Samstag, 8. September 2018

Durch den Wind


Die ersten Kilometer hatte ich Glück mit dem Wind. Ich hatte ihn im Rücken. Er beflügelte mich an diesem tristen Vormittag, und der Regen peitschte mir nicht ins Gesicht. Schließlich erreichte ich das Eidersperrwerk, eine fulminante Schutzvorrichtung gegen Sturmfluten an der Eidermündung. Als ich auf die See blickte, sah ich einen schwarzen Wolkenvorhang näherkommen. Der Regen wurde heftiger. Unterhalb der Schutzmauer lag ein Lokal mit einem Andenkenladen. Kaum hatte ich es erreicht, ging das Unwetter los.
Ich wärmte mich in der Gaststube auf und blickte hinaus auf das aufgepeitschte Wasser der Eider. Die Gastleute waren sehr freundlich. Als der Wind draußen meinen Bock mitsamt Gepäck, dass ich für den Halt nicht abgenommen hatte, umschmiss, machte mich der Wirt darauf aufmerksam und half mir beim Aufrichten und Sichern des Fahrrads. Eine gute Stunde verweilte ich dort, bis das Schlimmste vorüber war.
Auf der Weiterfahrt hatte ich den Wind gegen mich. Das war heftig. Ich strampelte wie ein Ochse, und kam doch nicht voran. Wenigstens regnete es nicht mehr, und sogar die Bewölkung riss stellenweise auf. Als ich endlich St. Peter Ording erreichte, war ich ganz schön durch den Wind…
Es war erst gegen 15 Uhr. Ich konnte das Zelt im Trockenen aufstellen. Bei diesen Windverhältnissen gar nicht so einfach. Muss ziemlich komisch ausgesehen haben, wie ich mit dem Zelt kämpfte.


(PS: Bilder zur Reise unter https://abendglueck.wordpress.com/)

Freitag, 7. September 2018

Blablabla


Was ich witzig an Löws Analyse zum desolaten Abschneiden der deutschen Mannschaft bei der Fußball WM 2018 finde, ist, dass ich auf die Grundaussagen, die er aktuell traf, als relativer Fußball Laie bereits kam, als die Deutschen noch im Turnier waren. Nichts als Blablabla von ihm.
Okay, wenigstens angestrengt haben sie sich gestern gegen den Weltmeister Frankreich. Sollte eigentlich selbstverständlich sein, bei dem horrenden Salär, das die Fußball Stars erhalten.
Stimmt, Fußball interessiert mich gar nicht besonders. Aber ich sehe doch einiges, was sich prima auf andere Gesellschaftsbereiche übertragen lässt. Ich schaue mir den Käse an, weil er exemplarisch für die gesamte Schieflage in unserer Republik ist (und weil ich nichts besseres zu tun habe). Ich meine nicht nur die Schieflage, dass das Geld stets hin zu den Reichen fließt, und die Armen weiter ausgebeutet werden. Was mir ebenso bitter aufstößt, sind diese blöden Analysen und Sprüche, die von den Verantwortlichen abgesondert werden - das ganze Blablabla. Niemand redet mal Tacheles, weil ein jeder an seinem Pöstchen klebt. Unsere Bundeskanzlerin ist darin Spitzenreiterin. Aber die anderen Politiker liefern auch jede Menge Verdummungsgeschwätz ab. Bestimmt glauben viele selbst dran, was sie da an Blablabla unters Volk bringen. Sie müssen dran glauben, oder sie gehen seelisch vor die Hunde. Ich gehe halt mal davon aus, dass jeder Mensch eine Seele hat, selbst Politiker, Funktionäre und Banker.
Der Jogi kommt ja bei vielen gut an, besonders bei Frauen. Kann mir mal jemand verraten, warum? (Ist es sein Dackelblick?)
Auch die Merkel hat einen Schlag bei… ich weiß nicht. Ich weiß es nicht. Bei wem nur??
Nun lief mal wieder ein Aufschrei durch die Republik, als sich in Chemnitz der Mob sammelte und von extrem Rechten und Neonazis angeführt seinen Ausländerhass herausschrie. Anlass war ein Tötungsdelikt am Rande eines Stadtfestes. Als Täter wurden Ausländer verdächtigt. Kann ja sein. Jeden Tag passieren in Deutschland abscheuliche Verbrechen von Einheimischen und eben auch von Ausländern. Der Mob zog also unter dem Deckmantel eines Trauermarsches durch Chemnitz und betrieb Hetze gegen Ausländer, verbal und… Ich war nicht dabei und weiß nicht, ob es zu regelrechten Hetzjagden gegen fremdländisch aussehende Mitbürger kam. Aber ich kann mir vorstellen, dass der Schritt dahin nur ein kleiner war. Immer mehr Stimmen machen sich breit, die sagen, dass es keine Hetzjagden gab. Dann vielleicht das nächste Mal? frage ich mich. Und was höre ich dazu über die Medien, in TV-Diskussionen etc.? Blablabla. Für mich ist schon lange klar, dass es in Deutschland eine latente Fremdenfeindlichkeit gepaart mit Rassismus und Antisemitismus gibt. Das ist keine fuckin` neue Erscheinung. Dieses krude rechte Gedankengut war zu allen Zeiten auch in der Mitte der Gesellschaft vertreten – man musste bei der ein oder anderen Stammtischdiskussion nur mal genau hinhören. AfD und Pegida schöpfen lediglich aus einem bereits vorhandenen Potential. Und im Osten haben sie aufgrund des dort teilweise immer noch vorherrschenden Minderwertigkeitskomplexes am meisten Erfolg.
Eigentlich sind die Zusammenhänge ganz einfach. Dazu muss man keine Experten und (fragwürdigen) Statistiken bemühen. Man muss sich dort, wo man lebt, nur mal umgucken… Die Hässlichkeit vieler menschlichen Umtriebe springt jedenfalls mir direkt ins Auge. Ich mache da keine Unterschiede zwischen rechts oder links, zwischen Deutschen und Ausländern. Wenn ich nur mal hier in Berlin die Machenschaften der arabischen Clans betrachte, wird mir ganz anders… Aber deswegen empfinde ich nicht automatisch eine Abneigung gegen alle Ausländer, Migranten oder Flüchtlinge.
Oder um auf den Fußball zurückzukommen: Wenn ein Spieler mit ausländischer Herkunft ein Tor schießt, ist er verdammt schnell integriert. Auf der anderen Seite: Wenn ein gut integrierter Ausländer auf dem Platz versagt, ergießt sich verbal-rassistische Hetze über ihn. So einfach sind wir Menschen gestrickt. Nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt.

