Heidelberg Peter
„Pech im Spiel – Glück in der Liebe“? Dämlicher Spruch. Und wie ich googelte, auch falsch übersetzt. Eigentlich geht es herkömmlich um die Bedeutung, dass ein Mensch, der sein Glück im Spiel sucht, den häuslichen Frieden gefährdet, bzw. Haus und Hof verspielt.
Ich spiele schon lange nicht mehr. Obwohl, wenn die Umkehrung dieser Redensart zuträfe, ich Glück im Spiel haben sollte. (Aber was heißt schon Glück in der Liebe?)
Man kann auch die Liebe als Spiel ansehen, in welches man mit einem gewissen Risiko einsteigt. Der Gewinn ist quasi jeder Tag, an dem die Sache gutgeht. Meist geht das Ganze in die Hose, wenn man sich an die guten Seiten gewöhnte – oder gerade weil man sich daran gewöhnte. Hernach der übliche Katzenjammer, wo man sich selbst nicht leiden mag. Schließlich hatte man auf die Liebe gesetzt und investierte gewisse Anstrengungen, Zeit, Leidenschaft ...
Nein, ein guter Spieler bin ich wahrlich nicht. Beim Würfeln auf der Kneipentheke gewann ich selten. Obwohl es welche gab, die noch schlechter abschnitten. Und dann gab es einige wenige Glücksbolzen, die regelmäßig gewannen. Die hatten nicht nur Glück im Spiel sondern auch in der Liebe. Jedenfalls waren sie bei der Damenwelt begehrt.
Einer davon war Heidelberg Peter. Wir nannten ihn so, weil er aus der Richtung kam. Wir lieferten uns regelrechte Würfel- und Billardschlachten. Auch Streitgespräche. Heidelberg Peter war damals schon so alt wie ich heute und hatte reichlich konservative Ansichten. Sein Hau bei der Damenwelt fuchste mich, muss ich gestehen. Ich konnte mir nicht erklären, was die an dem alten Sack fanden. Oh ja, er konnte reden! Auch erlebte ich ihn nie richtig betrunken. Er vertrug eine ganze Menge und schaffte immer rechtzeitig den Absprung. Außerdem trat er meist gepflegt auf wenn auch in spießigen Klamotten, also z.B. mit Hemd plus Pullunder.
Nachdem das Billard Cafe geschlossen hatte, sah ich ihn nie wieder. Wie lange ist das her? Heidelberg Peter müsste heute bereits um die Siebzig sein. Wir zeigten mehr als Respekt voreinander. Mit der Zeit mochten wir uns gar. Wäre er mir sonst nach so vielen Jahren wieder in den Sinn gekommen? Er war eine der beeindruckendsten Figuren während meiner damaligen Sturm und Drang Zeit. Viele Gesichter verliert man aus dem Gedächtnis, aber ihn sehe ich noch gut vor mir. Er hatte einen Bart, wie ihn die Musketiere in den Filmen tragen. Dunkelbraun seine glatten Haare mit Seitenscheitel. Er war ein Spieler und hatte Erfolg. Ein Krösus, an dem ich mich oft abarbeitete.
Tja, Schnee von gestern.
Apropos Schnee: Ein weißer Märchenwald ist heute meine Fensterkulisse. Er wird nicht lange liegen bleiben. Wie immer. Kann die Liebe wie Schnee tauen?
Jedenfalls müsste meiner Meinung nach die Redensart richtigerweise heißen: „Glück im Spiel – Glück in der Liebe“.
An einer Bar in Heidelberg
bonanzaMARGOT
- 17. Jan. 13, 12:29
- Als Gebüsche noch Gebüsche waren
Der Trick mit dem Glück ist meines Erachtens das Erkennen und Ergreifen des Selben, was ja schwer genug ist. Vermehren tut es sich dann von allein. Aber auch da ist kein Verlass drauf.
Zu viel Glück schadet eher dem Menschen. Er verliert den Boden unter den Füßen, wird arrogant - und merkt das selbst gar nicht.
Der Spieler fordert das Glück heraus und erkennt dabei nicht die menschliche Niederlage.
So gut wie nie wurde ich dem Glück in meinem Leben gerecht.
Z.B. in der Liebe.
Ich finde auch nicht, dass der Verlierer zwangsläufig der interessantere Mensch ist. Oft ist er verbittert und pessimistisch, immer auf der Hut vor der nächsten Niederlage.
Ich verstehe nicht, was das bedeutet dem Glück gerecht zu werden ?
Ich mochte die Verlierertypen schon immer mehr als die prahlerischen Gewinner.
Lieber Donald als Dagobert Duck.
ich glaube schon, dass es sieger- und verlierertypen gibt. klar, die meisten menschen bewegen sich im mittelfeld ziwschen den extremen.
wenn man einigermaßen durchs leben kommt, kann man zurfrieden sein.