Das plötzliche Auftreten des Todes
Es sei für sie ein schrecklicher Gedanke, tot in ihrer Wohnung aufgefunden zu werden, sagte meine Arbeitskollegin, ansonsten habe sie sich ganz gut an das alleine Leben gewöhnt. Betroffenheit wabert durch den Büroraum. Anlass ist der plötzliche Tod des Ex-Mannes einer anderen Kollegin, der wohl zuhause verstarb und erst nach einigen Tagen von seinem Sohn gefunden wurde. Näheres wissen wir (noch) nicht. Diese Kollegin hatte ein gutes Verhältnis zu ihrem Ex, der der Vater ihrer zwei Söhne ist…
So schnell kann`s gehen, dachte ich bei mir und kratzte mich am Hinterkopf. Vielleicht war`s ein Schlaganfall – nicht selten bei nicht mehr ganz jungen Männern. Ich will gar nicht dran denken.
Der Bürotag hatte gerade erst angefangen. Wir plauderten noch ein Wenig über das plötzliche Auftreten des Todes und die möglichen Umstände. Da war z.B. der Mann ihrer Freundin, erzählte meine Arbeitskollegin, der nach einem „Tatort“ auf der Fernsehcouch das Zeitliche segnete. Ihre Freundin war bereits zu Bett gegangen. Irgendwann wunderte sie sich, dass er nicht nachkam und entdeckte ihn.
„Woran starb er?“ fragte ich.
„Herzmuskelentzündung - eine verschleppte Infektion. Typisch Mann war er trotz Beschwerden nicht zum Arzt gegangen.“
„Ja, so kann`s gehen. Was sind denn die Symptome?“
„Allgemeine Niedergeschlagenheit, Antriebsschwäche, Müdigkeit…“
„Oje. Nach diesen Symptomen…“, ich beendete den Satz nicht, blickte auf den Stapel Tumorfälle vor mir und nahm mir den ersten vor.
bonanzaMARGOT
- 06. Jul. 17, 06:24
- Büro
Ich erinnere mich an meine Großmutter, die zuhause starb. Wenige Tage vor ihrem Tod sagte sie öfters zu mir: "Morgen gehe ich heim".
Vor ein paar Jahren recherchierte ich Briefe und Postkarten einer evangelischen Familie, die nach der Jahrhundertwende in unser (katholisches) Dorf zugewandert war. Die Söhne wurden im zweiten Weltkrieg als Soldaten eingezogen. Einer der Söhne war wieder einmal auf Heimaturlaub gewesen und als er erneut zum Soldatendienst unterwegs war, schrieb er während der Anreise zum Heer eine Karte an die Eltern: "Lebt wohl. Ich werde wohl nicht mehr heimkehren" Ein Weilchen später starb er im Kriegsgeschehen, wie der Benachrichtung über den Soldatentod zu entnehmen ist. Hatte er eine Vorahnung gehabt?
Ich selbst hatte in der Nacht, bevor meine Schwester starb, einen Traum, worin meine Schwester von zwei Rettungswägen abgeholt wurde und mir zugerufen wurde, ich solle mich um den Hund kümmern. Was ich nicht wusste: Am nächsten Morgen wurde meine Schwester tatsächlich von zwei Rettungswägen abgeholt, um sie in ein anderes Krankenhaus zu verlegen. Während des Transports verstarb sie.
die allermeisten menschen, denke ich, sterben ohne solche geheimnisvollen vorahnungen.
schwerkranke und alte menschen spüren wahrscheinlich, wenn es zuende geht.
und im krieg, je nach einsatz, ist die wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass man nicht an einem stück nach hause zurückkehrt - da braucht man keine vorahnung, sondern nur eine realistische sicht auf die lage.
zwischen sich sehr nahe stehenden menschen gibt es vielleicht eine art telepathische verbindung...