Dicke Titten

Samstag, 29. September 2012

Alles relativ


Ich habe das Gefühl zu wachsen, aber wenn ich mich unter den Türrahmen stelle, bin ich nicht größer als vorher. Vielleicht wird die Welt außerhalb (des Türrahmens) kleiner. Oder es liegt daran, dass die meiste Kleidung inzwischen in China hergestellt wird. L ist dort wahrscheinlich bereits XXL. Nein, es liegt wirklich nicht daran, dass ich breiter wurde. Etwas vielleicht. Aber wie lässt sich z.B. erklären, dass die Ärmellängen immer kürzer werden? Was ziehen – verdammt noch mal! - Leute an, die größer als ich sind, - also 1,90 m und mehr?
Eigentlich dachte ich immer, dass man im Alter schrumpft. Aber alles ist eben relativ, wie der geniale Einstein bereits vor zehntausend Jahren feststellte. Vater und Mutter schrumpfen wirklich. Das sehe ich, wenn ich sie alle hundert Jahre besuche. Mein Gott, sind die alt geworden!
Scheiße, ich sollte sie unbedingt mal wieder besuchen ...
Hoffentlich verzeihen sie mir. Ich habe eben nur bedingt Lust auf meine Mitmenschen. Gestern in der Post z.B. hielt eine alte Dame unsagbar lange den Schalterverkehr auf. Die Warteschlange ging bis hinaus auf den Gehsteig, und zog sich mittlerweile bestimmt einen halben Kilometer lang bis zum Ortsschild. Ich hatte das Glück, dass die Schlange, als ich ankam, erst bis zum Eingang der Post reichte. Die alte Dame interessierte es einen Kehricht, dass sie den ganzen Betrieb aufhielt. Sie erzählte dem netten Schalterbeamten inzwischen alle ihre Sorgen. Ich hörte es. Und außerdem weiß ich aus erster Hand, wie einem alte Menschen den letzten Nerv rauben können, indem sie bei jedem Problem ihre ganze Lebensgeschichte anfügen.
Ja, ich weiß, ich arbeite im Altenheim. Ich sollte doch viel geduldiger und verständnisvoller gegenüber den Alten sein. Ehrlich, bin ich auch, also meistens … im Altenheim, aber in der freien Wildbahn sozusagen – puh!
Die Post hatte ich nach geschätzten einigen Jahrzehnten schließlich hinter mir. Als ich hinaus auf die Straße trat, sah die Welt total verändert aus. Unbedingt musste ich eine aktuelle Zeitung lesen … Aber vorher war noch Einkaufen im kleinen städtischen Supermarkt angesagt. Ich kaufe nie viel ein. In meinem Einkaufswagen liegen höchstens fünf oder sechs verschiedene Produkte. Ich sage jetzt nicht welche. Nein, sage ich nicht!
Also, ich stand inzwischen in der Schlange vor der Kasse. Sie haben dort zwei Kassen. Ich stehe also da und überlege gerade, ob ich noch Fishermans Friends brauche, da ruft die Kassiererin: „Zweite Kasse öffnen!“ Beglückt gehe ich an die freie Kasse und lege schon mal mein Zeug auf das Laufband. Eine alte Dame, die sich vordrängeln wollte, schaute ich nur kurz an, und sie stellte sich brav hinten an. Ich muss wirklich furchterregend wirken. Manchmal jedenfalls. Und außerdem wachse ich ja noch …
Da ruft eine Supermarktaushilfskraft aus dem Hintergrund: „Geht im Moment leider nicht!“ Mir war sofort klar, dass dieser Hinweis der Aufforderung der Kassiererin gegolten hatte, die zweite Kasse zu öffnen. Nach ein wenig Bedenkzeit fragte ich: „Kommt hier noch jemand?“ „Nein, tut mir leid“, antwortete die Kassiererin. Also packte ich meine Sachen wieder in den Wagen und reihte mich brav zurück in der anderen Schlange ein. Ein paar der dort Anstehenden hatten natürlich alles mitverfolgt und lachten sich jetzt einen Ast. Einige hämische Bemerkungen konnten sie sich nicht verkneifen – wie: „Tja, wer keine Geduld hat.“ Ich machte gute Miene zum bösen Spiel und sagte: „Na ja, ich lasse mich ab und zu ganz gern verarschen.“ Inzwischen öffnete die zweite Kasse doch, und die Anstehenden vor mir meinten höhnisch: „Wollen Sie sich nicht wieder zurückstellen?“
Meine Kalaschnikow hatte ich dummerweise nicht mit, und so ging dieser Einkauf ohne größeres Blutvergießen aus. „Ein bisschen Humor muss man doch haben“, sagte eine ältere bei mir an der Kasse stehende Kundin. Ich grinste breit. Bewies ich nicht zur Genüge, dass ich den habe?

