheiß normalen Samstagnachmittag. Alle sieben Tage gibt es einen Samstagnachmittag. Natürlich könnte ich eine Menge tun. Aber ich will nicht. Es gibt keine Notwendigkeit zu gar nichts. Meist verfalle ich in diese Lethargie nach den Nachtdiensten, wenn ich ein paar Tage frei habe. Ziellos blubbere ich vor mich hin wie ein Goldfisch in einem Goldfischglas mit sonst nichts. Es ist ungeheuer spannend.
Ein Rest Humor bleibt mir immer. Das Goldfischglas wackelt nämlich leicht.
Apropos: Gestern las ich ein im aktuellen Stern ein Interview mit Gregor Gysi, und Gregor Gysi erzählte auf eine Frage hin einen jüdischen Witz (keinen Judenwitz) – wegen der tollen Dialektik bzw. Logik darin. Und den notierte ich mir. Ich will ihn euch nicht vorenthalten:

Kommt ein Jude nach Hause und erzählt seinem Bruder, er habe den Rabbi gefragt, ob er beim Beten rauchen darf. Der Rabbi habe entrüstet Nein gesagt. Daraufhin der Bruder: "Du bist so ein Idiot. Du hättest den Rabbi fragen sollen, ob du beim Rauchen beten darfst. Das hätte er dir sofort erlaubt."

Gut, oder? Vieles im Leben ist eine Frage der Perspektive. Man sieht denselben Gegenstand plötzlich anders. Fantastisch. Eigentlich total simpel. Trotzdem tun wir uns damit im Leben oft unendlich schwer. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Wir können kaum etwas gegen das Brett vorm Kopf tun. Vielleicht noch ein paar Nägel reinhauen, damit es auch schön fest sitzt.
Ich stelle mir eine Fußgängerzone vor, durch die alle Menschen mit Brettern vorm Kopf strömen. Zu breit dürfen die Bretter nicht sein. Stellt euch das mal vor.
Nein. Es ist völlig wurscht. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Nichts als Irrsinn. Alles Mache.
Wir dürfen uns alles einbilden – und danach leben. Wir können uns alles erlauben. Ein jeder in seinem Goldfischglas. (Dass meines leicht wackelt, ist eine Gnade.)

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