Freitag, 25. November 2011

Der Vorhang fällt


Also von mir aus kann die Welt schon heute untergehen. Ich habe die menschliche Tragödie, dieses Drama, ziemlich satt. Die Regie ist zum kotzen. Und dann die unzähligen Laienschauspieler, die öden Kulissen und die schlechten Dialoge. Vom Drehbuch will ich gar nicht sprechen. Dabei ist meine Rolle nicht die schlechteste. Ich stehe sowieso nicht gern im Vordergrund. Ich liebe meine Ruhe. Blöd ist nur, dass ich mir nebenbei alles anschauen muss. Und dann muss es einfach mal raus – dass ich dies und das zum kotzen finde. Oder einfach alles! Die Sicherungen brennen durch, und ich mache mich zum Affen. Scheiße. Plötzlich stehe ich im Scheinwerferlicht und würde am liebsten im Erdboden versinken. Dabei brach aus mir bloß mal raus, was ich denke. Ja. So ist das. Und wenn ich dann in die verblüfften, irritierten Gesichter schaue, verkrieche ich mich wieder. Ist nicht mein Ding, liebe Leute. Ist einfach nicht mein Ding. Diese Schmach! Ich will doch keiner von denen werden, die ich verabscheue – die mit der großen Klappe, die den ganzen Tag lang Scheißdreck reden und in den Pausen blöde lachen. Aber einige von ihnen stehen ganz oben. Fast oben auf dem Olymp … in Sichtnähe zu den Göttern. Wenn sie mit dem Finger schnippen, gehen tausende in den Gulag oder werden gemeuchelt. Oder sie entlassen tausende braver Arbeitnehmer …, oder sie zetteln einen Krieg an, der Millionen Menschen Tod und Verderben bringt. Ich hasse dieses Theater! Ich sage das nicht nur so. Ich habe es gründlich satt. Von mir aus kann die Welt schon heute untergehen. Dabei geht`s mir nicht schlecht. Ich habe alles. Nur diese menschliche Tragödie kotzt mich an! Von Generation zu Generation dasselbe Affentheater. Inzwischen bin ich alt genug, um es ein wenig beurteilen zu können. Die Menschheit hat es verdient unterzugehen. Schade freilich, dass auch die mit in den Abgrund gerissen werden, die es eigentlich nicht verdient haben. Die waren zu gut für die Welt. Und ich? Klar, ich hänge am Leben. Aber scheiß drauf! Macht endlich Schluss! Kein retardierendes Moment mehr. Es erübrigt sich. Das Publikum langweilt sich bereits – fast zu Tode.

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