Nabelschau an Weihnachten
Gut, dass ich mich dieses Jahr nicht sonderlich bemüßigt fühle, meinen Anti-Weihnachtsgefühlen Ausdruck zu verleihen. Das sollte ein Zeichen dafür sein, dass sich die Weihnachtsbelästigungen meine Person betreffend in Grenzen hielten. Vielleicht kommt langsam aber sicher die Weisheit des Alters hinzu - oder nennen wir es besser Gleichgültigkeit.
Ich verbringe die Tage in absoluter Ruhe und zumeist in der Abgeschiedenheit der eigenen vier Wände. Ein Blick aus dem Fenster sagt mir: Muss nicht sein: kühles, regnerisches Dezemberwetter, weder Sekt noch Selters, der deutsche Winter, der sich schmutzig wie die Straße zeigt: Grau in Grau.
Ich fließe in die Stunden, in den Tag. Gedanken sammeln sich und fallen wieder auseinander. Ich reflektiere meine Situation, mein Leben zum zigsten Mal und bleibe dabei stecken wie in einem Sumpf. Die Arme hängen schwer an mir herab. Die Augen versinken im Kopf. Zwei Tage unrasiert…
Nein, ich lasse mich nicht hängen. Ich erlebte diesen Zustand schon oft, total konzentriert in der Unkonzentriertheit. Die Realität wird zum Traumzustand. Ich weiß nicht, was ich sehe oder fühle. Wo kommen die Worte noch her?
Ich bin mir alles und nichts, meine eigene Laborratte. Das ICH zieht sich zurück und überlässt die Regie einem anderen. Ich brauche mich gar nicht. Ich stehe neben mir und löse mich auf. Wer ist das, der diese Zeilen schreibt? Wer läuft durch die Stadt und warum? Der andere geht diese Wege – und ich ziehe mich zurück wie ein stiller Begleiter. Ich sitze in der Schulter oder im Bauch oder in den Beinen. Ich lasse mich tragen und schlage vor Langeweile Purzelbäume, wenn der andere als Tumordokumentar arbeitet. Er quält sich durch die Stunden, und ich frage mich, warum er das macht. Wissen all die anderen „anderen“, wieso sie gerade dies oder das tun? Sind wir nur Puppen, die ans Steuer gesetzt wurden, um den Schein (eines Selbst) zu wahren?
Genug Nabelschau für heute. Weiter komme ich im Moment nicht. All diese Gedanken spielen gar keine Rolle in dem Universum um mich herum… Ist der Kühlschrank voll? Was gibt`s zu essen? Ist genug Geld auf dem Bankkonto? Wohin im nächsten Urlaub?... Alles schwimmt an der Oberfläche des riesigen Mahlstroms Leben, immer schön im Kreis herum durch die Monate, Jahre, Jahrzehnte, bis wir relativ unspektakulär verschluckt werden. Vielleicht hängen so viele Menschen an Festen wie Weihnachten, gerade weil sie immer dasselbe sind, weil sie seit Jahrhunderten Bestand haben, weil sie für ein paar Tage Ruhe und Frieden vorgaukeln. Ich weiß nicht. Ich habe den Sinn dafür nie gehabt.
bonanzaMARGOT
- 25. Dez. 16, 11:01
- boMAs Gedichte und Texte
Muss doch schön sein, sich auf die Liebste zu freuen?
Weihnachtsgruß vom Alten Rettich in deinen Tag!
am regelmäßigen rasieren liegt es auch nicht.
ab und zu vermisse ich dich, alter rettich, wenn du ein paar tage nicht schreibst.
ich sende dir statt eines formellen weihnachtsgrusses lieber einen (normal-menschlichen) gruß von herzen..., oder liegt dir viel an weihnachten?
Ich wünsche dir, dass dein Stern lange, lange nur für dich leuchtet!
sind nicht die meisten von uns glückspilze? - das ist doch ziemlich relativ zu sehen.
als ich in der altenpflege arbeitete, empfand ich mich angesichts der menschen, die dort ihre letzten tage, monate, jahre verbrachten, selbstverständlich als glückspilz... aber sicher wird irgendwann auch meine stunde schlagen.
das glück bedeutet auf dauer anstrengung und verantwortung, denn es hat eine andere seite, ein kostbares gegenstück, um das man sich kümmern muss...
ich werde dem glück, das ich hatte, nicht immer gerecht.
(schlecht ausgedrückt von mir.)
schlägt.
in der zeit schwimmen wir immer nur an der oberfläche - wir sehen alles, die welt, unseren werdegang, das erlebte, unsere vergangenheit stets aus dem blickwinkel der gegenwart.
wir schleppen alles mit uns, auch wenn wir es verlieren oder vergessen... solange ich es noch sagen kann, will ich das ganze nicht aus dem blick verlieren.
Dir einen schönen Nachmittag!
jeder erlebt sein leben höchst subjetiv, und auch seine einschätzungen gegenüber seinen mitmenschen und seiner umwelt sind befangen - also subjekt-abhängig. wir leben in einer höchst paradoxen gemengelage wie alles, was sich zu komplexen strukturen organisiert. wir tragen ungleichheit wie gleichheit in uns und reiben uns an den widersprüchen, die gar nicht zu verhindern sind. wir wollen besonders sein und kommen doch nie darüber hinaus..., bzw. bringen es nicht fertig, über unsere zehenspitzen hinaus zu sehen.
das, was wir gerade als leben bezeichnen, existiert nicht ohne das, was wir (im ganzen) sind und waren.
ich weiß, was du meinst. man läuft oft gefahr, den baum vor lauter wald nicht zu sehen... lach!
keine sorge, ich sehe ihn schon noch, meinen liebling!