Sonntag, 20. November 2016

TV-Tipp:

"Tatort: Es lebe der Tod", 20 Uhr 15, DAS ERSTE

Jazz und Krebs


Der Pathologe hat sicher schon bessere Tage erlebt. Müde und abgespannt wirkt er, Ende Vierzig schätze ich ihn. Das Thema allerdings hat er drauf. Die komplexe und zumeist trockene Materie bringt er anschaulich und spannend rüber. Wie immer sind wir in der Schule mit Kaffee, Tee und Plätzchen gut versorgt. Der Tag schielt müde durch die Fenster des sechsten Obergeschosses. Ich sehe in den schmutzig weißen Himmel und auf das Dächer-Meer hin zum Horizont. Gerne hätte ich an diesem Samstag ausgeschlafen nach einem Abend mit Jazz von Klaus Doldingers Passport. Dieser alte Hund Doldinger, Baujahr 1936, zeigte sich erstaunlich fit. Über zwei Stunden boten seine junge Band und er eine mehr als passable Vorstellung, eine Mischung aus Jazz, Blues und Rock – querbeet durch alte und neue Musiktitel. Die Klassiker der Filmmusik durften freilich nicht fehlen, die Themes von „Das Boot“ und „Tatort“. Die jungen Musiker um ihn herum waren mit viel Spielfreude und Virtuosität dabei. Immer wieder zollte das Publikum ihren Soli viel Beifall. Am Ende waren alle gleichermaßen zufrieden, die Musiker sowie das Publikum. Jüngere Menschen sah man unter den Zuhörern leider nur wenige, die meisten waren 50+. Viele Sitzplätze blieben leer im Admiralspalast. Wir saßen in der letzten Reihe und konnten recht entspannt alles übersehen und anhören. Schon seltsam, dass bei einer Musiker-Koryphäe wie Doldinger der Saal nicht proppenvoll war. Auch las ich noch nichts darüber in den Internet-Medien.
...
Vielleicht hatte der Pathologe eine noch kürzere Nacht als ich. Seinen Mantel legt er während des gesamten Unterrichts nicht ab, die Haare ungewaschen und wirr, unrasiert – so sitzt er vor uns… wir spüren, dass er sein Fach, die Onkologie, lebt. „Krebs ist eine Sache hin zur Unordnung“, sagt er und erklärt uns kurz, welche Rolle die Entropie dabei spielt. Gleich zu Anfang gibt er uns zwei Buchtipps „Der König aller Krankheiten: Krebs – eine Biografie“ und „Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks: Die Geschichte der HeLa-Zellen“… sehr interessant, denke ich.
Wir tauchen während des Unterrichts tief in die Pathologie der Krebserkrankungen ab. Ich fühle mich in meiner neuen Berufswahl bestätigt, als er uns sagt, wie wichtig unsere Arbeit der Tumordokumentation ist… Ich kann jede Motivation gut gebrauchen bei den auf mich zukommenden Anstrengungen und der Ungewissheit eines zukünftigen Arbeitsplatzes.




Klaus Doldingers Passport am 18.11.2016 in Berlin

Freitag, 18. November 2016

Eine Gedankenanregung

"Ich kämpfe nicht für das, was ich liebe."

Mittwoch, 16. November 2016

Mittwochs-Witz

(bei Puschel)

"Zwei Jäger haben sich im Wald getroffen... beide sind tot."

Ich mach`s mir nicht leicht


Man muss nicht jeden Scheiß mitmachen. Das Schwierigste im Leben eines Menschen ist nicht das Ja- sondern das Nein sagen. Ich liebe die Anarchie und Freiheit aber bleibe im realen Leben weit dahinter zurück… zu ängstlich wegen dem drohenden gesellschaftlichen Abstieg bis hin zum Penner-Dasein. Ich bin ein elender Feigling. Ich bin opportunistisch. Ich bin ein Schwächling. Ich positionierte mich schon immer irgendwo dazwischen, wo ich weder die eine noch die andere Seite brüskierte. Nein, besonders bequem machte ich es mir damit auch nicht. So ging es vom Kindergarten bis zur Schule... und weiter im Berufsleben. Es war ein großes Glück, wenn ich mich an einer Stelle wohlfühlte. Richtig zugehörig fühlte ich mich nie.
Die Integration in eine Gruppe fiel mir immer schwer. Dabei glaube ich von mir, dass ich im Großen und Ganzen ein umgänglicher Mensch bin.

