Hermann Knoflacher: Virus Auto
Macht - nicht nur im Auto
Es ist wirklich ein Wunderding, das Auto: Früher musste man sich den Kopf zerbrechen, wollte man einen entfernten Ort aufsuchen, weil es Zeit Mühe und Geld kostete. Mit dem Auto, so wie es heute verfügbar ist, ist der zeitliche Aufwand für die gleiche Strecke auf einen Bruchteil zusammengeschrumpft. Aber nicht nur das, statt dass man sich müht, erlebt man das Gefühl der Überlegenheit und Bequemlichkeit in jeder Hinsicht, körperlich und geistig. Und die laufenden Kosten sind geradezu vernachlässigbar, weil jeder Versuch, diese zu erhöhen, mit Sicherheit zur Niederlage der jeweiligen Partei führt, die das unterstützt, bzw. in die Praxis umzusetzen versucht. Darüber hinaus eröffnen sich dem Autofahrer Möglichkeiten wie sonst keinem. Er gelangt viel leichter an attraktive Orte als selbst der Bahnreisende, ganz zu schweigen vom Fußgänger und Radfahrer, und er wird überall freudig als privilegierter und offensichtlich guter Gast empfangen.
Diese Voreingenommennheit, Autofahrer wären reich und Radfahrer Hungerleider, kann aber auch ins Auge gehen wie beispielsweise bei einem Hotelier in Klosterneuburg. Als der Donauradweg zur Touristenattraktion wurde, tauchte ein älterer Herr in typischer Radfahrerjustierung auf, um Quartier zu nehmen. Der Hotelier belehrte ihn, dass er ein vornehmes Haus führe und daher keine Radfahrer beherberge. Worauf dieser schweigend umkehrte, das Lokal verließ, sein Fahrrad nahm und es einem Chauffeur, der in einem großen weißen Mercedes vorfuhr, übergab, der es auf dem Dachgestell befestigte, dem "armseligen" Gast die Tür öffnete und mit ihm wegfuhr. Und wieder bewirkte das Auto ein Wunder - diesmal beim Hotelier: Radfahrer sind seit dem Vorfall willkommene Gäste in seinem Haus, auch wenn er vergeblich darauf wartet, einem in Begleitung eines großen weißen Mercedes mit Chauffeur sein Quartier anbieten zu können. Aber man soll die Hoffnung nie aufgeben.
Wunder spielen sich täglich millionenfach ab, wenn Menschen ins Auto steigen, der Enge und Öde geradezu mühelos entfliehen und über dem Boden schwebend nahezu jedes gewünnschte Ziel erreichen. Und solange die Macht des Autos - dank billigster Energie - größer ist als die des Hirns, werden diese Wunder fortdauern. Je größer das Mißverhältnis ist, umso größer und imposanter muss auch das Auto sein. Denn das Hirn verrechnet nicht nur körperliche, sondern auch geistige Defizite in den Schichten seines Unterbewußtseins erfolgreich mit der Außenwelt. Man muss sich daher schon fragen, was in einem Menschen vorgeht, der eine der sogenannten Luxusmarken kauft ... Wunder auf allen Ebenen - viele wundern sich darüber - wie viel Geld für Blech auf einem Fahrgestell ausgegeben wird.
(Auszug aus Hermann Knoflacher - Virus Auto)
Es ist wirklich ein Wunderding, das Auto: Früher musste man sich den Kopf zerbrechen, wollte man einen entfernten Ort aufsuchen, weil es Zeit Mühe und Geld kostete. Mit dem Auto, so wie es heute verfügbar ist, ist der zeitliche Aufwand für die gleiche Strecke auf einen Bruchteil zusammengeschrumpft. Aber nicht nur das, statt dass man sich müht, erlebt man das Gefühl der Überlegenheit und Bequemlichkeit in jeder Hinsicht, körperlich und geistig. Und die laufenden Kosten sind geradezu vernachlässigbar, weil jeder Versuch, diese zu erhöhen, mit Sicherheit zur Niederlage der jeweiligen Partei führt, die das unterstützt, bzw. in die Praxis umzusetzen versucht. Darüber hinaus eröffnen sich dem Autofahrer Möglichkeiten wie sonst keinem. Er gelangt viel leichter an attraktive Orte als selbst der Bahnreisende, ganz zu schweigen vom Fußgänger und Radfahrer, und er wird überall freudig als privilegierter und offensichtlich guter Gast empfangen.
Diese Voreingenommennheit, Autofahrer wären reich und Radfahrer Hungerleider, kann aber auch ins Auge gehen wie beispielsweise bei einem Hotelier in Klosterneuburg. Als der Donauradweg zur Touristenattraktion wurde, tauchte ein älterer Herr in typischer Radfahrerjustierung auf, um Quartier zu nehmen. Der Hotelier belehrte ihn, dass er ein vornehmes Haus führe und daher keine Radfahrer beherberge. Worauf dieser schweigend umkehrte, das Lokal verließ, sein Fahrrad nahm und es einem Chauffeur, der in einem großen weißen Mercedes vorfuhr, übergab, der es auf dem Dachgestell befestigte, dem "armseligen" Gast die Tür öffnete und mit ihm wegfuhr. Und wieder bewirkte das Auto ein Wunder - diesmal beim Hotelier: Radfahrer sind seit dem Vorfall willkommene Gäste in seinem Haus, auch wenn er vergeblich darauf wartet, einem in Begleitung eines großen weißen Mercedes mit Chauffeur sein Quartier anbieten zu können. Aber man soll die Hoffnung nie aufgeben.
Wunder spielen sich täglich millionenfach ab, wenn Menschen ins Auto steigen, der Enge und Öde geradezu mühelos entfliehen und über dem Boden schwebend nahezu jedes gewünnschte Ziel erreichen. Und solange die Macht des Autos - dank billigster Energie - größer ist als die des Hirns, werden diese Wunder fortdauern. Je größer das Mißverhältnis ist, umso größer und imposanter muss auch das Auto sein. Denn das Hirn verrechnet nicht nur körperliche, sondern auch geistige Defizite in den Schichten seines Unterbewußtseins erfolgreich mit der Außenwelt. Man muss sich daher schon fragen, was in einem Menschen vorgeht, der eine der sogenannten Luxusmarken kauft ... Wunder auf allen Ebenen - viele wundern sich darüber - wie viel Geld für Blech auf einem Fahrgestell ausgegeben wird.
(Auszug aus Hermann Knoflacher - Virus Auto)
bonanzaMARGOT
- 07. Jan. 11, 15:47
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