Zombies im Altenheim
Mein Kollege hatte mir schon bei Dienstanfang im Telegrammstil angekündigt: "0 Uhr, Land of the Dead." Ich verstand ihn erst nicht, weil er im hiesigen Dialekt nuschelt und oft ohne Bezug eine Aussage in den Raum stellt.
"Was?"
"Der Zombiefilm", entgegnete er.
"Ach so. Könnte hinhauen. 0 Uhr dürften wir mit dem Rundgang fertig sein." Ich nahm meinen Kaffeebecher und wanderte zur Übergabe.
Mir ist egal, was in der Glotze läuft. Hauptsache, ich habe eine Ablenkung, einen Hingucker, wenn ich zwischendurch die Beine hochlege.
Ein paar Minuten vor Zwölf waren wir pünktlich zum Film fertig und richteten es uns im Aufenthaltsraum ein. Ich schmierte mir in der Küche ein Leberwurstbrot und pflanzte mich in einen Sessel. Mein Kollege holte sich zwei Joghurt aus dem Kühlschrank. Er hatte mir erzählt, dass er einige dieser Splatter zuhause hat und sie ab und zu ganz gern schaut.
Na gut, in meiner Teenagerzeit hatte ich auch eine Phase, wo mich Gewalt in Filmen seltsam berauschte. Es konnte nicht heftig genug sein. Eine Mischung aus Neugierde und sadistischem Genuss. Mit der ersten Liebe gab sich das Gott sei Dank. Nach etlichen Jahren sollte ich also im Altenheim wieder einen Zombiefilm sehen: Den Zombies wurden ordentlich die Köpfe weggeschossen, und sie revanchierten sich, indem sie die Lebenden, die sich in einer Schutzzone verschanzt hatten, angriffen und abschlachteten. Soviel zur Handlung. Die Gewaltexzesse waren derart überzogen, dass ich bei manchen der blutrünstigen Szenen unwillkürlich grinsen musste. Wir Altenpfleger sind ja bekannt für unseren etwas derben Sinn für Humor - wie auch Chirurgen, Rettungssanitäter und Bestatter.
Als es klingelte, bewegte ich mich schlafwandlerisch weg von dem Gemetzel auf der Mattscheibe hin zu den Bewohnern in ihren Zimmern. Die Alten erschienen mir merkwürdig fremd - wie skurrile Figuren in einem Zwischenreich, dem Tod näher als dem Leben. Das künstliche Licht und die Schatten der Nacht verstärkten das Gefühl einer ganz eigenen Atmosphäre: Man war abgeschnitten vom Rest der Welt! Die Untoten lagen bei uns im Altenheim! Nur waren sie nicht so blutrünstig wie die Zombies in dem Splatter. Doch vielleicht würden sie eines Tages bzw. Nachts zu neuem Leben erwachen, aus ihren Betten klettern, um uns zu massakrieren ... . Ich kehrte zum TV zurück. Ein Zombie fraß gerade an einem Unterarm wie an einem Hühnerschenkel. "Stell dir vor - unsere Alten als Zombies", sagte ich.
Mein Kollege lachte und brummelte etwas unverständliches. Der Film ging nicht mehr lange. Schnell hatte uns wieder der ganz normale Altenheimwahnsinn im Griff.
Alle überlebten die Nacht.
"Was?"
"Der Zombiefilm", entgegnete er.
"Ach so. Könnte hinhauen. 0 Uhr dürften wir mit dem Rundgang fertig sein." Ich nahm meinen Kaffeebecher und wanderte zur Übergabe.
Mir ist egal, was in der Glotze läuft. Hauptsache, ich habe eine Ablenkung, einen Hingucker, wenn ich zwischendurch die Beine hochlege.
Ein paar Minuten vor Zwölf waren wir pünktlich zum Film fertig und richteten es uns im Aufenthaltsraum ein. Ich schmierte mir in der Küche ein Leberwurstbrot und pflanzte mich in einen Sessel. Mein Kollege holte sich zwei Joghurt aus dem Kühlschrank. Er hatte mir erzählt, dass er einige dieser Splatter zuhause hat und sie ab und zu ganz gern schaut.
Na gut, in meiner Teenagerzeit hatte ich auch eine Phase, wo mich Gewalt in Filmen seltsam berauschte. Es konnte nicht heftig genug sein. Eine Mischung aus Neugierde und sadistischem Genuss. Mit der ersten Liebe gab sich das Gott sei Dank. Nach etlichen Jahren sollte ich also im Altenheim wieder einen Zombiefilm sehen: Den Zombies wurden ordentlich die Köpfe weggeschossen, und sie revanchierten sich, indem sie die Lebenden, die sich in einer Schutzzone verschanzt hatten, angriffen und abschlachteten. Soviel zur Handlung. Die Gewaltexzesse waren derart überzogen, dass ich bei manchen der blutrünstigen Szenen unwillkürlich grinsen musste. Wir Altenpfleger sind ja bekannt für unseren etwas derben Sinn für Humor - wie auch Chirurgen, Rettungssanitäter und Bestatter.
Als es klingelte, bewegte ich mich schlafwandlerisch weg von dem Gemetzel auf der Mattscheibe hin zu den Bewohnern in ihren Zimmern. Die Alten erschienen mir merkwürdig fremd - wie skurrile Figuren in einem Zwischenreich, dem Tod näher als dem Leben. Das künstliche Licht und die Schatten der Nacht verstärkten das Gefühl einer ganz eigenen Atmosphäre: Man war abgeschnitten vom Rest der Welt! Die Untoten lagen bei uns im Altenheim! Nur waren sie nicht so blutrünstig wie die Zombies in dem Splatter. Doch vielleicht würden sie eines Tages bzw. Nachts zu neuem Leben erwachen, aus ihren Betten klettern, um uns zu massakrieren ... . Ich kehrte zum TV zurück. Ein Zombie fraß gerade an einem Unterarm wie an einem Hühnerschenkel. "Stell dir vor - unsere Alten als Zombies", sagte ich.
Mein Kollege lachte und brummelte etwas unverständliches. Der Film ging nicht mehr lange. Schnell hatte uns wieder der ganz normale Altenheimwahnsinn im Griff.
Alle überlebten die Nacht.
bonanzaMARGOT
- 07. Okt. 07, 17:13
- Nach der Nachtwache ist vor der Nachtwache
Oh, jetzt wird mir klar,
Gruselig.
Ich mag solche Filme nicht. Jahre lang, noch mit weit über Zwanzig, kriegte ich von sowas Alpträume. Inzwischen bin ich abgebrühter, aber ich mag's immer noch nicht. Schon gar nicht beim Essen, da vergeht mir der Appetit.
Ist natürlich reine Geschmackssache. Vampirfilme mag ich. Jedenfalls, wenn sie erotisch sind. Oder witzig. Vorzugsweise beides. (Siehe Roman Polanskis "Tanz der Vampire". Zumindest hab ich den als fast durchgängig witzig und teilweise erotisch in Erinnerung.)
Ich käme nicht unbedingt auf den Gedanken
Horror und Witz gehen gut zusammen, das finde ich auch. Obwohl es da offensichtlich ganz unterschiedliche Grenzen des guten Geschmacks gibt.
Hast Recht. Musikantenstadel ist schlimmer.
(Ups, das geht jetzt wahrscheinlich auch über die Grenzen des guten Geschmacks. Hat er aber wirklich.)
Hias?
Macht nix.
Erklärung z.B. hier: Selbstmord: Musikantenstadl-Hias ist tot