Die Sonne schien, als ich geschätzte zehntausend Jahre älter an die frische Luft trat. Das Kaffeehaus was nur einen Katzensprung weit weg. Viel konnte nicht mehr schief gehen. Obwohl.

Dienstag, 18. September 2012

Quatschkopf




created by Olivia

Montag, 17. September 2012

Der gelbe Hummer






Auf dem Weg an den Neckar durch Ladenburg sehe ich ihn immer auf demselben öffentlichen Parkplatz stehen. Den gelben Hummer. Er blitzt stets frisch gewaschen in der Sonne. Wahrscheinlich wird er nur zur Waschstraße und zurück auf den Parkplatz bewegt. Oder der Besitzer ist mit dem Wagen ausschließlich nachts unterwegs. Kann ja sein. Zur Disko hin und zurück. Vielleicht ein Türsteher oder Zuhälter. Jedenfalls sehe ich den Hummer immer dort. Seit Jahren! Irgendwie beruhigend, wenn ich an dem Parkplatz vorbei radle und denke: „Ahh, der Hummer.“ Es wäre sehr irritierend, stände er eines Tages nicht mehr da. Ich müsste Schlimmes befürchten: Wurde er gestohlen? Ging der Besitzer in Insolvenz? Hatte er einen Unfall … in der Waschstraße? Liegen sie auf dem Grund des Neckars – der Besitzer und sein Hummer?
Eine ganze Geschichte ließe sich spinnen. (Ich sollte Brasko anrufen und ihn bitten, dem Geheimnis des gelben Hummers auf den Grund zu gehen.)

Samstag, 15. September 2012

Erste philosophische Ansätze




Landskron - japanische Makaken auf dem Affenberg

Sonntag, 2. September 2012

Hugo




er hat sonst niemanden

Montag, 13. August 2012

Der Sommer dreht noch mal auf




... und Olivia zu Besuch!

Sonntag, 12. August 2012

Inselwelt




daliegend

Augenblicke




für die kleinen Dingen

Montag, 6. August 2012

Mein Sack




unisex


Ich habe ihn eigentlich immer dabei. Es passt alles hinein, was ich unterwegs brauche und nicht brauche. Und einen kleinen Einkauf kann ich darin auch noch verstauen. Gerade im Sommer ist der Sack sehr praktisch, wenn man ansonsten taschenlos ist – also ohne Jacke. In meine Hose stecke ich nicht gern so viel. (Da ist schon genug.)
Was ich denn ständig mit mir herumtrage? Also da wären: der Lippenstift, einen Handspiegel … Quatsch! Ich bin doch ein Mann! Echt! Nun ernsthaft: ich habe immer dabei: meinen Geldbeutel, mein Iphone, Aspirin, eine Sonnenbrille, ein Buch, ein Schreibmäppchen, einen Notizblock … Moment, muss mal nachschauen, was da noch alles drin ist …, ach ja, eine kleine Taschenlampe, ein Halstuch, ein Taschenmesser, Fisherman`s Friend, Feuchtigkeitscreme, Händedesinfektionsgel, einen Zusatzakku für`s Iphone, ein Einkaufsbeutel (leer) ...

