Dienstag, 30. Dezember 2008

Mit Cardinal ins Neue Jahr

Morgen ist Silvester, und ich fühle mich wie mitten im Jahr - also von wegen Silvesterstimmung. Die letzten Male schob ich über den Jahreswechsel Nachtwache. Es ist eine Weile her, dass ich Silvester feierte, bzw. bewusst miterlebte. Stattdessen wechselte ich Windeln, ging auf die Klingel, während draußen die Böller krachten, und Raketen den Nachthimmel über der Rheinebene erleuchteten. In einer Pause stießen meine Kollegin und ich dann auch mit einem Glas Sekt an. Es ist eine schöne Sache, sich und anderen Menschen, der ganzen Welt alles Gute für das Neue Jahr zu wünschen. Wir kennen die Wünsche, auf die es wirklich ankommt: Gesundheit, Frieden und Sicherheit für die Zukunft. Die Jahre plätschern dahin, die Wünsche bleiben. Die Lotterie des Lebens verteilt ihre Gewinne wie auch die Desaster. Ich versuche mich in Gleichmut zu üben: Wenn es nur nicht viel schlimmer wird, brauche ich es auch nicht unbedingt besser. Ich hege nämlich insgeheim den Verdacht, dass wer dem Glück zu viel abverlangt, im Gegenzuge dem Unglück das Tor öffnet. Mitunter wurmt mich das bescheidene Dahinplätschern des Lebens schon, und ich überlege mir gravierende Veränderungen; doch bleiben meine Vorstellungen auf halber Strecke hängen - spätestens wenn sich die hohe Dame Vernunft zurückmeldet: "Felix, lasse die Flausen, die führen zu nichts als zu Ärger. Dir geht es doch gut. Fordere das Glück nicht heraus ..." Ich lernte mit dem Älterwerden, die Vernunft nicht weg zu schieben, wenn ich mal wieder Blödsinn im Kopf habe. "Na gut, du hast mal wieder recht", sage ich mir, also der Vernunft, "warum in die Ferne schweifen, wenn das Glück ist so nah. Ich müsste mich nur aufraffen, die vielen kleinen Dinge anzugehen, die mir schon lange vorschweben."Genau, Felix, du könntest eine Menge Sinnvolles für dich tun, nicht wahr?"
Morgen ist Silvester. Die Menschen überschütten sich mit guten Wünschen. Ich wünsche ihnen, dass ein paar davon in Erfüllung gehen. Ich fühle mich seltsam heute. Entschuldigt. Silvesterlaune kommt immer noch nicht recht auf. Ich habe eine ganze Woche frei. Wo ist meine Freude? Muss ich mich auf den Kopf stellen, damit sich die verkrampften Eingeweide lösen?

Morgen ist Silvester. Verdammt noch mal! Ich fahre nach Basel. Mich erwarten eine liebevolle Frau, türkisches Essen und ein mitternächtlicher Spaziergang an den Rhein. Und Cardinal Bier! Das Schweizer Bier ist nicht übel, vor allem das Cardinal. Wenn es nur nicht so teuer wäre. Und dann das Schwizzerdütsch - das verstehe ich nach drei Jahren noch nicht. Jeden Tag wollte ich es nicht hören.
Wenn ich erstmal unterwegs bin, wird sich meine Laune bestimmt bessern. Reisen finde ich immer spannend ...

Also Leute, lange Rede, kurzer Sinn: Alles Gute fürs Neue Jahr! (Und trinkt nicht so viel.)




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