Lange-Weile - 05. Jul. 13, 13:08

Rudelbildung

Hallo Bo.,

meine Mutter hatte sich immer mit Händen und Füßen gegen gegen einer Rentnerverein gewehrt. Sie wollte als Rentnerin nicht nur unter alten Menschen sein, das hat sie ums Verrecken nicht gemacht. Sie mochte nicht nur unter alten sein..sie liebte auch junge Menschen um sich. Ganz vorn stand natürlich ihre Familie - Kinder und Enkelkinder.

Ich denke, gesellschaftlich gesehen, neigen wir zu Rudelbildungen mit Abgrenzungen. Das Wort trifft es nicht ganz, was ich damit ausdrücken will. Da sind die Reichen auf einen Haufen..die Armen auf einen anderen Haufen, so ähnlich geht es mit den Jungen und den Alten und den ganz Alten. Kommunikationen zwischen ihnen werden gemieden, weil Abgrenzungen dies verhindern.

Haben die Alten keinen Kontakt mehr zu den Jungen, altern sie noch schneller und die Jugend meidet die Alten, aus Angst vor den eigenen Alter.

In einer gut funktionierenden Familie, die ihre Alten nicht ins Heim bringt. sieht es anders aus. Da sitzen alle zusammen mit Respekt dem anderen Gegenüber am einem Tisch, sie kommunizieren.

Vor kurzem fand ich beim Stöbern unter alten Bildern eins, von dem ich grade schrieb. Auf einer Couch saßen 4 Generationen. Meine grauhaarige und gut betagte Oma. meine Mutter und ich hatte meine Tochter auf dem Schoss, saß daneben. So war es damals und ich fand das ganz normal. Angst vor dem Alt werden, war gleich null. Die Alten hatten den Respekt in der Familie wie in der Gesellschaft.

Ich glaube deshalb, dass der fehlende Respekt vor dem Alter in der Gesellschaft dem Menschen die Angst vor dem Älter werden noch verstärkt und damit bekommt der Jugendwahn einen weiteren Auftrieb. Jeder will alt werden, aber nicht alt aussehen. ;-)

Ich denke. man sollte sich als Mensch auch Gedanken machen, was aus ihm werden soll, wenn er alt ist. Auch auf das Alter muss der Mensch genau so vorbereiten, wie als junger Mensch auf das Leben ;-)

LG LaWe

bonanzaMARGOT - 05. Jul. 13, 13:34

mit der rudelbildung in der gesellschaft gebe ich dir recht. das bezieht sich nicht nur auf jung und alt. die rudelbildung spiegelt sich auch im vereinswesen wider, in der politischen ausrichtung, in bildung und beruf, herkunft und, wie du es erwähnst, natürlich in arm und reich. eine klassenbildung gab es schon immer.
auch war das alt-werden noch nie besonders attraktiv. nur wurden eben noch nie so viele menschen so alt. und der respekt ging nicht in der hauptsache gegenüber den alten menschen verloren (wenn überhaupt) - sondern ganz allgemein zwischen den menschen.

übrigens war mein beitrag als posse gedacht, - und auch selbstironisch. ich habe eigentlich keine abneigung gegenüber alten menschen. aber als altenpfleger wäre ich dann doch mal froh, wenn mir nicht noch während meiner freizeit so viele alten socken begegneten. mein bedarf ist gedeckt.
auf meiner fahrradreise an die ostsee ging es mir genauso.
mamma mia, wie viel alte menschen gerade in den ostseebädern unterwegs sind! ich weiß, dass ich selbst nicht mehr der jüngste bin ...
wenn ein land wie deutschland probleme mit der nachkommenschaft hat - warum, frage ich mich, erklärt man es dann nicht einfach zum einwanderungsland? genug kinder gibt es doch auf der welt, die froh wären, wenn sie hier aufwachsen dürften(?)
stattdessen gibt es leute (gerade im osten), die sehr ausländerfeindlich eingestellt sind. das finde ich grotesk!