Die Dokumentarinnen reden in der Zigarettenpause über Hamster und andere Tiere, die sie mal hatten oder aktuell haben. Ich stehe als Nichtraucher bei ihnen in der Kälte und höre lächelnd zu. Was soll ich dazu sagen? Zu einer Maus, die im Klo vorm Ertrinken gerettet wurde, um sich dann durch ein Behältnis zu fressen, und schließlich in einer Lebendfalle verhungert aufgefunden wird. Die Oberdokumentarin, die außerdem meine Dozentin (in der Fortbildung) ist, erzählte diese kleine Geschichte und rauchte ihre Zigarette zu Ende. Wir gingen zurück an unsere Arbeitsplätze.
Als Praktikant muss ich noch eine Menge lernen. Die Kollegin, bei der ich im Büro sitze, gibt sich alle Mühe. Sie erklärt mir anhand von Patientendateien die Software, und wir gehen zusammen Arztbriefe durch. Tumordokumentation bis der Schädel brummt. Ich weiß nicht, ob ich da jemals durchblicke. „Das wird schon“, sagt sie beruhigend und öffnet den nächsten Patienten „Plattenepithelkarzinom…“. Wir sollen die relevanten und aktuellsten Daten zu dem Fall finden. Eine Detektivarbeit. Die Fachtermini und Abkürzungen schwirren durch meinen Kopf. Mir fehlt (noch) die Orientierung. Ich fühle mich wie eine Versuchsmaus in einem Irrgarten…

1 Uhr mittags mache ich mich auf den Rückweg vom Praktikumsplatz. Mit der U-Bahn. Ich schaue mir die Fahrgäste an. Vielleicht war ich in der Krankenakte des ein oder anderen. Es sind so viele Menschen…, die ein- und aussteigen. Zwei Stunden kann ich zuhause relaxen, dann muss ich zur Fortbildung, und es geht weiter im Text.

Will ich das? Will ich das wirklich?

TV-Tipp:

"Capote", 20 Uhr 15, Arte

Montag, 14. November 2016

TV-Tipp:

"Trainspotting - Neue Helden", 22 Uhr, Arte

Sonntag, 13. November 2016

Only the winners write history


Es gibt so viele ungeheuer schlaue Menschen auf der Welt. Ich las gerade einen Artikel über Schauspieler mit hohen IQs. Darunter Schwarzenegger. Kein Wunder, dass er so viel Erfolg hatte.
Bestimmt besitzt auch Donald Trump einen hohen IQ. Er hat es weit gebracht. Sein O-Ton: man kann alles schaffen, wenn man nur will! „Yes wie can“, wiederholte auch Obama zig Mal bei seinem Amtsantritt, aber dann konnte er doch nicht so viel erreichen wie vorgenommen. Diese Überheblichkeit ist offenbar dem amerikanischen Optimismus geschuldet. Bei Obama tut`s mir leid, dass er seine Ziele kaum annähernd erreichen konnte. Bei Trump… wäre es ein Desaster, würde er seine im Vorfeld der Wahlen geäußerten Vorhaben tatsächlich durchsetzen. Trump ist ein schlauer Hund und von sich überzeugt. Genau diese Sorte Mensch kann einem das Fürchten lehren. Die einfachen Leute spüren insgeheim seine Stärke und fallen mit ein ins Geheule des Leitwolfes. Es ist ein Instinkt aus Urzeiten. Auch ich spüre die Anziehungskraft solcher Menschen…, die Macher dieser Welt, die sich auf die Bühne stellen und frech proklamieren: „Ich bin`s, auf mich hat die Welt gewartet!“ Nicht immer haben sie Erfolg mit dieser Strategie. Viele dieser Großmäuler verschwinden schnell in der Versenkung. Aber ein paar schaffen`s doch. Es ist nur eine Frage der Zeit, denn diese Typen sind unbeirrbar in ihrem Erfolgswahn.
Ich gebe zu, dass ich neidisch bin - nicht auf deren Erfolg, sondern auf ihren hohen IQ. Warum werden wir Menschen unterschiedlich schlau geboren? Warum werden große und kleine Menschen geboren? Schwarze und weiße? Kranke, verkrüppelte und vor Gesundheit strotzende? Warum werden manche Menschen reich und andere arm geboren? Ich will mich weiß Gott nicht beschweren. Ich bin nicht ganz schlau und nicht ganz blöd. Und auch sonst wurde ich vom Leben nicht zu schlecht ausgestattet. Nein, es ist nicht nur der IQ, der mir fehlt, es ist dieser unbändige Erfolgswille und Ehrgeiz, den diese Leute an den Tag legen. Sie kommen mir vor wie Maden, die sich zielstrebig durch den Speck fressen…, um hernach rülpsend zu sagen: „Seht ihr, so geht das, so einfach ist es. Man muss es nur richtig wollen!“
Mich machen solche Menschen krank, und sie machen mir Angst, wenn sie Präsidenten werden… Sie verfügen über wenig soziales Gewissen. Sie wischen vom Tisch, was ihnen im Wege steht. Sie schreiben Geschichte, und die einfachen Leute, von denen sie ins Amt gehoben wurden, lassen sie kaltlächelnd ausbluten. Sie sagen uns ins Gesicht: „So ist die Welt doch! Ein ewiger Kampf darum, wer der Stärkste, der Erfolgreichste ist. Wenn du das nicht akzeptierst, musst du dich mit dem begnügen, was übrigbleibt… “

Entspannung




bad toro ³

Samstag, 12. November 2016

...

nun auch Cohen.

