Havelberg - Dömitz


Die Tage vergehen wie nichts. Kann es sein, dass sich dieser Wahnsinns-Sommer langsam dem Ende zuneigt? Und auch mein Urlaub… Okay, mir bleiben noch ein paar Tage. Ein paar Tage zum Faulenzen und idiotische Gedanken machen. Ich betrachte die Bilder, die ich auf der Reise schoss, und befinde mich im Geiste wieder auf der Strecke…
Nach dem Aufenthalt im schönen Havelberg fuhr ich noch einige Kilometer an der Havel entlang. Elbe und Havel schmiegen sich eine Zeitlang wie ein Liebespaar dicht aneinander, bis sie sich ganz vereinen. Danach war ich bis zur Nordsee fast ausschließlich auf den Dammwegen der Elbe unterwegs. Und diese Wege ziehen sich, verdammt! – und wie die sich ziehen! – „wie Rattenscheiße“, brummelte ich vor mich hin und trat unermüdlich in die Pedale. Es gab wenig Schatten und noch weniger Haltepunkte für Pausen, um auch mal ein frisches kaltes Bier zu trinken. Der Biervorrat in der Packtasche schmolz dahin, und es war weit und breit keine größere Stadt in Sicht. Dann kam Wittenberge, aber was soll ich sagen – in der City kein einziger Lebensmittelladen, nicht mal einen verfluchten Kiosk entdeckte ich. Heutzutage wird ja alles ausgelagert, und in den Innenstädten bleiben nur Ramschläden, Drogerien und Eisdielen.
Zurück an der Elbe fand ich dann wenigstens einen Platz in einem Biergarten. Gerade noch so, denn es war fuckin` Einschulungstag, und da saßen diese Familienclans mit ihren Sprösslingen und den Zuckertüten. Furchtbar! Mich gruselt es immer noch, wenn ich diese Szenerie vor mir sehe. Aber gut, ich hatte höllisch Durst und genoss das kalte Pils.
Inzwischen hatte sich etwas Gegenwind auf der Strecke eingestellt. Lange nicht der Starkwind wie an der Nordsee aber trotzdem eine permanente warme Wand, gegen die ich anstrampelte. Auf die Dauer sehr ermüdend. Und ständig das Rauschen in den Ohren. „Was man nicht alles macht…“, sagte ich zu mir, oder „steter Tropfen höhlt den Stein“. Man sucht sich in solchen Lagen verbale Aufsteller, die man beinahe gebetsmühlenartig wiederholt. Ab und zu kicherte ich wie ein Blödjan. Ich werde doch nicht irre werden? Habe ich einen Sonnenstich? Wird Zeit fürs nächste Bier…
Die Fahrradreise war eine echte Prüfung an Willensstärke, Ausdauer und Durchhaltevermögen. Schließlich erreichte ich Dömitz, und da waren sie plötzlich die Supermärkte direkt an der Strecke. Und sogar eine Tanke, wo ich mir gleich mal eine eiskalte Dose Alsterwasser hinter die Binde schüttete. UFF! Dömitz habe ich echt in guter Erinnerung. Ich fand eine unkomplizierte Campinggelegenheit beim Ruderverein, wo ich zudem mein Handy aufladen konnte.
Sonnenverbrannt und erschöpft stellte ich mein Zelt auf und kaufte sogleich im Supermarkt „Proviant“ für den nächsten Reisetag nach.
Dömitz war im Großen und Ganzen genauso tot wie die meisten Ortschaften, aber insgesamt gefälliger. Am Kirchplatz standen ein paar Stühle und Tische, wo auch einige Leutchen am frühen Abend saßen. Gehörte zu einer Musikkneipe. Zwei Typen saßen mit Klampfen am Eingang herum, stimmten ihre Instrumente und spielten den ein oder anderen Blues. Sehr entspannend. Als ich zum Pinkeln in die Kneipe ging, sah ich, dass sie später noch einen Auftritt hatten.
Ich zog es jedoch vor, zurück zur Elbe zu radeln und dort in aller Einsamkeit den Sonnenuntergang zu genießen.




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