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"Mutter"
Heute nahm ich mir vor, dass ich etwas über Frauen schreibe. Das Thema ist schwierig, heiß und beinahe undurchdringlich. Am Besten fange ich vorne an. Ganz vorne war meine Mutter. Sie war die erste Liebe meines Lebens. Aber natürlich! Etwas anderes gibt es nämlich nicht. Bei den Affen ist das sicher nicht anders.
Noch bevor ich in die Schule kam und der Schriftsprache mächtig war, schrieb ich ihr unleserliche Liebesbriefe, während sie am Herd stand und das Essen zubereitete. Es war zwar nur Gekritzel, aber an ihrem Lächeln konnte ich ablesen, dass sie den Inhalt sehr gut verstand.
Nun gut. Das Leben ging weiter. Meine Mutter wurde immer mehr nur Mutter und weniger Geliebte. Anfangs wollte ich sie noch heiraten; aber dann entschied ich (ich war damals Sechs), dass ich besser nie heiraten wollte.
Mein Vater war übrigens nicht selten eifersüchtig, wenn meine Mutter und ich vorm Fernseher schmusten. Er grunzte dann unwillig in seinem Sessel, schlief aber sowieso bald ein. Man muß ihm zugute halten, dass er am Tage hart arbeitete, um die Familie zu ernähren.
Als ich 12 war, empfand ich das erste Mal ein erotisches Interesse am anderen Geschlecht, ohne zu wissen, was Erotik eigentlich bedeutet. Das war der Zeitpunkt, als ich anfing mich zu schämen, wenn ich mit meiner Mutter zusammen in der Stadt beim Einkaufen gesehen wurde. Und als dann eines Tages meine Mutter aus einer vierwöchigen Kur heimkehrte, war meine Verwandlung vom Kind zum Teenager abgeschlossen: Ich umarmte sie nur noch unwillig, und Händchenhalten war schon gar nicht mehr drin.
Es sollten aber noch gut zwei Jahre ins Land gehen, bis ich Martina kennenlernte ...
(Doch davon nächstes Mal.)
bonanzaMARGOT
- 12. Okt. 07, 15:56
- Als Gebüsche noch Gebüsche waren