Freitag, 27. Juni 2014

Drei Monate


So schnell. Der Urlaub ist vorbei. Der Nachtdienst steht vor der Tür. Schon heute Abend.
Es fällt mir sehr schwer, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich zurück ins Altenheim muss - nachdem ich den Auflösungsvertrag unterschrieb. Noch drei schwere Monate. Der Juli wartet gleich mit 15 Nächten auf. Natürlich weiß ich, dass ich die Beklemmungen schnell abschütteln werde, wenn sich die Schiebetür des Foyers hinter mir schließt, ich zu den Umkleideräumen marschiere. Alles wird vertraut sein, als wäre ich gar nicht weg gewesen. Auch die Kollegen und Kolleginnen, die sagen werden: „Ach, du bist schön braun geworden … Hattest du einen schönen Urlaub?“ Und ich werde kurz antworten, dass mein Urlaub schön war, und dass das Wetter schön war. Dann werde ich mich auf die Übergabe konzentrieren. Bestimmt sind neue Bewohner angekommen. Wer ist im Krankenhaus, wer verstorben?

Ich komme mir vor, als würde ich zwischen den Welten stehen. Wo gehöre ich hin? Fremde Leute schleichen an meinen Fenstern vorbei und begutachten das Haus. Hat mein Vermieter nun einen Käufer? Ich fühle mich unwohl in meiner Haut. Ich hätte einfach weg bleiben sollen! Aber allein?
Der Sommer ist schön. Und dazu Liebesgeflüster. Vielleicht bin ich wirklich erschöpft vor Glück - was sich anfühlt, als wäre ich gar nicht richtig glücklich.

Auf einem anderen Blog lese ich, wie sich eine Frau für ihre pflegebedürftige Mutter aufopfert, darüber schreibt. Ich habe kein Verständnis für ein solches Aufopfern, weder in der Familie noch im Beruf. Einige schreiben, wie sehr sie es bewundern. Ich nicht. Wer sich nicht alles aufopfert und dabei von Liebe redet. Alles Quatsch. Da sind sie, die Helden an der Front des Alltags, die sich krank schuften. Die noch darauf stolz sind. Die nach Bewunderung und Anerkennung lechzen. Pflichtbewusstsein und Aufopferung, damit lassen sich eine ganze Menge Menschen ködern. Gerade in sozialen Berufen. Oder in der Familie. Schnell lässt sich den Menschen ein schlechtes Gewissen machen. Wie kann man nur seine Mutter im Stich lassen? Als gäbe es da eine Schuld zu begleichen. Und bei mir auf Arbeit: wie kann man nur so unkollegial sein? Es ist unmöglich, gerade jetzt auszufallen. Das geht auf den Rücken der Kollegen.
Nein, ich fiel so gut wie nie aus. Aber jetzt ist Schluss. Sollen sie sich doch aufopfern. Vielleicht liegen dann mehr Blumenkränze auf ihren Gräbern.

Die fremden Leute sind wieder da. Sie begrüßen mich durchs offene Fenster. Ich denke, es sind die Käufer – und werden damit meine neuen Vermieter sein. Veränderungen stehen an. Eine ganze Menge. Man kann sich den Zeitpunkt nicht immer aussuchen. Im fernen Russland eine Frau, die ich liebe. Es ist ein Wunder. In drei Monaten können wir uns wiedersehen. Doch was weiter ist, steht in den Sternen.

Ich verharre an meinem Schreibtisch und blicke auf das grüne Pflanzengewühl vor meinem Fenster: Brennnesseln, Efeu, Gestrüpp, Wildkräuter mit leuchtend gelben Blüten, eine Hecke ...

Am Wegesrand





ein Starfighter




Kunst auf der Wiese




Storchennester




Europapark Rust




Enten sonnen sich auf dem Weg




eine südamerikanische Combo

ein literarisches Tagebuch

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