die überalterung unserer gesellschaft finde ich miefig und furchterregend.
Lange-Weile - 05. Jul. 13, 14:00

Entladung

Hallo Bo.,

warum wird die Gesellschaft älter? Viele sagen, weil die Alten immer älter werden. Mein Oma´s und Opa´s wurden auch sehr alt und die sind schon zig Jahre nicht mehr am Leben. Aber meine Großeltern hatten 6- 7 Kinder, meine Eltern hatten 4 Kinder und heute haben die meisten Familien nur noch 2 Kinder. Ich denke, daher kommt die statische Überalterung und die lt. Prognose ja noch mehr zuspitzen wird, wenn der "Neuzugang" noch geringer wird.

Gestern ging durch die Nachrichten, das wieder mehr Kinder geboren werden. Vielleicht ändert sich ja wieder etwas.

Einwanderungsland ? Das wäre eine Möglichkeit, doch wie viel Einwanderer verkraftet ein Land, ohne große Konflikte zu bekommen? Viele Nationalitäten unter einem Dach stellt einen ganz anderen Anspruch an die Gesellschaft und den Staat.

Warum die Ostler mehr ausländerfeindlich sein sollen oder sind, das weiß ich nicht. Einen Grund kann es dafür geben, den ich vielleicht aus meiner Sicht sehe. Den Ostlern wurde die Geschichte genommen und was noch da war, wurde zerredet. Sie hatten von heute auf Morgen keine Werte mehr. Auch wenn sie alle gen Westen strebten, ihre hauptsächliches Leben verbrachten sie noch unter anderer Flagge unter einen anderen Ideologie. Was blieb, war ein ideologisches Loch von Schwachen die nun nach unten treten. Das ist zwar unmenschlich, aber der Mensch ist eben so, wenn er nicht nach oben kann, tritt er nach untern. Um Aggression dieser Art entfalten zu können, muss der Mensch sich ein Feindbild schaffen, und darüber kann sich die Aggression entladen.

LG LaWe

bonanzaMARGOT - 05. Jul. 13, 14:10

jedenfalls begegnete ich in den städten des ostens nicht so vielen migranten (wie man inziwchen ausländer nennt) wie im westen. und ich glaube schon, dass dies mit der ausländerfeindlichen atmosphäre zusammenhängt.
natürlich lässt sich eine bevölkerung nicht zwangsweise mit migranten "auffüllen", so dass ihr altersdurchschnitt jünger wird. das funktioniert nur wenn es einen breiten gesellschaftlichen konsens darüber gibt, einwanderung zuzulassen. die konfrontation mit anderen kulturen fordert den menschen einiges ab, aber sie ist auch spannend und bietet eine horizonterweiterung für das eigene denken.

ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die geburtenrate der "deutschen" derart steigert, dass die überalterung unserer gesellschaft aufzuhalten ist. wir leben zu sehr im konsumwahn und im individualismus.
Lange-Weile - 05. Jul. 13, 14:49

tangieren

Hallo Bo.,

ist ja interessant, dass das Thema ALT auch die MIGRANTEN tangiert ;-)

In meinen Spor-t und Yogagruppen hab ich schon zahlreiche Ausländer - aus Kroatien, Russland, Ukraine, Kasachstan, Vietnam, Togo, Bulgarien (sogar in der Verwandschaft) und und und - ich kann sie gar nicht mehr alle nennen.

Aber ich kann mir vorstellen, dass einige auch Ausländer Angst haben hier her zu kommen, denn Lichtenhagen hat uns stigmatisiert. Deshalb glaubt man, dass hier mit den Ausländern so verfahren wird.

