Dienstag, 18. September 2007

Der Kilimandscharo von oben - sieht er nicht aus wie eine Riesentitte?


(Mit Sahnehäubchen.)

Ich träumte von Urlaub am Kilimandscharo



"Es ist nicht notwendig, laufend bewusst Entscheidungen für sein weiteres Leben zu treffen. Diese Entscheidungen ergeben sich automatisch, sobald der Zeitpunkt hierfür gekommen ist."
(Aus "Die memetische Theorie" von Susan Blackmore)


Gestern auf dem Fahrrad wurde ich noch ganz schön nass.
Das Laub färbt sich langsam gelb. Die Luft schlägt mir kalt und feucht ins Gesicht. Ich fahre durch Pfützen. Die Autos verwirbeln die Nässe zu einem Nebel. Keuchend ackere ich mich den Berg hinauf und schimpfe über die Automania unserer Gesellschaft. Nein, ich habe nichts gegen Autos - aber ich hasse den Stellenwert, den sie für die Menschen inzwischen haben; ich hasse diese Rücksichtslosigkeit und Gewalt, die von diesen motorisierten Objekten ausgeht und die ganz selbstverständlich hingenommen wird. Oft stoße ich auf meinem Fahrrad Flüche aus, wenn sie mich an den Straßenrand drängen und mich brüllend überholen.

War ich eigentlich schon immer so empfindlich?
Mir kommt es vor, als ob ich mit der Zeit dünnhäutiger wurde. Immer seltener drehe ich die Musik laut auf, ich gehe nur noch ungern in die geschäftigen Innenstädte, ich fühle mich von den vielen Menschen, den vielen Eindrücken und dem Verkehrsaufkommen bedrängt. Wenn ich mich dennoch in diesen urbanen Moloch wage, suche ich nach den notwendigen Erledigungen schnellstmöglich eine Eckkneipe auf.
Vielleicht sollte ich meine Nerven wieder trainieren? Nerven lassen sich doch bestimmt trainieren?
Oder liegt es gar nicht an meinen Nerven sondern daran, dass ich nicht mit dem Strom schwimme und selbstverständlich mehr Kraft für ein eher unkonventionelles Leben aufwenden muss?
Warum fahre ich auch mit dem Fahrrad in einer Autowelt herum? Warum arbeite ich im Schichtdienst und mache die Nächte zu Tagen und unmgekehrt? Warum heiratete ich nicht und gründete eine Familie?
Warum mache ich nicht Urlaub auf Mallorca, relaxe mit Freunden am Strand und lasse am Abend in den Diskotheken die Kuh fliegen? Warum arbeite ich nicht in einem Büro sondern im Altenheim?
Gäbe es ein nevenschonenderes Leben für mich? Könnte ich zufriedener sein?

Nein! Quatsch! Hirnschiss!
Alles ist gut, wie es ist. Habe ich mir es etwa nicht ausgesucht - wenn auch unbewusst?
Eines schönen Tages werde ich morgens aufwachen, die Erde anhalten und sie andersherum drehen lassen. Wenn dieser Tag kommt, werde ich gar nicht registrieren, dass er da ist. Erst viel später.
Kann sogar sein, dass er schon da war.
Mal sehen, ob sich Ergebnisse einstellen.
Noch folgt der Abend dem Morgen und nicht umgekehrt. Oder ist mir da etwas entgangen?

Es wird Herbst. Ich mag den Herbst - auch wenn ich über sein Wetter fluche. Ist der Herbst nicht die aufrichtigste Jahreszeit?
Als ich gestern Abend zuhause ankam, schmiss ich die klammen Klamotten von mir und fletzte mich aufs Bett. Das Fahrradfahren und das Bier hatten mich hungrig und schlapp gemacht. Ich aß die Steaks vom Kerwemetzger. Mit Kartoffelpüree ("Das Komplette mit entrahmter Milch"). Was lief gestern eigentlich im TV? Dunkel erinnere ich mich an Günther Jauch. Wie heißt diese Sendung noch mal? "Wer gewinnt die Million?" ... ?
No - jetzt fällt`s mir ein: "Wer wird Millionär?" Günther Jauch könnte ich regelmäßig den Hals umdrehen ... . Im anderen Programm lief "Quiz-Taxi" mit Prominenten. Die Sendung spielt zur Zeit auf Mallorca. Ich zappte hin und her, lachte sogar einmal, wälzte mich auf die andere Seite und ließ meine Träume das Ruder übernehmen.



Aus "Schöne neue Welt", Ende 2. Kapitel:

"Bis schließlich der Geist des Kindes aus lauter solchen Einflüsterungen besteht und die Summe dieser Einflüsterungen den Geist des Kindes bildet. Und nicht nur den des Kindes, auch den des Erwachsenen - zeit seines Lebens. Der urteilende, begehrende, abwägende Verstand - er ist aus diesen Einflüsterungen aufgebaut. Und alle diese Einflüsterungen sind "unsere" Einflüsterungen!"

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