Das Leben ist schön
Meine Güte, ich muss gewachsen sein – bei beiden Fahrrädern korrigierte ich die Sattelhöhe (ca. 2-3 Zentimeter) nach oben. (Vielleicht liegt es daran, dass ich zu viel Fleisch esse. Ist nur eine marginale Überlegung.) Ich dachte, dass man allgemein im Alter schrumpft, und nun das!
Gut, nach oben ist noch etwas Luft. Doch eigentlich war ich mit den 178 Zentimetern zufrieden, die in meinem Ausweis stehen. Sehr große Menschen erscheinen in meinen Augen immer etwas ungelenk. Und Basket- oder Volleyballspieler wollte ich nie werden. Auch was die Frauen angeht, gibt`s im Segment unter, sagen wir mal 172 Zentimeter, doch eine ganz gute Auswahl. Welcher Mann will schon eine Lady neben sich, zu der er aufgucken muss? In diesem Zusammenhang fällt mir immer wieder Humphrey Bogart ein, der sich bei den Dreharbeiten zu „Casablanca“ auf eine Art Podest stellen musste, um Ingrid Bergmann zu küssen. Immerhin hatte er die Hauptrolle… Ich habe nichts gegen kleine Leute. Woher? Nur die kleinen Kläffer gehen mir auf den Sack. Ich habe auch nichts gegen Große. Ein nahes Familienmitglied bringt es auf 198 Zentimeter. Woher kommen nur diese eklatanten Größenunterschiede? In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ging das mit dem Riesenwachstum los. Ich meine nicht das krankhafte Riesenwachstum, welches es auch gibt. Nein, die Menschen wurden allgemein größer. Ich könnte das jetzt im Internet recherchieren, aber das mache ich nicht. So sehr interessiert mich dieser Umstand dann doch nicht.
Ich schraubte im Wohnzimmer an meinem Fahrrad herum. Was gibt`s sonst zu tun sonntags? Kirchgänger war ich nie. Und man kann auch nicht ständig in die Glotze gucken. Ich machte gar nicht viel am Fahrrad, montierte lediglich einen Spritzschutz. Übereifrig, wie ich bin, flog dabei eine Schraube ins Zimmer. Natürlich flog sie hinter ein Regal. Fast war`s das, aber dann beschloss ich, die Schraube zu suchen…
Ich fand sie - leider sah ich bei der Suche einiges, was ich wirklich nicht sehen wollte. Man könnte es in einer Frage zusammenfassen: Woher kommt der ganze Dreck? Es sah danach aus, als ob er sich hier gemütlich eingerichtet hätte. Er machte das ganz geschickt, indem er sich die Ecken und Nischen aussuchte. Man müsste ihm ständig hinterherputzen. Aber wer will das schon? Uff! Warum fällt mir hierzu eine ungehörige Allegorie auf unsere Gesellschaft ein… Schließlich bin ich kein Nazi. Oder vielleicht doch im geheimsten Winkel meines Wesens? (Nein!) Man kann unmöglich Menschen mit Dreck vergleichen. Wo kämen wir dahin, wenn wir das Gesindel von den Straßen nähmen? Es gehört einfach dazu…
Nachdem ich den Dreck weggeputzt hatte (nicht sonderlich gründlich – wozu auch? Mir liegen solcherlei Sisyphos-Tätigkeiten nicht), rückte ich das Regal wieder an seinen Platz und vollendete die Arbeit an meinem Fahrrad.
Nachher werde ich mal `ne Runde mit dem höhergestellten Sattel (und dem neuen Spritzschutz) drehen. Nicht weit. Nur kurz die Kurfürstenstraße rauf und runter, am Straßenstrich vorbei, und danach auf ein Bier im rauchigen, verstaubten Pub bei den Losern abhängen.
bonanzaMARGOT
- 04. Mär. 18, 11:22
- Berlin