Büsum


Büsum gefiel mir nicht. In der kleinen Innenstadt herrschte Gedränge. Die Lokale waren brechend voll. An allen Ecken schoben sich die Menschen Fastfood und anderen Mist rein. Danach sahen die meisten auch aus. So viele hässliche Menschen auf einem Fleck sah ich zuletzt… auf dem Alexanderplatz. Ich fühlte mich an eine dumme blökende Schafherde erinnert. Die Schafe taten den ganzen Tag nichts anderes als fressen und scheißen. Aber den Schafen konnte man deswegen keinen Vorwurf machen, weil es eben Schafe sind. Mich schauderte bei der Betrachtung meiner Mitmenschen. Wahrscheinlich hatte mich die Einsamkeit auf meiner Reise übersensibilisiert. Nein, in Büsum wollte ich nicht länger als notwendig bleiben. Überall nur schwachsinniger Konsum. Auch die Stadt selbst gab nicht das beste Bild ab. In ihrem Herzen gerade eine Großbaustelle…
Da das Wetter zunehmend schlechter wurde, war ich am hin und her überlegen. Im Regen weiterzufahren, machte auch wenig Sinn. Ich beschloss, meine Entscheidung spontan zu fällen.
Nach St. Peter Ording waren es gerademal 40 Kilometer. Die sollte ich auch bei Gegenwind schaffen. Also machte ich mich mit einem nassen Zelt im Gepäck auf den Weg. Der Tag begann wolkenverhangen und düster. Nichts wie weg!




Donnerstag, 6. September 2018

Ab an die Nordsee!


Den nettesten Kontakt hatte ich am Morgen meiner Weiterreise an die Nordsee auf dem Campingplatz bei Hamburg. Ich baute gerade das Zelt ab, als mich eine hübsche, junge Dänin ansprach. Sie interessierte sich für mein Fahrrad und meine Fahrradtour. Ihr Englisch war perfekt, meines dagegen weniger. Ich radebrechte mit meinen paar Vokabeln, die ich auf Abruf hatte, herum. Bestimmt wurde ich vor Verlegenheit rot wie eine Tomate. Am liebsten hätte ich das Zelt wiederaufgebaut und wäre noch eine Nacht geblieben. Aber wahrscheinlich war sie einfach eine nette, kontaktfreudige Person und ihr Freund wartete unweit auf sie mit den Worten: „Sag mal, musst du jeden anquatschen?“ Und sie: „Ach, ich fand den Typen irgendwie lustig…“

