Fesch san ma beinand
Ich ziehe den Rollladen hoch. Die Welt ist noch nicht untergegangen. Dafür schneit es kurz vor Ostern. Der alte weißbärtige Mann im Himmel rasiert sich womöglich… Früher hat er das immer im Winter gemacht. Die Altersdemenz stoppt auch vor ihm nicht. Wenn er kein weiteres Chaos anrichten will, sollte er ins Altenheim gehen. Denn besser wird der Alzheimer nicht. Die Geschäfte könnte er doch an Petrus (diesen Heuchler!) übergeben. Es würde sich schon jemand finden. Auch hier auf der Erde gäbe es genug Kandidaten. Die fühlen sich sowieso schon wie Gott.
Gestern holte sie im Verlauf des Tages einen ganzen Schwung ihrer Sachen ab. Hinter der Tür steht nun nichts mehr. Den verbliebenen Rest verstaute ich in der Kammer. Aus den Augen, aus dem Sinn.
In den Schränken entstand Platz, um mein Zeug neu zu organisieren. Ich habe ein paar Tage Urlaub über Ostern. Und bei diesem Sauwetter macht man sich`s am Besten zuhause gemütlich. Allein aber fein – haha.
Und sonst?
Willkommen in der Neuen Welt, die leider noch die alte ist. Nichts hat sich verändert, außer dass sich jeden Tag mehr Autos durch die Stadt wälzen. Pro Sekunde kommen rund 2,7 neue Erdenbürger hinzu. Und jeder braucht Handy und Auto… das ganze Programm halt. Wolfgang Ambros singt in einem seiner Schlager „…weit hob'n ma's brocht, fesch san ma beinand“. Wohl wahr. Wir platzen vor Selbstgefälligkeit. Noch nie ging es uns so gut. Was macht`s schon, wenn man dafür seine Seele verkauft. Machen doch alle. Es war niemals anders. Die Fassaden änderten sich, aber der Schmutz dahinter blieb der gleiche. Früher etwas mehr kirchliche Scheinheiligkeit und Trallala… Heute dafür mehr Verarsche durch Werbung und Konsum. So oder so ficken wir uns ins Knie. Aber uns geht`s gut. So gut wie nie. „…weit hob`n ma`s brocht, fesch san ma beinand“. Ich mag diesen Ambros.
bonanzaMARGOT
- 28. Mär. 18, 10:43
- boMAs Gedichte und Texte
auch ein toller ambros:
I woa schon viel zu lang unta euch
I glaub, i geh jetzt, weil i waaß genau
Wann i no länger bleib
Geht ma der Schmäh aus
Und des wüll i net!
I hob mi bemüht, des könnt's ma glaubn
Und i wollt wirklich niemand kompromitiern
I hob mi bemüht, oba es gibt kann Kompromiss
Zwischn ehrlich sein und link
A wann's no so afoch ausschaut
Und no so üblich is!
Vielleicht hätt i net soviel redn solln
Und vielleicht hätt i öfter tun solln
Was die Andern von mir wolln –
I hätt net solln so goschert sein
Dann hätt i viel mehr zum sogn
Und i tät viel mehr dazuaghörn
I glaub, i geh jetzt, i seu mi o
I bin ja eigntlich scho nimmer do
I glaub i geh jetzt, es kummt ma vua
Als wär i nie dagwesn –
I könnt genausoguat
Scho ganz woanders sein
Duat, wo niemand is, der dauernd glaubt
Dass er mia mitteiln muaß
Dass er net auf mi steht
Und dass' ohne mi genauso geht -
Na glaubt's, des waaß i net . . .
(Der Text ist allerdings vom großartigen Joesi Prokopetz, der die meisten der wirklich guten Ambros-Texte geschrieben hat)
"zentralfriedhof" und "watzmann" sind eh klassiker.