Welche Möglichkeiten habe ich für mich selbst?
Mit der Realität hadern wir Menschen schon immer. Drum flüchten eine Menge in Religionen und allerlei obskure Sekten als ihr geistiges Zuhause. Manche ersinnen nebenher noch die verwunderlichsten Verschwörungstheorien. Vieles darf einfach nicht wahr sein. Außerdem gibt es für die hilflose Seele noch allerhand esoterischen Schnickschnack und Aberglauben.
Die großen fünf Mainstream-Weltreligionen sind natürlich über jeden Zweifel erhaben. Gehört man nicht dazu, wird man als gottlos beschimpft oder zumindest schief angesehen. Jedenfalls gibt es Gegenden, wo man besser keine Kritik am vorherrschenden Glauben übt. Wer sich dem damit einhergehenden Gebaren, also den traditionellen Festen, Sitten und Regeln, verschließt, stempelt sich zum Außenseiter, wird geächtet und schlimmstenfalls aus der Gemeinschaft verstoßen.
Auch die säkulare westliche Kultur war da schon mal toleranter und den Realitäten aufgeschlossener gegenüber. Eine der Realitäten ist, dass die Erde eine Kugel mit begrenzten Lebensräumen ist. Mittlerweile siebeneinhalbmilliarden Menschen müssen sich die vorhandenen Ressourcen teilen. Alle wollen was vom Kuchen ab. Keine Mauern oder Grenzen der Welt können die Fluten verzweifelter Menschen aufhalten. Auch die Ausbeutung der Erde ist unter dem Gesichtspunkt der Ressourcen-Begrenztheit zu sehen. Vor vielen Realitäten werden die Augen verschlossen, weil sie nicht in unser Weltbild passen. In diesem Zusammenhang wirkt der globale Kapitalismus als Ideologie, welche von einem grenzenlosen Wachstum ausgeht und die Menschen nach Vermögen und Leistungsfähigkeit unterteilt, was dem in vielen modernen Verfassungen festgeschriebenen Gleichheitsgedanken diametral gegenübersteht. Ideologien unterscheiden sich von Religionen nur darin, dass sie weltlicher ausgerichtet sind, also auf Gott verzichten - dafür haben sie oft Führer, die sich für Übermenschen oder Gott halten. In jedem Fall gilt: Wer nicht mit den Wölfen heult, hat schlechte Karten. Faschisten und Extremisten dulden keine Widerworte, sie machen ihre Gegner mundtot.
Wir befinden uns im 21. Jahrhundert, Immanuel Kant, der Vater der Aufklärung, ist seit 210 Jahren tot. Inzwischen fand die industrielle Revolution statt, die Demokratie setzte sich als anstrebenswertes Staatssystem in vielen Ländern durch, wir haben (hier) ein Antidiskriminierungsgesetz, der Kampf um Menschenrechte, Emanzipation und gegen Rassismus steckt schon lange nicht mehr in den Kinderschuhen, wir flogen inzwischen zum Mond (auch wenn das manche Verschwörungstheoretiker anzweifeln), zwei Weltkriege mit Millionen Opfern und der Kalte Krieg liegen hinter uns (nicht zu vergessen all die Stellvertreterkriege bis zum heutigen Tage), inzwischen haben wir Computer, schnelle Autos und Flugzeuge, mit denen wir innerhalb weniger Stunden von Kontinent zu Kontinent reisen können…; - der liebe Kant wäre geschockt, wenn er die heutige Welt mit ihren Metropolen und technischen Errungenschaften sähe. Es passierte eine ganze Menge in den letzten zweihundert Jahren auf diesem Planeten: So wuchs die Weltbevölkerung aufs Siebenfache an. Der von Menschen verursachte Raubbau an der Natur ist immens. Viele Tierarten sind vom Aussterben bedroht, die Luftverschmutzung nahm drastisch zu, die Abholzung des Regenwaldes, Chemikalien vergiften Boden und Grundwasser… Die Liste der von Menschen verursachten Schädigungen am Ökosystem Erde ist ellenlang. Wir sind allem Anschein nach wirklich was Besonderes. Sowas wie uns sah die Welt noch nicht.