Hinter Hamburg ließ ich es ruhiger angehen. Ich war ja schon fast an meinem Reiseziel und hatte jede Menge Zeit. Zwei Tage sollte das schöne Reisewetter noch halten. Der Weg ging weiter die Elbe entlang mit einem größeren Schlenker nach Elmshorn, bis ich bereits am frühen Nachmittag auf dem Campingplatzt direkt am Elbdamm bei dem Örtchen Kollmar landete. Dort lungerte ich bis zum Abend am kleinen Hafen herum, wo einige Imbiss Wägen standen. Schließlich legte ich mich mit einer Flasche Roten an den Strand und genoss den Sonnenuntergang. Immer dabei die Geschichten von John Fante.
Am nächsten Tag wollte ich es endlich an die Nordseeküste schaffen. Glücksstadt hatte ich gleich im Sack. Danach vorbei am legendären KKW Brokdorf nach Brunsbüttel. Ich war bis dahin ganz gut unterwegs. Nach einer Mittagspause führte mich die Route ins Landesinnere über Michaelisdonn und Meldorf hin zu Büsum. Eine Ochsentour! Die Wege waren mies, und die Hitze wurde beinahe unerträglich. Ab Meldorf kam dann noch ordentlich Gegenwind von der See kommend hinzu. Ich fühlte mich auf den endlos wirkenden Wegen wie eine Schnecke. Doch ich hatte Büsum bereits im Blick… In Büsum blieb ich zwei Nächte. Ich musste mich dringend ein Wenig erholen. Die Unterlippe war aufgesprungen, die Nase verbrannt, dazu die wunden Stellen am Allerwertesten und eine allgemeine Erschöpfung... Leider schlug schon in der Nacht das Wetter um. Die Nordsee zeigte klare Kante mit einer Abkühlung, heftigem Wind und Regenschauern.


(PS: Bilder zur Reise unter https://abendglueck.wordpress.com/)

Mittwoch, 5. September 2018

Mittwochs-Blödsinn


Sitzt ein Rabe
auf einer Astgabel
und hat Gicht,
doch das stört ihn wirklich
nicht.

Dienstag, 4. September 2018

Dicker Fuß


Alter-Alter, langsam falle ich auseinander wie ein unsaniertes Gebäude im Osten. Davon sah ich eine Menge… Die Schmerzen begannen gestern Abend, so schlimm, dass ich mit dem rechten Fuß kaum noch auftreten konnte. Scheiße, dachte ich, was soll das am Ende meines Urlaubs?! Ich fühlte mich an das Vorjahr erinnert, als ich nach der Tour nach Kopenhagen einen dicken großen Zeh bekam, allerdings am anderen Fuß, und diesmal war es nicht einer der Zehen, sondern der gesamte Vorderfuß, der höllisch wehtat. Ich kroch quasi zur Toilette in der Nacht. Gut, dass ich noch ein paar von den Schmerztabletten gegen Gicht- und Rheumaschmerzen hatte. Davon nahm ich gleich eine und machte mir einen kalten Umschlag um den Fuß. Heute Vormittag überlegte ich mir dann, wie ich vorgehen sollte. Die Schmerzen hatten nicht nachgelassen, und der Fuß war sichtbar geschwollen, die Zehen konnte ich kaum noch bewegen. Ein Arztbesuch würde sich nicht vermeiden lassen. Zwischen 12 und 14 Uhr wollte der Ablesedienst kommen, der sich so nett per Karte angekündigt hatte. Das wollte ich hinter mich bringen, um ihn nicht nochmal zu verpassen. Er kam dann Gott sei Dank auch schon kurz nach Zwölf. Der Mann, schon älteres Semester, war gut drauf, er summte die ganze Zeit vor sich hin, während ich mit hochgelegtem Fuß am Schreibtisch saß. Ich hatte Glück, dass ich noch einen Termin bei der Orthopädin bekam, die mich auch letztes Jahr behandelt hatte. Mit dem Fahrrad klappte die Fortbewegung besser als per pedes. Beim in die Pedale treten konnte ich den Druck gut auf Mittelfuß und Ferse verlagern. Ich musste mich beeilen, weil ich bis 13 Uhr dort sein sollte. Auf dem Weg überrollte mich fast ein LKW beim Rangieren. Das wäre schön blöd, wenn ich ausgerechnet jetzt zu Matsch würde. Das Absteigen an den Ampeln war der neuralgische Punkt. Wenn ich mich aus Versehen mit dem rechten Fuß abstützte, fuhr mir der Schmerz wie eine Rakete durch den Körper – dass ich hätte schreien können. Aber ich will nun auch nichts dramatisieren. Es war nur ein guter Kilometer und ich erreichte wohlbehalten die Arztpraxis. Ich erkannte die Ärztin gleich wieder, als ich vor ihr saß. Klasse Frau, gemütlich, witzig, aber zu dick für meinen Geschmack. Nach einer halben Stunde war ich mit Rezept und Krankmeldung bereits wieder entlassen. Der Biergarten lag auf dem Weg. Also legte ich eine kleine Rast ein und informierte bei dieser Gelegenheit sogleich meinen Arbeitgeber. Es ist immer gut, sowas unverzüglich zu erledigen.
Tja, wie das Leben spielt. Ich wäre wirklich lieber Arbeiten gegangen, als mit diesen Schmerzen durch die Gegend zu humpeln. Verdammter Mist aber auch! Ich weiß, die Verantwortung dafür trage ich allein, falls es wirklich ein Gichtanfall ist, und das ist sehr wahrscheinlich. Ich ernähre mich ungesund, trinke zu viel, dann die Strapazen bei der Fahrradreise und als i-Tüpfelchen obenauf mein nicht mehr ganz jugendliches Alter. Das reicht für alle möglichen Maläsen. So gesehen fuhr ich bei meinem bisherigen Lebenswandel noch ganz gut. Aber irgendwann kriegt man halt die Rechnung serviert. Ich schaue mir meinen rechten Fuß an, der immer dicker wird. Ich sollte ihn wieder hochlegen und in ein feuchtes kaltes Geschirrtuch wickeln. Scheiß Sache das.

