Von Parasiten und anderen Tieren


„Ein Parasit ist ein Organismus, der sich von anderen Lebewesen (Wirt) ernährt oder diese zu Fortpflanzungszwecken befällt. Er kann den Wirt schädigen, indem er seine Organfunktionen beeinträchtigt, Zellen zerstört und ihm wichtige Nährstoffe entzieht. Ist ein Parasit an einen Wirt angepasst, ist der Befall für den Wirt zumeist nicht tödlich.“
(Quelle: http://flexikon.doccheck.com/de/Parasit)


Wenn man das Ökosystem der Erde als Lebewesen ansieht, dann sind wir Menschen lt. obiger Definition Parasiten par excellence. Und wir geben uns nicht gerade als an unseren Wirt angepasst (oder?). Das Ökosystem Erde wurde durch den Parasiten Mensch bereits erheblich geschädigt.

Vom Menschen mal abgesehen sind Parasiten besser als ihr Ruf.
„Nach Ansicht vieler Ökologen spricht vieles dafür, dass Ökosysteme mit Parasiten besser funktionieren als ohne. Ein gesundes Ökosystem ist in der Regel auch reich an Parasiten. Die Schmarotzer der Welt mögen ja einen schlechten Ruf haben. Doch es ist trotzdem gut, dass es sie gibt.“ (Quelle: http://www.spektrum.de/news/die-heimliche-macht/1200043)

Wir reden an Stammtischen oft vom Sozialschmarotzertum und meinen dabei immer die anderen, denn wenn wir Leistungen vom Staat beziehen, ist das natürlich okay.
Besonders ausländische Mitbürger und Flüchtlinge haben wir mit unseren verächtlichen Reden im Visier, - was daran liegen mag, dass einheimische Parasiten nur schwer Konkurrenten auf ihrem Terrain dulden.

„Leben ohne Geld verdienen zu MÜSSEN klingt nicht nach Kapitalismus sondern nach Parasitismus.“ (Quelle: http://abendglueck.twoday.net/stories/1022629019/#comments)
Ich entgegne: Der Kapitalismus ist die maßgebliche Antriebskraft des Parasitismus, welcher das Ökosystem Erde auf kurz oder lang zerstören wird.
Leben, ohne Geld verdienen zu müssen, stellt in meinen Augen eine große ideelle Herausforderung dar und hat nichts mit Parasitismus zu tun. Im Gegenteil will sich derjenige von der Abhängigkeit zum Wirt (= Wirtschaftssystem) lösen.
Außerdem habe ich nichts gegen einen Parasiten in einem parasitären System einzuwenden. Ich kann nichts Verwerfliches daran entdecken, wenn Menschen ihre Rechte auf Sozialleistungen ausschöpfen oder sich Almosen erbetteln. Sie machen damit doch nichts anderes als Manager – bloß eben am anderen Ende der Fahnenstange.
Bei Diebstahl und Betrug hört dann allerdings auch meine Toleranz auf.

Wir müssen dabei auch an jene denken, die aufgrund von Krankheit, Schicksalsschlägen, Alter und körperlicher oder geistiger Hinfälligkeit nicht in der Lage sind, ihr Leben aus eigener Kraft zu bewerkstelligen. Niemand käme auf die Idee, diese Menschen Parasiten zu nennen. Die Solidargemeinschaft trägt selbstverständlich die Kosten, die zur Lebenserhaltung ihrer wie auch immer benachteiligten Mitmenschen, notwendig sind. Das Dritte Reich mit seinen Euthanasiegesetzen liegt Gott sei Dank hinter uns.

Eines der größten Verbrechen der Menschheit, der Holocaust, wurde mithilfe des seit dem 18. Jahrhunderts gängigen antisemitischen Stereotypen des „Jüdischen Parasiten“ legitimiert.
Dazu ein Zitat v. 1860: „Der Jude bleibt Jude, eine Parasitenrasse, Feind der Arbeit, der allen Gepflogenheiten des anarchischen und lügnerischen Handels, der Börsenspekulation und der Wucherei frönt. Der gesamte Handelsverkehr ist in der Hand der Juden; vielmehr als die Könige oder die Kaiser sind sie die Souveräne der Zeit.“ (Pierre-Joseph Proudhon, Frühsozialist)


Zusammenfassend:

Wir sollten nicht leichtfertig von Parasiten oder Parasitismus reden, jedenfalls nicht, wenn es um einzelne Menschen oder Gruppen von Menschen geht.
...
"Parasiten sind besser als ihr Ruf."
...
Im ökologischen Sinne kann man die Menschheit als zerstörerischen Parasiten auf dem Planeten Erde ansehen.
...
Der Kapitalismus brachte den Parasitismus der Menschheit erst richtig in Schwung.

rosenherz - 06. Aug. 17, 10:22

Das heißt, du gehst davon aus, die Erde ist ein Lebewesen? Als nüchterener Realist mit wissenschaftlichen Hintergrund betrachtet ist die Erde ein Rohstofflieferant und somit auch nicht parasitierbar, da kein lebendiger Organismus.
Die Erde als lebenden Organismus betrachtet, das geht in Richtung Tiefenökologie, die dir sehr supekt erscheint, wie ich mich an einen deiner früheren Kommentare erinnere.

bonanzaMARGOT - 06. Aug. 17, 10:31

muss man sich unbedingt festlegen? ich mache mir seit jeher meine eigenen gedanken.
ich vertraue am liebsten mir selbst. gerne lasse ich mich aber von anderen menschen und deren geisteshaltungen inspirieren. man muss doch nicht allem einen namen geben..., - das führt nur zu diesen dämlichen abgrenzungen zwischen den menschen à la "ich glaube daran, und daran nicht" etc.
ich bin von natur aus mißtrauisch gegenüber konzepten, die sich über alles stülpen wollen.

das ökosystem erde hat sehr viel von einem organismus. ich sah die erde nie nur als rohstofflieferanten an. ich war schon immer gegen diese kapitalistisch-rationalistische sichtweise von natur und leben.
NBerlin - 06. Aug. 17, 12:44

Die Erde ist auf jeden Fall lebendig. Die Meere sie leben, die Natur lebt und der Mensch macht alles kaputt.

rosenherz - 07. Aug. 17, 00:31

Ja, denn nur etwas Lebendiges kann Leben wie z. B. Pflanzen hervorbringen.
bonanzaMARGOT - 10. Aug. 17, 11:05

es ist nicht ganz einfach zwischen lebendig und tot zu unterscheiden, je nach kontext. wir kennen die ethischen probleme bei der bewertung von leben...
und wir wissen immer noch sehr wenig von den anfängen von leben, wie es überhaupt entstand, welche kräfte genau im spiel waren. die erde allein macht noch nicht leben. sie war nur zur richtigen zeit am richtigen platz. man könnte auch sagen: die chemie stimmte.

im sinne, dass die summe mehr als ihre einzelteile ist, sehe ich die biosphäre als einen übergeordneten organismus an, wie eben jedes lebewesen aus vielen unterschiedlichen strukturen, organen und zellen besteht, wozu auch die parasiten und krankheitserreger gehören.

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