Lange-Weile - 18. Okt. 09, 11:44

brisant

Hallo Bo,.

aus Zeitgründen konnte ich deine verlinkten Texte nur überfliegen - also oberflächlich aufnehmen - und ich gebe zu, es fiel mir schwer, als diese harten Begriffe aufzunehmen - sie taten sogar meinen Augen weh.

Damit will ich sagen, dass das lesen des Textes auf jeden Fall Reaktionen auslöst, die tiefer liegen als lachen oder Tränen oder nur Nachdenklichkeit.

Sicher wollte der Verfasser des Textes dieses auch erreichen, eine starke Reaktion. Und das ist ihm im vollen Umfang gelungen - Abweisung und Bedrohung.

Als Literat weiß ich, was ich auf den Weg bringe und dass jedes Werk seine eigene Dynamik entwickelt, hat er es erst einmal aus der Hand gegeben. Das wirst du an den unterschiedlichen Interpretationen deiner Poesie erlebt. Nicht immer wolltest du dich so verstanden wissen und doch wird der verfasste Text der Persönlichkeit des Verfassers einfach übergestülpt und damit verwurschtelt.

Zu DDR Zeiten hatten wegen der staatlichen Kritik viele Künstler codierte Texte verwendet um ihre Kritik über gesellschaftliche Verhältnisse auszudrücken.

Kafka ist es auch fabelhaft gelungen, etwas im übertragenen Sinne zu schaffen. Ich glaube, es gab unter seinen Werken eine Gerichtsverhandlung, die auf einem Bauernhof - unter dem lieben Vieh - geführt wurde.

Ich bin eine Vertreterin der hochen Kunst des codieren, damit können die Oberflächlichen nichts anfangen.

Auch die Reaktion auf die Texte von Arno Abendschön sehe ich nicht ausschließlich negativ. Immerhin zeigt sie, dass die Menschen empfindlich wie Seismographen auf brisante Themen reagieren und das ist gut so.

Ich denke, dass auch Arno Abendschön wusste, worauf er sich einlässt und konnte einige Reaktionen vorausschauend sehen.

Gruß LaWe


bonanzaMARGOT - 18. Okt. 09, 16:08

ja, ja, lawe, das ist unbestritten, dass texte und gedichte provozieren können und auch sollen. ich will den menschen nicht ihre "reaktionen" nehmen.
ich kritisiere die "umkehrung der verhältnisse", wie man sie z.b. in schauprozessen (in totalitären systemen) erlebt.
george orwell liefert in seinem roman 1984 ein wunderbares beispiel, wie das frei denkende individuum kriminalisiert und ausgegrenzt wird.
meine antennen sind in dieser hinsicht sehr sensibel.
oft sind die, die am lautesten nach tugend schreien, gerade die monster, die in ihrer rechthaberischen überheblichkeit über leichen gehen würden.
was wurde nicht im dritten reich alles als entartete kunst angesehen?
das dritte reich ist (gott sei dank) schon eine weile tot, aber der spießergeist, der die nazis erst ermöglichte, lebt weiter unter uns.
bonanzaMARGOT - 18. Okt. 09, 16:52

sturznest, mit dieser prosa meinst du wahrscheinlich den text m.k.s.
es ist ganz normal, dass die einen den text schlecht geschrieben finden, während die anderen sagen: ey mann, der text geht echt an die eier!

in meinem beitrag kritisiere ich die schelte dieser tugendwächter ... wie a.a..
bonanzaMARGOT - 18. Okt. 09, 17:06

nein, sturznest, ich glaube nicht, dass m.k. etwas gegen türken hat - wie kommst du darauf?
m.k. hat, soweit ich es beurteilen kann, gar nichts gegen kritik zu seinen texten.
frage ihn am besten selbst per e-mail.
wie ich bereits sagte, es geht bei dieser auseinandersetzung nicht darum, ob man diese literatur mag oder nicht. hier wird politisiert, ohne näheres hinschauen vorverurteilt, gedroht und diffamiert.

(ups! und mal wieder löschte sturznest seine kommentare, auf die ich hier antwortete. schade für die diskussion.)
Lange-Weile - 18. Okt. 09, 19:22

im Windschatten der Macht

Hallo Bo,.

das mit der Umkehrung ist mir aus der Wendezeit noch in sehr guter Erinnerung.
Aus den Hartliner-Kommunisten wurde in wenigen Tagen Hartliner-Kapitalisten.
Weil ich einige von ihnen persönlichen kannte, hab ich nicht schlecht gestaunt - ja, es wurde mir regelrecht schwindlig im Kopf, weil ich ihren wendehalsigen Gedanken kaum noch folgen konnte.

Die Masse stellt sich eben gern in den Windschatten der Macht und das im großen wie im Kleinen. Die Angst geht um, wenn es darum geht, eine unpopuläre Position zu beziehen und wenn er es tut, dann wird er "gesteinigt" und wer sich entscheiden soll, auf welcher Seite er stehen möchte, wir der "Angsthase" seinen Standpunkt der Masse anpassen und sich auf die sichere Seite stellen - auf die Seite der Steinewerfer.


Ja..ich hab da keine Illusionen mehr und sehe den Menschen eher schwach - da mach ich auch keine Ausnahme ;-)

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 19. Okt. 09, 10:40

ich meinte ja nicht unbedingt die umkehrung der gesinnung - da hast du recht: viele menschen sind ziemliche windeier.

ich meinte, wie argumentativ der bock zum gärtner gemacht wird oder umgekehrt.
menschen, die bemüht sind, ehrlich ihre meinung zu sagen, werden von selbstgerechten heuchlern an den pranger gestellt.

klar, wenn ich flugs meine gesinnung ändere, dann muss ich mir selbst was voheucheln. am ende glaubt man dann wirklich, was man sagt. dann ist die "umkehrung" perfekt.

(ps: "das leben des brian" - geiler streifen.)
bonanzaMARGOT - 19. Okt. 09, 11:06

sturznest

in diesem speziellen fall meinte ich die betreiber von autorenweb und jene, die gegen m.k. wegen seines textes hetzten, als selbstgerechte heuchler. und freilich diesen a.a., der den artikel auf opinio schrieb. jedenfalls empfand ich deren schelte und drohgebärden völlig daneben.
es soll sich selbstverständlich jeder seine eigene meinung bilden.
ich schrieb von diesem vorfall, weil ich selbst ähnliche erfahrungen in den letzten jahren als autor in literatrurforen sammelte.

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