Durchhalten


Seit ich mich mit dem Tod auseinandersetze, stoße ich zwangsläufig auf die Unsinnigkeit des Lebens… (als bewusst denkende, fühlende Kreatur*). „Was soll das?“ frage ich mich immer und immer wieder.

Die Masse der Menschen folgt weitgehend zwei Wegen, um diese Verzweiflung über die eigene Sterblichkeit abzumildern: indem sie den Tod leugnet und in einem materialistischen Größenwahn** lebt, oder indem sie sich einen Ausweg über „Gott“ oder andere spirituelle Konstrukte erhofft.
Möglicherweise gibt es Menschen, die es schaffen, ihr gesamtes Leben so gut wie gedankenlos zu verbringen…
Auch für den absoluten Irrsinn gibt es Kandidaten unter uns – ich meine Menschen, deren Geisteshaltung beim besten Willen nicht nachvollziehbar ist.

Meine Haltung ist, dass ich alles in Frage stelle***. Die Verzweiflung sitzt mir wie ein Raubtier im Nacken. Unzähmbar. Durchhalten ist die einzige Devise, die ich habe. Wenigstens gehe ich dabei keinem Scheiß auf den Leim.



* versteht sich von selbst - schließlich sind wir alle bewusst denkende, fühlende Kreaturen, oder?
** oder Sumpf
*** denn nichts scheint mir plausibel


david ramirer - 09. Jul. 17, 02:37

ich gehöre mit sicherheit nicht zu den menschen, die ihr leben gedankenlos verbringen, auch denke ich schon seit jahren sehr viel über den tod nach; vor allem über meinen eigenen.

interessanterweise aber macht mich die sinnlosigkeit des lebens nicht trübsinnig... gerade wenn ich an den tod denke.
denn diese letzte zäsur, die das ende des eigenen lebens bedeutet, radiert auch die gedanken über die sinnlosigkeit des lebens davor irgendwie aus.
mir gibt der gedanke an den tod eine menge trost.
aber das zu erklären, ist schwer... ich bemühe dabei jedenfalls weder einen gott (an den ich in keiner weise glaube) noch ein anderes spirituelles konstrukt.

und die option gedankenlos zu leben, ist bei mir nicht eingebaut.

bonanzaMARGOT - 09. Jul. 17, 07:14

mit gedankenlosigkeit meinte ich nicht wirklich völlige gedankenlosigkeit, sondern gedankenlosigkeit oder oberflächlichkeit hinsichtlich eines solchen themas.
es gibt menschen, die sagen: "darüber mache ich mir keine gedanken."

der tod ist für mich kein trost. nein, wirklich nicht, denn er nimmt mir alles weg: meine identität, mein denken und fühlen, mein leben, meine sinne, meine präsenz...
trotz aller sinnlosigkeit und trübsal der existenz ist dies doch alles, was ich habe und je erfuhr.

ich rätsele gern über die sinnhaftigkeit des daseins, auch wenn ich nie dahinter kommen werde. ab und zu habe ich sogar das gefühl, dass ich verflucht dicht dran bin - wenn auch nur ganz kurz. danach ist alles wie vorher, weil ich dieses gefühl nicht halten kann -

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