März


In Bezug auf die Löffelei vom letzten Sonntag wurde ich darauf hingewiesen, dass es die „Löffelliste“ gibt, auf der man sich Dinge notiert, die man noch erledigen will, bis man den Löffel abgibt, - oder sich jedenfalls wünscht. Mir fällt beim ersten Nachdenken gar nichts ein. Meiner Meinung nach muss es realistisch sein. Nach was steht mir der Sinn? Welchen Herzenswunsch würde ich mir gern noch erfüllen? Tja. Regelrecht unter den Nägeln brennt mir nichts. Natürlich wünscht man sich weiterhin Gesundheit und ein Leben ohne allzu große Schwierigkeiten, Unfälle oder Katastrophen, - was aber oft gar nicht zu beeinflussen ist.
Wäre jetzt sozusagen das Ende der Fahnenstange für mich erreicht - wüsste ich also, dass ich nur noch einige Monate zu leben hätte, dabei aber über genügend Energie verfügte, um etwas anzustellen, dann…

Ich glaube, ich hätte gern meine Ruhe. Vielleicht würde ich mich aufs alte Fahrrad schwingen (nach einer Generalüberholung) und schauen, wie weit ich komme. Wie ein Geist würde ich durch Dörfer und Städte fahren, über Hügel und Berge, Ebenen auf ellenlangen geraden Wegen durchstrampeln…
Das Meer wäre mein Ziel. Egal wo.
Ich wollte allein sein mit meinen Tränen über mein Leben und die Welt, - allein mit der Luft und dem Himmel über mir, allein auf den vielen Wegen, allein mit den Bäumen und Gräsern, allein mit dem Horizont…

Mein ganzes Leben war von der Sehnsucht nach Freiheit bestimmt. (Oft führte mich diese Sehnsucht in die Irre.) Alles andere, das Streben nach Besitz oder Macht, der Ehrgeiz für Erfolg und Karriere, der Sinn für Familie, die Gier nach dem ganzen materiellen Firlefanz in der heutigen Welt, blieben mir weitgehend fremd.
Ich fühlte mich schon immer sehr allein. Ich weiß nicht, warum das alles stattfindet.
Aber ich liebe die Menschen, ich liebe alle Seelen und alles Leben auf dieser Erde – weil wir Schicksalsverwandte sind. Ich liebe das Leben, und muss dennoch ständig damit hadern.

Heute wäre so ein Tag, an dem ich am liebsten meinen Löffel einpacken würde, um auf die letzte Reise zu gehen…

steppenhund - 18. Mär. 17, 13:03

Ich dachte schon einmal, dass der Löffelabgabetermin in absehbarer Zeit fällig wäre. Ein früherer Arbeitskollege von mir hat ihn mit der gleichen Diagnose mit 42 Jahren abgegeben. Allerdings hat er sich geweigert, sich operieren zu lassen.
Aber ich habe noch Wünsche: ich möchte alle 32 Beethoven-Sonaten spielen können. Und das wird noch eine Weile dauern. Ich müsste dazu 80 werden.
Und natürlich würde ich gerne das Buch fertigschreiben, aber es ist nicht so wichtig, dass ich es schreibe. Der Inhalt wird sowieso passieren - oder auch nicht.
Aber das mit dem Beethoven hält mich durchaus am Leben und auch fit. Ich nehme jetzt ab, weil ich mehr Kondition brauche.
Aber Wünsche materieller Art habe ich keine mehr für mich. Es gibt Dinge, von denen ich mir gut vorstellen kann, dass sie mich erfreuen.
Z.B. Reisen: Portugal, Norwegen, Polarkreis ... das wären noch Orte, die ich gerne sehen würde. Australien habe ich mir schon abgeschminkt.
Auch den Südpol muss ich nicht mehr haben, obwohl mich der schon gereizt hat.
-
Ich glaube, das Leben zu lieben ist das Beste, was einem im Leben widerfahren kann.

bonanzaMARGOT - 18. Mär. 17, 13:25

ist wohl so. was willst du am polarkreis?

leih mir mal deinen "beethoven" aus.
steppenhund - 18. Mär. 17, 14:20

Für dich wär es ja bereits ausreichend, wenn Du dir alle 32 anhörst und auseinanderhalten kannst :)
bonanzaMARGOT - 18. Mär. 17, 17:14

Ich meinte eher den "Beethoven" in dir...
steppenhund - 18. Mär. 17, 21:42

:)
SpeziellesKänguru - 18. Mär. 17, 22:28

Off-Topic: ich habe einen schönen Odessa-Witz für Dich, wenn Du wieder in Berlin bist :))
steppenhund - 20. Mär. 17, 12:11

Ich freu mich schon :)
christa mavropoulou - 18. Mär. 17, 13:54

"Wie ein Geist würde ich durch Dörfer und Städte fahren, über Hügel und Berge, Ebenen auf ellenlangen geraden Wegen durchstrampeln…"...

Schöne Worte.

Ich glaube, dass auch ich lieber alleine wäre, wenn es ans "Löffelabgeben" geht. So richtig große Wünsche habe ich nicht mehr, außer einigermaßen gesund zu bleiben. Gesundheit ist sowieso das größte Geschenk, das ein Mensch erhalten kann.

bonanzaMARGOT - 19. Mär. 17, 08:19

ja, gesundheit und frieden.
rosenherz - 19. Mär. 17, 16:23

Und doch erzählen Menschen in der Biografiearbeit, wenn sie auf ihr eigenes Leben blicken, die größte Entwicklung haben sie in Phasen von Krise oder Krankheit gemacht.
bonanzaMARGOT - 20. Mär. 17, 06:23

... weil krisen und krankheiten oft mit grundlegenden veränderungen für den menschen einhergehen.
rosenherz - 19. Mär. 17, 16:27

Du und den Löffel abgeben? Ich wundere mich. Vor wenigen Wochen noch hat mich dein Freund, der alte Rettich, dafür gescholten, wie ich einen Gedanken äußerte.

bonanzaMARGOT - 20. Mär. 17, 06:21

das müsste ich nachlesen, um einen zusammenhang herzustellen. unter welchem beitrag?
AlterRettich - 19. Mär. 17, 20:09

Der Tag, wo du deinen Löffel einpacken würdest, war doch gestern. Hoffe, heute bist du anders gelaunt. Mit dem Leben hadern oder nicht, man muss halt einfach weiterleben und dran Freude haben. Und - du weißt doch selber - du wirst von einigen beneidet ;-)

Einen schönen Abend wünscht
der Alte Rettich

bonanzaMARGOT - 20. Mär. 17, 06:18

solche launen, wie du es nennst, sind bei mir normal. neid hin, neid her.

dir eine gute woche!

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