Mir gefällt dieser Sack sehr. Ich kaufte ihn vor Jahren in einem kleinen Geschäft in Basel, welches von einem älteren israelitischen Ehepaar geführt wurde. Der Mann fuhr öfter in seine Heimat und brachte von seinen Reisen u.a. diese Art Taschen mit. Auf meinem Weg in die Basler Innenstadt kam ich an dem Laden vorbei …, und da fielen sie mir eines Tages ins Auge, weil sie draußen hingen. Ich habe ein Faible für Taschen – zugegeben – aber nicht wie manche Frauen, - nein! Gott bewahre! Soll ich mich dafür schämen, dass ich als Mann Taschen mag? Mir gefallen diese dämlichen Männer-Handtaschen nicht (die sehen aus wie spießige Kulturbeutel). Lieber gucke ich nach solchen „Studententaschen“ und kunstvollen Beutel. Ich könnte freilich auch einen Rucksack nehmen, aber Rucksäcke finde ich für den Alltag nicht so praktisch – ich wühle einfach gern …, da ist mein Sack prädestiniert dafür. Den Geldbeutel legte ich vorsorglich an die Kette, damit ich ihn immer griffbereit habe.

Das ist also seit einigen Jahren meine Lieblingstasche – vom Charakter her eher ein Sack. (Man kann ihn zuschnüren.) Er hielt bisher prima durch. Er geht schließlich überall mit. Ich würde mich irgendwie unvollständig fühlen, wenn ich ihn nicht dabei hätte.

Mittwoch, 1. August 2012

Lügen haben dicke Titten


Gut, dass meine Nase nicht mehr wächst. Sie ist lang genug. Doch halt: es ist doch so, dass Ohren und Nasen bis ins Alter weiterwachsen. Allein schon wegen der Schwerkraft. (Ich denke da auch noch an ein anderes Körperteil.)
Ist hoffentlich kein Pinocchio-Effekt. Obwohl es schon denkbar wäre, dass ältere Menschen mehr lügen als jüngere. Ich weiß von mir, dass ich als Kind fast gar nicht log. An meine erste Lüge kann ich mich sogar noch erinnern. Das war ein scheußliches Gefühl!
Inzwischen sind mir die meisten Lügen wahrscheinlich gar nicht mehr bewusst.
Das schlägt mir mitunter ganz schön auf den Magen. Man schleppt seine Unehrlichkeit mit sich herum wie einen Ballast. Dabei gebe ich mir viel Mühe mit der Ehrlichkeit. An die Ehrlichkeit vom "Idiot" von Dostojewski werde ich allerdings niemals heranreichen.
Umso älter man wird, desto mehr gilt man ja als naiv, wenn man (zu) ehrlich ist. Ist das nicht schlimm? Das heißt doch nicht anderes, dass man wirklich ein Idiot ist, wenn man arglos die Wahrheit sagt – z.B. zum Arbeitgeber, den Eltern, den Lehrern … oder auch den Freunden. Wir werden zu notorischen Lügnern erzogen! Die Wahrheit schafft eine Menge Irritationen, also lügt man besser, zumal wenn man eine Karriere vor sich hat. Aber oft muss man auch lügen, um einfach zu überleben. Von wegen „Lügen haben kurze Beine“! Wer gut durchs Leben kommen will, sollte es mit der Wahrheit nicht zu genau nehmen – oder was meint ihr? Sagt mal, ehrlich …
Erst wenn wir im Greisenalter quasi den Narrenstatus verliehen bekommen, dürfen wir wieder ganz frisch fromm fröhlich frei mit der Wahrheit um uns werfen, denn dann nimmt uns sowieso keine Sau mehr ernst. Wir haben nichts mehr zu sagen und sitzen öde in einem Altenheim herum. Unsere Nasen sind dann freilich schon irre lang und werden wohl nicht mehr schrumpfen.

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