Der K(r)ampf geht weiter
Die Halloween Nacht im Altenheim verlief normal (beschissen). Man könnte auch sagen, dass im Altenheim immer Halloween ist. Bei den Eltern zuhause überstürzten sich die Ereignisse. Mutter hatte Vater trotz der dringenden Empfehlungen des Umfelds vom Krankenhaus wieder nach Hause genommen. Der Sozialdienst des Krankenhauses hätte eine Überleitung in ein Pflegeheim organisiert. Schon in der ersten Nacht spitzte sich die Situation im Elternhaus wieder zu, so dass Mutter völlig erschöpft am nächsten Morgen die Einweisung Vaters in ein Altenheim am Ort selbst bewerkstelligte. Inzwischen ist Vater in der Geriatrie. Sie wurden im Altenheim nicht mit ihm fertig. Seine Demenz ist so weit fortgeschritten, dass er nicht mehr einsichtsfähig ist. Er sieht nur die fremde Umgebung, dass Mutter nicht bei ihm ist, und dass der Rucksackverband zwickt.
Ich blicke auf zwei anstrengende und emotional bewegte, nervenaufreibende Wochen zurück.
Ich fühle mich ziemlich beschissen. Die vielen Nachtdienste und die Dramatik um meine Eltern machten mich fertig.
Gerade telefonierte ich mit meiner Mutter. Sie besucht heute meinen Vater in der Geriatrie. Und ich befürchte fast, dass sie ihn zurückholen wird, wenn sie ihn in einem bemitleidenswerten Zustand dort sieht. Vorsichtig mahnte ich sie nochmals, dass sie Vater unmöglich zuhause versorgen und pflegen kann. Ich erklärte ihr nochmals das Krankheitsbild Alzheimer Demenz.
Sie fragte mich, wann ich nach Kärnten fahre. Ich sagte: „Montag“. Sie fragte, ob ich zwei Wochen bleibe. Ich antwortete: „Ja, aber notfalls kann ich früher zurückfahren.“
„Du kannst Vater unmöglich zurück nach Hause holen“, betonte ich.
„Mal sehen“, meinte sie.
Sie war relativ knapp angebunden am Telefon. Ich denke, sie kocht ihr eigenes Süppchen. Möglicherweise holt sie ihn allein aus Trotz zurück.
Ich fühle mich wie in einem toten Winkel einer Saftpresse gefangen.
bonanzaMARGOT
- 03. Nov. 12, 14:54
- Die Arschwischmaschine hat frei
es ist. irre. heute. morgen. übermorgen.
die zeit ist brad pitt. oder mein kugelschreiber. weißt du was? ich sterbe. ich sterbe schon lange. und nun kommen die menschen, die mich sterben lassen, um hilfe von mir zu bekommen. ich soll ihnen bei ihrem sterben helfen.
wer denkt schon gern an seinen tod. wer denkt gern daran, wie er sterben wird.
vorhin sagte meine mutter, nachdem ich ihr nochmal die demenzerkrankung erklärte: "du kannst auch dement werden". ich erwiderte: "ja.". sie sagte das nicht nur wegen der genetischen nähe, sondern ich hörte es mehr als vorwurf.
ich kann tausendmal wiederholen, dass ich seit 25 jahren altenpfleger bin und all diese geschichten bei anderen menschen erlebte. scheiße, und wenn ich dement werde, dann habe ich zumindest keine kinder, die ich damit belästige. aber das sagte ich ihr nicht.