Dienstag, 9. Juli 2013

TV-Tipp:

"Buffalo '66", 21 Uhr 45, ZDFkultur

Am Anfang das Wort


Was sind Worte? Was heißt Wortsinn? Was bedeutet es, mit Worten über Worte zu schreiben?
Worte als Segen und Worte als Fluch. Wohin bringen uns die Worte? Könnte man die Welt lesen wie ein Buch ... Und von wem wäre dieses Buch geschrieben? Das Buch, das allen Büchern zugrunde liegt, das Wort, das allen folgenden Worten zugrunde liegt.
Was weiß ich davon? Obwohl ich darüber schreibe, weiß ich nichts. Ebenso weiß ich nichts von den Zellen meines Körpers, obwohl ich aus ihnen bestehe; und ich weiß nichts über die Erde, obwohl ich über sie gehe.
Ich will den Worten trauen, wie man den Bäumen trauen kann. Oder den Bergen. Wortsinn heißt auch die Gefahren zu sehen, zwischen den Zeilen zu lesen. Nicht die Worte sind hinterlistig, sondern die Menschen, die sie schreiben. Ich glaube sagen zu können, dass es keine hinterlistigere Kreatur als den Menschen gibt. Ich lese es an mir, und ich lese es in den Herzen anderer Menschen.
Nur Gott kann hinterlistiger sein. Doch warum sollte er? Er hat schon alle Macht. Wahrscheinlich sind ihm Worte sogar fremd, so wie wir sie verstehen. Ich weiß es nicht. Was soll ich über Gott sagen? Er steht abseits aller Worte.
Mein Leben ist zu kurz, um etwas zu begreifen. Alles, was ich begreife, dient lediglich dazu, dass ich bestehe. Nebenher staune ich, wundere ich mich. Wenn ich sterbe, weiß ich aber nicht mehr als bei meiner Geburt – eher weniger. Ich glaube, dass uns das Leben nicht hin zu wirklichem Wissen und Erkenntnis führt, sondern weg davon. Vor lauter Worten haben wir längst die Orientierung verloren. Wenige Worte sind ein Segen. Die meisten Worte gerieren sich zum Fluch.
Trotzdem schreibe ich weiterhin Worte. Ich bin von ihnen nicht mehr zu trennen. Wenn ich die Worte verliere, bin ich tot. Mir ist bewusst, dass ich ein Narr bin, der mit Worten um sich wirft, die kaum eine Wirkung zeitigen. Trotzdem – es ist meine Bestimmung.
Ich könnte genau so gut mein Leben lang Blumen pflücken, sie in eine Vase stellen, mich ein paar Tage an ihnen erfreuen, um sie dann wieder aus dem Fenster zu werfen, wenn sie welken. Dann wäre dies meine Bestimmung, solange Blumen wachsen. Wüsste ich darum, was Blumen sind, oder warum ich Blumenpflücker bin?
Was sind Worte? Warum kann ich nicht aufhören, sie zu schreiben?
Sie sind das Beste, was ich von mir verschenken kann. Sie gehören mir eigentlich gar nicht. Ich pflücke sie nur und mache einen Strauss daraus.
Für dich, für euch.

ein literarisches Tagebuch

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