Irgendwann werden die Menschen sich so mischen, dass niemand mehr eine bestimmt Herkunft haben kann. Aber das ist noch ein langer Weg, dessen Ende ich ganz sicher nicht mehr erleben werde ;-)

LG LaWe

bonanzaMARGOT - 05. Jul. 13, 14:56

migration gab es auch schon zu allen zeiten (mal mehr und mal weniger). wenn die deutschen wüssten, woraus sie alles bestehen - lach!
nur heute sind die herausforderungen für die menschen globalerer natur. die wanne ist voll. von der klimabeeinflussung durch den menschen will ich gar nicht sprechen.
wir müssen unser engstirniges nationalistisches denken zugunsten einer globalen sichtweise langsam aber sicher aufgeben, wenn wir auf diesem planeten als menschheit eine zukunft haben wollen. (das gilt nicht nur für die deutschen.)
arboretum - 05. Jul. 13, 17:00

@ langeweile: Bo hat recht, das Straßenbild ist in ostdeutschen Städten anders, der Migrantenanteil ist viel, viel geringer. Für Westdeutsche ist das sehr ungewohnt und sogar ein bisschen fremd.

Nehmen Sie eine Großstadt wie Leipzig, dort haben gerade einmal 8 Prozent der Einwohner einen Migrationshintergrund, wie es so schön heißt. Das umfasst Ausländer und Deutsche mit ausländischen Wurzeln. In Frankfurt am Main beträgt allein der Ausländeranteil 24,6 Prozent, und da sind die Deutschen mit ausländischen Wurzeln noch nicht einmal mitgezählt.

Dass sich so wenig Migranten in Ostdeutschland niederlassen, dürfte zum einen tatsächlich an Lichtenhagen, Hoyerswerda usw. liegen, zum anderen aber auch an den fehlenden Arbeitsstellen und Verdienstchancen. Deshalb gehen ja auch viele Ostdeutsche in den Westen und pendeln dann am Wochenende nach Hause.
bonanzaMARGOT - 05. Jul. 13, 17:52

Stimmt, das mag zum Teil an den fehlenden Arbeitsplätzen liegen, und ist nicht nur der Auslânderfeindlichkeit geschuldet. Aber in den Großstädten im Osten? Normalerweise sind die ausländischen Mitbürger bei der Arbeitsbeschaffung sehr flexibel und innovativ - z. B. in der Gastronomie. Ich sah allerdings wesentlich weniger Dôner Buden im Osten und auch sonst einen viel geringeren Anteil ausländischer Arbeitskräfte in Kneipen und Restaurants als im Westen.
arboretum - 05. Jul. 13, 18:06

Die Kaufkraft dürfte dort geringer sein, die Zahl der offenen Stellen in der Gastronomie ebenfalls. Die jungen Spanier, die auf der Suche nach Arbeit und Einkommen gerade hoffnungsvoll nach Berlin ziehen, machen gerade die Erfahrung, dass die Jobchancen dort für sie auch nicht viel besser sind, weil die Wirtschaft in Berlin nun auch nicht gerade brummt und die Arbeitslosenquote bei 11,6 Prozent und die Unterbeschäftigungsquote bei 15,5 Prozent liegt. Und in den anderen Bundesländern drumherum sieht es nicht viel besser aus. Gilt auch für die Großstädte dort. Diese Tatsache kombiniert mit dem Wissen um Lichtenhagen, Hoyerswerda, Dresden usw. genügt doch, um die Imbissbude lieber im Westen zu eröffnen. Wenn wir denn unbedingt bei dem Beispiel bleiben wollen - gibt ja auch genügend Gewerbe- und Handwerksbetriebe, die von Migranten geführt werden.
bonanzaMARGOT - 05. Jul. 13, 18:13

Meine Erfahrung ist aber, dass die Ausländer genau diese Nischen (in der Gastronomie etc.) nutzen, wo sich die Deutschen zurückziehen. Das halte ich auch für einigermaßen logisch. Aber warum ist das im Osten offensichtlich kaum zu beobachten?
arboretum - 06. Jul. 13, 15:11

Welche Nischen sollen das denn in Ostdeutschland sein? Und ließe sich da überhaupt Geld verdienen?
bonanzaMARGOT - 06. Jul. 13, 15:33

Es sind dieselben Nischen wie überall, vorallem in den reicheren Ländern - Jobs, welche die Einheimischen nicht so gern machen, wegen der dürftigen Bezahlung, oder weil es eine Drecksarbeit ist.
arboretum - 06. Jul. 13, 16:10

Demnach sind Jobs gemeint, für die man keine Qualifikation braucht? Fragt sich bloß, ob es dort überhaupt solche Jobs in nennenswerter Zahl gibt, die frei sind.

