Aussprache
Ein eisiger Wind wehte durch die Straßen. Es war sprichwörtlich arschkalt. 10 Minuten mit dem Fahrrad, wobei ich davon die längste Zeit an den Fußgängerampeln stand. Das Alt-Bayern liegt gegenüber den Potsdamer Platz Arkaden. Vor allem in der wärmeren Jahreszeit sitzt es sich dort gut auf der langen Terrasse. Ich traf einige Minuten vor der verabredeten Zeit ein und bestellte mir schon mal ein großes Helles. „Einen Liter?“ fragte die Bedienung, ein junger Mann ausländischer Herkunft. Ich blickte ihn verdutzt an und belehrte ihn freundlich: „In Deutschland ist ein großes Bier immer ein halber Liter. Wollte ich einen Liter, würde ich eine Maß bestellen.“
O. kam pünktlich. Ihr Anblick munterte mich auf. Wann hatten wir uns überhaupt das letzte Mal gesehen? Wir ließen es langsam angehen, wärmten uns erstmal auf. Schließlich begann sie, mir ihre Sicht der Dinge zu schildern. Danach war ich dran. Es wurde sehr emotional – aber im positiven Sinne. Die Aussprache wirkte befreiend. Jeder hatte bis dato eine große Last mit sich herumgeschleppt. „Ich hatte Angst davor, wie du reagieren würdest“, sagte sie. „Ich hatte auch Angst vor dem Treffen.“ Unsere Hände trafen sich auf der Tischmitte.
Wir verbrachten noch einen wunderschönen Nachmittag mit Einkaufen und Kino. „Arthur & Claire“ lief im Cinemaxx. Der Film setzte unserer ohnehin sentimentalen Stimmung die Krone auf.
Danach kam sie noch mit zu mir. Schon komisch, das so zu sagen, und auch traurig, war das doch bis vor kurzem unsere gemeinsame Wohnung. O. kochte für uns. Es gab gute Pasta und Lachs. Nach dem Essen waren wir beide müde. Der emotionale Nachmittag musste erstmal verdaut werden. O. packte noch ein paar Sachen zusammen und bestellte sich ein Taxi nach Hause. Ihre Adresse ist jetzt Prenzlauer Berg.
bonanzaMARGOT
- 18. Mär. 18, 09:53
- Berlin