Montag, 3. September 2018

Mal so zwischendurch


Ich finde es vorsichtig gesagt unverschämt, dass den Leuten komplexe Gesetzeskonstruktionen wie das Datenschutzgesetz oder das Urheberrecht vor den Latz geknallt werden, ohne ihnen eine Anleitung oder anderweitige Hilfen an die Hand zu geben, wie sie z.B. als Blogbetreiber nicht in Konflikt mit diesen Vorschriften kommen. Ein solches Vorgehen öffnet z.B. Tür und Tor für ungerechte und unverhältnismäßige Abmahnpraktiken, mittels derer sich fiese und skrupellose Anwälte bereichern. So einfach kann Geld verdienen nur in einer verkorksten Gesellschaft sein. Für jeden Scheiß braucht man heute ein Spezialwissen oder entsprechende Beratung. Das sieht in meinen Augen so aus, als ob man gar keine mündigen Bürger wünscht, indem man Gesetze und Vorschriften derart kompliziert gestaltet und im Fachjargon formuliert, dass man unmöglich allein mit dem gesunden Menschenverstand durchblickt. Und wer sind die, die uns sowas zumuten? Ja, das wüsste ich gern, wer diese vermaledeiten Armleuchter sind, die solche Gesetze auf den Weg bringen und verabschieden. Keiner kann mir sagen, dass unsere Politiker da besser durchblicken, wenn sie nicht gerade Jura studierten, als… ich oder du, als der Laie von nebenan, der zuhause einen Computer hat und vielleicht aus privaten oder geschäftlichen Gründen ein Blog oder eine Website anlegt.
Mann, ich könnte platzen vor Wut! Das ist genau das, was ich an unserem Gesellschaftssystem schon immer hasste! Dieses an der Realität und dem Volk vorbei entscheiden… Die Menschen werden eingeschüchtert und kleingehalten. Alle paar Jahre sollen sie das richtige Kreuzchen machen und ansonsten am Besten die Schnauze halten, jeden Scheiß erdulden und brav in ihrem Job malochen.
So gesehen gehöre ich auch zu den Wutbürgern, aber nicht zu dem rechten Gesocks um AFD und Pegida, sondern zu den roten Socken. Ab und zu muss man mal Dampf ablassen! Auch dazu ist ein Blog da. Und ich finde es klasse, dass wir alle diese Möglichkeit im Internet nutzen können. Aber vielleicht gibt es gute Gründe, warum ich meine Meinung anonym sagen will, nicht um als Troll das Web unsicher zu machen, sondern weil ich z.B. nicht will, dass mein Arbeitgeber oder meine Verwandtschaft hier liest. Als ich noch in der Altenpflege arbeitete, prangerte ich manche Missstände, die ich erlebte, an (nannte selbstverständlich dabei niemanden namentlich). Trotzdem wäre mein Arbeitgeber sicher nicht begeistert gewesen, wenn er auf den ein oder anderen Text auf meinem Blog gestoßen wäre. Solchen Konflikten will ich durch meine Blog-Anonymität aus dem Wege gehen, weil ich natürlich auf meinen Arbeitsplatz angewiesen bin. Es kann aber auch andere meiner Meinung nach legitime Gründe geben für das Aufrechterhalten der Anonymität im Netz…

