Gedanken am Rande der Papstwahl
Die Welt ist wieder vollständig. Ein neuer Papst wurde gewählt. Es ist irre, was darum gestern im TV ein Wirbel gemacht wurde. Wir Atheisten sollten uns auch einen Papst wählen. Sozusagen als Kontrapunkt. Manchem Schwachsinn kann man nur mit Schwachsinn begegnen.
Personenkult und Traditionen – ich werde nie hinter deren Anziehungskraft kommen. Schon verrückt, wie die Menschen im Regen auf den Petersplatz strömten. Mir wird bei solchen riesigen Menschenaufläufen regelmäßig übel. Die Menschen werden zu Marionetten. Ihr Verstand setzt aus.
Wenn die Menschen mit diesem Eifer für Frieden und Gerechtigkeit einträten, dann bräuchten sie keine Religionen mehr. Aber offensichtlich reicht die Intelligenz nicht aus, von selbst auf Ideale wie Gerechtigkeit und Menschlichkeit zu kommen – man braucht politische und religiöse Vorsager. Das entlastet vom eigenen Denken. Man beruft sich einfach auf die Regeln und Traditionen seiner Religion (oder Ideologie) – und basta. Es ist eben so, weil es geschrieben steht; oder weil der Papst dies und das sagte. Die Welt ist in Ordnung, wenn man brav in die Kirche geht, zu Gott betet und ein reuiger Sünder ist. Der Wegfall der Eltern als Autorität wird durch den göttlichen Vater im Kirchengewand ersetzt. Oder eben durch den diktatorischen Demagogen mit der Ideologie im Aktenkoffer. Es gilt: Wer für uns ist, ist gut; und wer gegen uns ist, ist schlecht. Simpler geht`s kaum. Auch der Nationalismus kann mit solch simplen Gesetzmäßigkeiten zur Religion werden. Und bei manchen reicht auch schon der Fußballverein. Wichtig allein ist eine einfache Wertorientierung, die man sich nicht durch eigenes mühevolles Nachdenken erarbeiten musste, sondern die man sich mit vielen anderen einfach überstülpen lässt.
Nur der Kapitalismus nimmt unter den Religionen der Hirnverbranntheit eine gewisse Sonderrolle ein. Er hat nicht einen sondern Millionen Vorsager. Sie regieren in den Bank- und Versicherungstürmen. Sie wurden zu den eigentlichen Strippenziehern auf diesem Planeten und halten sich dabei geflissentlich im Hintergrund. Der Kapitalismus unterwanderte alle gesellschaftlichen Bereiche. Er stellt die Meta-Religion auf unserer Welt dar. Regeln, Gesetze, Traditionen und Ideologien höhlt er einfach aus und instrumentalisiert sie. Wir Menschen werden unter seiner Herrschaft peu à peu zu materialistischen Zombies mit kaum mehr Seele als die Maschinen und Computer, die wir bedienen.
Und das schöne ist, wir merken das alles gar nicht – oder kaum. Wir stellen sogar unsere Intelligenz und Kreativität in den Dienst der Ausbeuter und Vorsager. Wir befinden uns in einem Irrgarten der Massenverblödung.
(Okay, ich schaue wohl zu viel Fernsehen in letzter Zeit. Diesen Horror sollte man nur dosiert an sich heranlassen. Dumm nur, dass es Kirche und Papst wirklich gibt …)
bonanzaMARGOT
- 14. Mär. 13, 10:09
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