Die dunkle Macht


Die Zeit wächst unaufhörlich. Mit ihr der Raum. Das Universum expandiert – immer schneller durch die geheimnisvolle „dunkle Energie“.
Wo kommt die ganze Zeit her, die ständig hinzukommt und die Archive füllt? Was macht die Zeit mit uns?
Solche Fragen können einen verzweifeln lassen. Aber sie ereilen mich ganz von selbst. Ich werde sie nicht los, als wären diese Seinsfragen Bluthunde, die mich auf Schritt und Tritt verfolgen und anbellen. In was für einer Welt lebe ich? Wie ist der Bogen vom schnöden Alltag hin zu den wahnsinnigen Größenordnungen des Universums und seinen Geheimnissen zu spannen?
Ohne mein besonderes Zutun wächst meine Vergangenheit mit der Zeit, die scheinbar durch alle Poren dringt. Mit jedem Moment werde ich älter. Alles wird älter. Wenn ich alte Notizen durchstöbere, spüre ich beinahe körperlich diesen Irrsinn der sich aneinanderreihenden Tage, Monate und Jahre. Es ist, als gäbe es eine „dunkle Macht“, die das Leben wachsen lässt und gleichzeitig verschlingt. Ich erschauere unter dem Druck des riesigen Weltgefüges, in dem ich mich, weniger noch als ein Sandkorn, in meinem eigenen Saft drehe und wende. Gibt es Menschen, die ähnlich fühlen? Wo sind sie? Das frage ich mich manchmal, wenn ich ausgehe oder fernsehe oder im Internet surfe. Die meisten Menschen machen, als wäre alles furchtbar selbstverständlich, als wäre es Unsinn zu fragen, warum es so ist und nicht anders. Ihnen scheinen keine bellenden Bluthunde auf den Fersen zu sein. Sie gehen in ihrer Alltagswelt ganz und gar auf. Ihr Leben wird beinahe ausschließlich von Profanem bestimmt. Das Geistige übernehmen sie beinahe kritiklos von Philosophen und Theologen und auch von Scharlatanen und ideologischen Demagogen. Oder es reicht ihnen der Materialismus mit seinen Verführungen und kapitalistischen Werten. Ethische Fragen sind anstrengend. Philosophische Gedanken helfen selten im Überlebenskampf und bringen einen im Beruf kaum weiter – im Gegenteil behindern sie einen, wenn sie die Strukturen hinterfragen. Selbst als Philosoph muss man Karriere machen, wenn man seinen Lebensunterhalt damit bestreiten will. Dasselbe gilt für Künstler und Dichter.
Eigentlich wollte ich den Bogen gar nicht hin zu einer Gesellschaftskritik spannen. Ich ließ meine Gedanken einfach laufen. Ich fühle mich oft einsam und fremd in dieser Welt. Zum einen ist da das Universum mit seinen wahnwitzigen Erscheinungen und Kräften in Mikro- und Makrokosmos; zum anderen lebe ich in der Welt der Menschen auf der Erde …, deren Umtrieben ich sehr skeptisch gegenüberstehe, die ich zu einem guten Teil für idiotisch halte – jedenfalls in meinem kapitalistisch geprägten Umfeld.
Ihr meint vielleicht, dass ich den Bogen überspanne, dass ich mir das Leben unnötig schwer mache. Mag sein. Doch was heißt Leben? Was heißt Bewusstsein? Habt ihr Angst vor diesen Fragen? Fühlt ihr auch die „dunkle Macht“ dahinter? Ihr lebt es bloß anders aus als ich ...

lovehunter - 13. Feb. 14, 13:35

Wenn man sich in einen so großen Kontext stellt und fragt, was ist die Ursache, der Sinn von allem usw., dann kann man sich schon sehr verloren fühlen. Aber all diese Denkbemühungen führen letztlich nirgendwo hin, außer zu Konzepten, die das Nichtfassbare zu erklären versuchen oder vorgaukeln, es sei DIE Wahrheit wie es die Religionen tun. Viele begnügen sich mit den Konzepten (z.B. Gott hat die Welt erschaffen) und sind froh, die Ungewissheit (scheinbar) losgeworden zu sein.

In gewisser Weise geht es uns wie einem Hund. Der Hund sieht sein Herrchen jeden Morgen das Haus verlassen und am Nachmitttag wiederkommen. Er hat aber keine Ahnung, was hier ab geht. So sehr er sich anstrengen mag, er kommt nicht dahinter, warum sein Herrchen dies macht. Er muss es einfach akzeptieren.

Für uns, auf einer höheren Bewusstseinseben, ist alles ganz klar: Sein Herrchen fährt ins Büro, sitzt am Computer, führt irgendwelche komplizierten Berechnungen durch etc, etc.
Und so könnte es auch sein, dass es über uns ein Bewusstsein gibt, für das alles begreifbar ist, worauf wir keine Antworten haben.

bonanzaMARGOT - 13. Feb. 14, 14:04

ich sehe keinen gott irgendwo hin verschwinden und wieder auftauchen. alles was ich sehe, ist unabhägig von einem gottwesen eine schier unendliche raumzeit mit vielfältigen erscheinungen und naturgesetzen.
schon möglich, dass ich demgegenüber dumm wie ein hund bin, und wahrscheinlich werde ich nie in meiner erkenntnis weiterkommen als heute ... dennoch kann ich nicht aufhören zu fragen. auch stellen mich die geistigen angebote von religiösen und anderen welterklärern nicht zufrieden. bloß aus dem notstand heraus, dass ich mit meinen eigenen gedanken nicht weiterkomme, übernehme ich doch nicht einen glauben, der mir vorgepredigt wird!
ich bin kein hund, der blind einem idioten bzw. einer idiotie folgt. als mensch verfolge ich da z.b. im sinne der aufklärung andere zielsetzungen.
lovehunter - 13. Feb. 14, 20:43

Aber ist die viele Fragerei letztlich nicht eine Quälerei?
bonanzaMARGOT - 14. Feb. 14, 10:25

quälerei würde ich nicht sagen, aber es kann mich manchmal runterziehen.
im normalfall bin ich fasziniert von dem ganzen, was wir dasein nennen. und die fragen sind ausdruck meiner verwunderung.

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