TV-Tipp:

"O Brother, Where Art Thou? - Eine Mississippi-Odyssee", 22 Uhr 45, Servus TV

Freitag, 11. November 2016

Die ersten Unterrichtstage


Der für die Computer verantwortliche ist ein freundlicher, junger Bursche mit Irokesenschnitt. Die rotbackige Schulleiterin verspricht uns Weihnachtsgebäck von ihrer Schwiegermutter. Wir sind zu fünft, vier Dokumentarinnen und ich. Ich frage mich, warum mir die Dozentin vertraut vorkommt, obwohl ich ihr sicher vorher nie begegnete. Vielleicht in einem anderen Leben – was weiß ich. Parallel zur Fortbildung werde ich bei ihr in einer großen Berliner Klinik ein Praktikum absolvieren. Schon beim Vorstellungsgespräch fand ich sie recht sympathisch. Gut so. Denn was in den nächsten drei Monaten für mich auf dem Programm steht, wird keine leichte Sache. Meine Mitschülerinnen sind bereits vertrauter mit der Software für die Tumordokumentation und auch mit den ganzen Tumor-Klassifikationen, Fachtermini und Abkürzungen. Sie wurden von den Krankenhäusern, in denen sie arbeiten, zur Fortbildung geschickt - auch nicht ohne, zwanzig Schulstunden pro Woche zu einer Vollzeitstelle zusätzlich. Alle sagen sich: drei Monate werden schon rumgehen.
Was habe ich mir damit nur eingebrockt? denke ich, aber es ist der Weg, den ich einschlug, und ich sollte nicht schlappmachen.

Donnerstag, 10. November 2016

Pressestatement von Bundeskanzlerin Merkel zum Ausgang der US-Präsidentschaftswahl am 9. November 2016


Meine Damen und Herren,
ich gratuliere dem Gewinner der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, zu seinem Wahlsieg.
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind eine alte und ehrwürdige Demokratie. Der Wahlkampf in diesem Jahr war ein besonderer, mit zum Teil schwer erträglicher Konfrontation. Ich habe also, wie wohl die allermeisten von Ihnen, dem Wahlausgang mit besonderer Spannung entgegengesehen.
Wen das amerikanische Volk in freien und fairen Wahlen zu seinem Präsidenten wählt, das hat Bedeutung weit über die USA hinaus. Für uns Deutsche gilt: Mit keinem Land außerhalb der Europäischen Union haben wir eine tiefere Verbindung als mit den Vereinigten Staaten von Amerika.
Wer dieses große Land regiert mit seiner gewaltigen wirtschaftlichen Stärke, seinem militärischen Potenzial, seiner kulturellen Prägekraft , der trägt Verantwortung, die beinahe überall auf der Welt zu spüren ist. Die Amerikanerinnen und Amerikaner haben entschieden, dass diese Verantwortung in den nächsten vier Jahren Donald Trump tragen soll.
Deutschland und Amerika sind durch Werte verbunden: Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung. Auf der Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an.
Die Partnerschaft mit den USA ist und bleibt ein Grundstein der deutschen Außenpolitik, damit wir die großen Herausforderungen unserer Zeit bewältigen können: das Streben nach wirtschaftlichem und sozialem Wohlergehen, das Bemühen um eine vorausschauende Klimapolitik, den Kampf gegen Terrorismus, Armut, Hunger und Krankheiten, den Einsatz für Frieden und Freiheit - in Deutschland, in Europa und in der Welt.
Ich danke Ihnen.

Mittwoch, 9. November 2016

ein literarisches Tagebuch

Kontakt



User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

alien-lösung? da ging...
alien-lösung? da ging was an mir vorbei. ist aber eh...
bonanzaMARGOT - 17. Nov, 13:08
richtig. ich dachte nur,...
richtig. ich dachte nur, dass ich es meinen lesern...
bonanzaMARGOT - 17. Nov, 13:05
Wo ist denn das Problem?...
Wo ist denn das Problem? Durch die „Alien-Lösung” von...
C. Araxe - 7. Nov, 22:06
Wenn du ohnehin eine...
Wenn du ohnehin eine neue Blogheimat gefunden hast...kann...
rosenherz - 2. Nov, 13:51
Liebe Leser(innen)
Dieser Blog ruht fortan. Leider ist die Resonanz hier...
bonanzaMARGOT - 02. Nov. 19, 13:39
Zu den Rubriken (3)
28.10.2016 - ... 2019 - Reisen Back from Greifswald Aufgefangen Let zter...
bonanzaMARGOT - 14. Sep. 19, 08:36

Archiv

April 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 

Neues in boMAs prosaGEDICHTE-Blog

Suche

 

Extras



prosaGEDICHTE (... die Nacht ist gut für die Tinte, der Tag druckt die Seiten ...)

↑ Grab this Headline Animator


Von Nachtwachen und dicken Titten

↑ Grab this Headline Animator



Status

Online seit 6069 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09