So, das war`s erstmal. Ich würde mir ein paar Gedanken von euch dazu wünschen. Bin ich mit meinem Ärger allein? Sehe ich die Dinge falsch?

Hamburg erreicht


Der Montag, als ich durch Hamburg kam, begann diesig mit vereinzelten Regenschauern. Hinter Lauenburg fuhr ich bergauf-bergab über steinige Waldwege. Immer als ich dachte, jetzt müsste ich endlich aus diesem finsteren Labyrinth herauskommen, ging es doch noch eine Ecke weiter. Es war wie verhext. Aber als es stärker regnete, fand ich Schutz unter dem dichten Blätterdach.
Dann endlich Geesthacht, die letzte größere Stadt an der Elbe vor Hamburg. Ich hatte die Elbe wieder links von mir im Blick. Bis zur Nordseeküste blieb ich auf der rechten Seite flussabwärts. Hier sah ich die ersten Frachtschiffe. Die Elbe hatte Niedrigwasser und die Schifffahrt war erheblich eingeschränkt.
Hamburg City erreichte ich schon mittags. Die Bewölkung riss zur Begrüßung auf. Der Himmel sah aufregend aus mit den vielen Wolkenfetzen. Der Campingplatz, den ich ansteuerte, lag ein paar Kilometer hinter Blankensee. Ich konnte in aller Gemütsruhe die Speicherstadt, die Landungsbrücken und den Fischmarkt passieren. Unglaublich viele Menschen waren unterwegs – wie die Ameisen, und ich mittendrin. Dann der brausende Verkehr, der mir nach den vielen ruhigen Wegen wie ein einziges riesiges Blechungeheuer vorkam. Man entkam ihm nicht, musste ständig auf der Hut sein, nicht zerstampft zu werden. Gemütlichkeit kam da selbst bei der Bierpause nicht richtig auf. Ich schoss ein paar Fotos und wechselte die Radwanderkarte. Ich befand mich nun auf dem Nordseeküsten-Radweg.
Kurz vor Blankensee fand ich an der Elbpromenade endlich etwas Ruhe. Ich saß vor einem Lokal in der Sonne und blinzelte verträumt zur Elbe hin, auf das gegenüberliegende Ufer und die berauschende Wolkenkulisse...

An der Rezeption wartete eine lange Schlange von Campinggästen. Ich dachte schon: Oje, hoffentlich erwische ich noch einen Platz für mein Zelt. Wie sich dann herausstellte, war die lange Wartezeit der akribischen Anmeldung geschuldet. Alles lief über den Computer. Und der junge Mann, der dort saß, redete gern und viel und fand sich auch noch witzig. Endlich waren alle Formalitäten erledigt und ich stapfte durch den Sand auf der Suche nach einem geeigneten Platz. Eigentlich ein netter kleiner Campingplatz am Elbstrand, aber in der Urlaubszeit ziemlich überlaufen vor allem mit Familien und kunterbunt internationalen Reisegruppen. Nach dem Aufbau des Zeltes setzte ich mich in den Biergarten. Ein schöner lauer Abend. Ich blickte auf die Leute bei ihren Fressorgien, trank Bier und versuchte mich in ein Buch zu vertiefen. Als Reiselektüre hatte ich John Fantes "Little Italy" dabei. Er erzählt darin Geschichten aus seiner Kindheit und Jugend. Ich wusste, wenn ich Fante mitnehme, kann ich nicht viel falsch machen. Die Lektüre war sehr erfrischend und auch erheiternd. Auf diesem Campingplatz war aber nicht viel mit Lesen, dazu war es zu unruhig. Das Kindergeschrei und Herumgetolle wollte überhaupt nicht enden. Schließlich fuhr sich auch noch ein Wohnmobil im Sand fest. Immer wieder heulte der Motor auf, und die Räder drehten durch. Sie kriegten das tonnenschwere Gefährt nicht frei… „Gute Nacht!“ hätte ich beinahe gebrüllt, aber so bin ich eben nicht.