Aber es wäre zu einfach, den Menschen darum zu verteufeln. Schließlich hat er sich nicht selbst erfunden bzw. geschaffen, er ist wie alles andere (selbstverständlich) natürlichen Ursprungs. Wahrscheinlich kann der Mensch gar nicht anders.
Nicht erst seitdem ich mich intensiver mit der Krankheit Krebs beschäftige, erscheint mir der Mensch wie eine solche abartige Krebszelle, die sich unkontrolliert in dem sie beherbergenden Organismus ausbreitet, bis sie diesen und damit auch sich selbst zerstört. Folgende Fragen stellen sich mir: Wann und wieso entartete der Mensch? Gibt es eine Therapie? Welche Möglichkeiten habe ich für mich selbst?
Ich öffne den Kühlschrank – noch genug Bier, was mich beruhigt. In die Kirche gehen war nie mein Ding. Moscheen wären keine Alternative. Nein, undenkbar. Obwohl. Es gibt Menschen, die es hinkriegen, religionsgläubig, kapitalistisch und Alkoholiker zu sein. Tja, manchmal muss man den Feind synchron mit mehreren Mitteln bekämpfen. Es geht doch! Warum also nicht Christ und Moslem in einer Person?! Es tuen sich jede Menge Verknüpfungsmöglichkeiten auf… für all die Arschgeigen da draußen (Entschuldigung).
Ich bleibe lieber beim Bier. Da weiß ich, was ich habe.
Als ich vorhin anfing mit dem Beitrag, wollte ich was über Verschwörungstheorien schreiben, und ihr seht, wo ich landete. Bei Nichts. Ich hätte mich genauso gut über Frösche auslassen können. Die Realität hüpft einem nämlich ständig davon… wie so ein Laubfrosch im Laub.
bonanzaMARGOT
- 26. Dez. 16, 10:22
- Sonstiges zur Diskussion
Nicht erst seitdem ich mich intensiver mit der Krankheit Krebs beschäftige, erscheint mir der Mensch wie eine solche abartige Krebszelle, die sich unkontrolliert in dem sie beherbergenden Organismus ausbreitet, bis sie diesen und damit auch sich selbst zerstört. Folgende Fragen stellen sich mir: Wann und wieso entartete der Mensch? Gibt es eine Therapie? Welche Möglichkeiten habe ich für mich selbst?"
Das mit der abartigen Krebszelle scheint mir ein guter Vergleich zu sein. Aber ich glaube nicht, dass der Mensch entartet ist. Als sich die natürliche Evolution dazu entschloss, statt dem Magen das Gehirn des Menschen zu vergrößern (das geschah, als der Mensch vom Vierbeiner zum Zweibeiner wechselte und war durch die Veränderung der Nahrungsbeschaffung bedingt.) hat sich der Mensch ganz gut weiter entwickelt. Im technischen Sinn. Im emotionalen Sinn ist die Entwicklung null. Oder schlechter als das. Wenn man den Menschen als Raubtier bezeichnet, so tut man fast den Raubtieren unrecht, denn die töten nur, wenn sie Hunger haben. Der Mensch empfindet Lust am Töten und lässt sich dazu motivieren. (Ich sch.. auf Pflichtgefühl und sonstige "moralische" Begründungen für Krieg. Wir sind rein genetisch egoistische Arschlöcher und es ist durchaus gerecht und abzusehen, dass wir uns einmal überleben. Wie bald das sein wird, steht in den Sternen, aber vermutlich wird es viel balderer sein, als wir glauben.
hallo steppenhund
auch die krebserkrankung ist alles andere als erforscht, auch wenn es viele fortschritte in den therapien gibt.
ich sehe den menschen in seinem heutigen verhalten seiner umwelt gegenüber schon als "entartet" an - was wäre denn deiner meiner nach sonst "entartet"?
ich wünsche dir schöne postweihnachtliche tage und einen guten rutsch ins neue jahr!