Sonntag, 21. April 2013

Kladderadatsch


Tröstende Worte an einen Sterbenden: „Sei froh – ich hab`s noch vor mir.“
Ein Pfarrer hat natürlich mehr auf Lager, vorausgesetzt es handelt sich um ein gläubiges Schäfchen. Dieses darf sich Hoffnung auf einen Platz im Himmel neben Petrus machen. Sowieso werden ihm alle Sünden verziehen. Ich stelle es mir grausam vor, wenn mir vor meinem Tod alle meine Sünden verziehen wären – ich meine, was hätte ich noch davon? Einen Neuanfang im Jenseits?
Ich denke schon, dass ein starker Glaube das Zusammentreffen mit dem Tod erleichtern kann. Als Ungläubiger werde ich sozusagen ins kalte Wasser gestupst. Ich habe nicht den blassesten Schimmer davon, was mich erwartet, bzw. ob mich überhaupt etwas erwartet. Das Ego kann sich ein Nicht-Sein schlecht vorstellen. Dabei war es vor der Geburt doch auch nicht da! Oder genaugenommen vor dem Einnisten der Samenzelle in der weiblichen Eizelle. Über den genauen Zeitpunkt, wann der Mensch beseelt ist, wird gestritten. Den Tod erklären wir leichter – obwohl es auch da Unsicherheiten gibt. Wahrscheinlich sollen Lebewesen über solche Dinge gar nicht nachdenken. Es wird einem ganz schwindelig bei Gedanken über Tod, Seele und dem Danach. Aber wir Menschen stellen uns solche Fragen nun mal. Und einige von uns beanspruchen für diesen haarigen Themenbereich die Meinungshoheit. Ich rede von den Kirchenoberen und anderen Heilsbringern. Die Menschen, die fest an das glauben, was ihnen durch diese Leute und ihre Schriften verkündet wird, brauchen sich selbst darüber nicht mehr den Kopf zerbrechen. Sie bekommen eine Ethik und Weltanschauung fix und fertig serviert; und mit etwas Gottvertrauen fällt das Leben und Sterben dann viel leichter. So weit, so gut. Was aber, wenn alles gelogen ist? Die Geschichte mit Gott, Himmel, Engeln und Teufel nur Kladderadatsch ist? Man könnte antworten: Dann hatte der Mensch wenigstens zu Lebzeiten einen Halt und Trost. Richtig, denke ich, aber ich mag keinen Trost, der auf Lügen gründet. Irgendwie würde ich mir ziemlich verarscht vorkommen. Mein Entschluss war und ist bis heute: Ich glaube lieber erst mal nichts. Es gibt mir einfach zu viele Religionen und Weltanschauungen, welche alle für sich die Wahrheit über Gott, die Welt und das Dasein beanspruchen. Alle können unmöglich recht haben – das sagt einem der gesunde Menschenverstand. Ich hoffe, dass ich nicht noch vor lauter Unsicherheit und Angst weiche Knie kriege und vor meinem Ableben auf die irrationale Bahn gerate … Es ist nicht gerade leicht, ohne eine wirkliche Ahnung vom Sinn des Ganzen auf den Tod zu warten. Ich sage mir halt: Bei den anderen klappte es schließlich auch. Egal ob mit oder ohne Glauben. Und falls ich wegen meines Unglaubens in die Hölle komme, dann … sei`s drum! Niemand kann von mir verlangen, dass ich solch einen Unsinn glaube!

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