(PS: Bilder zur Reise unter https://abendglueck.wordpress.com/)

Sonntag, 2. September 2018

TV-Tipp

"African Queen", 20 Uhr 15, Arte

Samstag, 1. September 2018

Havelberg - Dömitz


Die Tage vergehen wie nichts. Kann es sein, dass sich dieser Wahnsinns-Sommer langsam dem Ende zuneigt? Und auch mein Urlaub… Okay, mir bleiben noch ein paar Tage. Ein paar Tage zum Faulenzen und idiotische Gedanken machen. Ich betrachte die Bilder, die ich auf der Reise schoss, und befinde mich im Geiste wieder auf der Strecke…
Nach dem Aufenthalt im schönen Havelberg fuhr ich noch einige Kilometer an der Havel entlang. Elbe und Havel schmiegen sich eine Zeitlang wie ein Liebespaar dicht aneinander, bis sie sich ganz vereinen. Danach war ich bis zur Nordsee fast ausschließlich auf den Dammwegen der Elbe unterwegs. Und diese Wege ziehen sich, verdammt! – und wie die sich ziehen! – „wie Rattenscheiße“, brummelte ich vor mich hin und trat unermüdlich in die Pedale. Es gab wenig Schatten und noch weniger Haltepunkte für Pausen, um auch mal ein frisches kaltes Bier zu trinken. Der Biervorrat in der Packtasche schmolz dahin, und es war weit und breit keine größere Stadt in Sicht. Dann kam Wittenberge, aber was soll ich sagen – in der City kein einziger Lebensmittelladen, nicht mal einen verfluchten Kiosk entdeckte ich. Heutzutage wird ja alles ausgelagert, und in den Innenstädten bleiben nur Ramschläden, Drogerien und Eisdielen.
Zurück an der Elbe fand ich dann wenigstens einen Platz in einem Biergarten. Gerade noch so, denn es war fuckin` Einschulungstag, und da saßen diese Familienclans mit ihren Sprösslingen und den Zuckertüten. Furchtbar! Mich gruselt es immer noch, wenn ich diese Szenerie vor mir sehe. Aber gut, ich hatte höllisch Durst und genoss das kalte Pils.
Inzwischen hatte sich etwas Gegenwind auf der Strecke eingestellt. Lange nicht der Starkwind wie an der Nordsee aber trotzdem eine permanente warme Wand, gegen die ich anstrampelte. Auf die Dauer sehr ermüdend. Und ständig das Rauschen in den Ohren. „Was man nicht alles macht…“, sagte ich zu mir, oder „steter Tropfen höhlt den Stein“. Man sucht sich in solchen Lagen verbale Aufsteller, die man beinahe gebetsmühlenartig wiederholt. Ab und zu kicherte ich wie ein Blödjan. Ich werde doch nicht irre werden? Habe ich einen Sonnenstich? Wird Zeit fürs nächste Bier…
Die Fahrradreise war eine echte Prüfung an Willensstärke, Ausdauer und Durchhaltevermögen. Schließlich erreichte ich Dömitz, und da waren sie plötzlich die Supermärkte direkt an der Strecke. Und sogar eine Tanke, wo ich mir gleich mal eine eiskalte Dose Alsterwasser hinter die Binde schüttete. UFF! Dömitz habe ich echt in guter Erinnerung. Ich fand eine unkomplizierte Campinggelegenheit beim Ruderverein, wo ich zudem mein Handy aufladen konnte.
Sonnenverbrannt und erschöpft stellte ich mein Zelt auf und kaufte sogleich im Supermarkt „Proviant“ für den nächsten Reisetag nach.
Dömitz war im Großen und Ganzen genauso tot wie die meisten Ortschaften, aber insgesamt gefälliger. Am Kirchplatz standen ein paar Stühle und Tische, wo auch einige Leutchen am frühen Abend saßen. Gehörte zu einer Musikkneipe. Zwei Typen saßen mit Klampfen am Eingang herum, stimmten ihre Instrumente und spielten den ein oder anderen Blues. Sehr entspannend. Als ich zum Pinkeln in die Kneipe ging, sah ich, dass sie später noch einen Auftritt hatten.
Ich zog es jedoch vor, zurück zur Elbe zu radeln und dort in aller Einsamkeit den Sonnenuntergang zu genießen.




Am Fluss













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