Wie gesagt, im Osten herrscht alles andere als Vollbeschäftigung. Die vielen Langzeitarbeitslosen gibt es dort nicht, weil die Leute keine Lust haben zu arbeiten oder keine schlecht bezahlten Jobs annehmen.

Abgesehen davon spielt es bei Zuwanderen aus dem Ausland oft auch noch eine Rolle, wo bereits Verwandte, Freunde oder Bekannte leben. Da gibt es eher Rat und Unterstützung. Und selbst wer keine Familie oder Freunde dort hat, kann an Orten, wo es bereits eine Community von Zuwanderern aus demselben Land gibt, eher darauf hoffen, dass man dort zumindest seine Sprache spricht. Ist in einem fremden Land mitunter nicht ganz unwichtig, wenn es vor Ort schon Landsleute gibt, die einen verstehen und sich in der Fremde bereits auskennen.

Die Bilder vom fremdenfeindlichen Mob wirken nach, 'mal abgesehen davon, dass die Rechtsextremen in einigen Gegenden nach wie vor sehr aktiv sind. Ebenso dürfte das mancherorts ausländerfeindliche Verhalten der Polizei abschrecken. Dennoch glaube ich nicht, dass das der einzige Grund ist.
bonanzaMARGOT - 06. Jul. 13, 16:41

Ich denke schon, dass die Ausländerfeindlichkeit in Teilen des Ostens der herausragende Grund dafür ist, dass sich dort weniger Ausländer als im Westen ansiedeln. Ansonsten stimme ich dir zu.

Auch in Kärnten, wo ich im letzten Jahr viel Zeit verbrachte, beobachtete ich ein ähnlich ausländerfeindliches Wirken unter den Einsässigen. Ich hörte dort relativ viele rechte Parolen
- natürlich verschleiert durch ein heimatliches Ansinnen.
Als Ausländer würde ich mich in solchen Gegenden nicht besonders behaglich fühlen - schon gar nicht aufgenommen.
Schon als Deutscher fühlte ich mich manchmal
in Kärnten angefeindet ...
arboretum - 06. Jul. 13, 19:25

Bo, Ausländerfeindlichkeit gibt es auch im Westen Deutschlands, da braucht man sich nur die Anschläge in Solingen, Mölln und solche Gruppierungen wie Pro NRW oder diese Typen von "Political Incorrect" anzuschauen. Sarrazins Buch steckte voller kruder Thesen und falscher Zahlen und auch im Westen hat die Polizei massiv versagt als es darum ging, die Morde des Thüringer Trios aufzuklären. Die waren auf dem rechten Auge blind und hatten den Kopf voller Klischees, weil die Opfer Migranten waren.
bonanzaMARGOT - 06. Jul. 13, 19:58

arboretum

ausländerfeindlichkeit gibt es leider vom nordpol bis zum südpol und von ost nach west. ich wundere mich immer, wenn z.b. von nazis in amerika gesprochen wird ...
aber anscheinend gibt es dort mehr nazis als bei uns - rein zahlenmäßig.

es gibt nunmal regionen, wo die ausländerfeindlichkeit bzw. der rassismus mehr ausgeprägt ist als in anderen regionen.
in deutschland ist das der osten, und in den usa ist es der süden.
warum, wieso, weshalb das so ist - dafür haben wir soziologen, psychologen und völkerkundler.
ich kann nur spekulieren.

und ich finde es scheiße, dass es diese braune brut überhaupt auf der welt gibt.

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