Der Nachhaltigkeit das Fenster geöffnet
Der November endet im Nebel. Jedenfalls hier. Ich schaue – wie so oft – aus dem Fenster, sehe, wie immergrünes Efeu einen Baumriesen umschlingt, sehe hinunter auf den grauen Asphalt der Straße.
Die Äste des Baums ragen moosgrün, morsch und starr zu mir herüber. Kein Lüftchen geht. Die einzige Bewegung sehe ich auf der Straße, wo Autos wie Früchtebonbons entlang fahren.
In Ägypten haben sie das erste Mal freie Wahlen. Ich höre davon im TV und lenke mich ab. Dann reden sie über die Unterdrückung der Menschen in Syrien. Folter, Vergewaltigungen, Mord sind dort an der Tagesordnung. Ich mache mir einen Kaffee. Inzwischen thematisierte man die Euro-Krise. Worthülsen schweben durch mein Zimmer. Ich fange die „Nachhaltigkeit“ ein und betrachte sie eingehend. Sie ist ganz leicht – beinahe schwerelos. Ich öffne das Fenster und puste sie hinaus. Die „Nachhaltigkeit“ bleibt im Gestrüpp hängen und schmiegt sich an ein braunes Herbstblatt.
Mich friert ein wenig. Gleichsam von Innen und von Außen. Der Himmel rückt ganz nahe. Als wollte er alles durchdringen. Ich rieche mein Zimmer, während ich zwischen zwei Fenstern sitze: links die Autostraße – rechts der Fernseher. In der Mitte das Internet, das dritte Fenster. Na, und ich. Ich mit meinem Körper, dem Kaffee, der Verdauung, meinen Fingern auf der Computertastatur …
„Hallo“, ächze ich probeweise. Ich hörte mich. Ich bin da. Hier. Im Nebel.
bonanzaMARGOT
- 29. Nov. 11, 13:13
- boMAs Gedichte und Texte